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It-Girl Paris Hilton elektrisiert Stuttgart

It-Girl Paris Hilton elektrisiert Stuttgart

Der Besuch von IT-Girl Paris Hilton hat Stuttgart elektrisiert. Reporter und viele junge Menschen drängeln sich um sie. kreischen und telefonieren aufgeregt miteinander. Die Deutsche Bahn stellt für die Anreise sogar einen Leerzug zur Verfügung.

Stuttgart. 

Es gibt Tage, die plätschern träge dahin wie der Neckar an einem heißen Sommerabend. Die Nachrichtenlage ähnelt einem trüben Tümpel, aus dem sich nichts herausfischen lässt, was auch nur einigermaßen interessant mit dem Schwanz zappelt. Und dann gibt es diese anderen Tage. Tage wie jener Freitag, der 4. Februar 2011. Es ist der Tag, an dem Paris Hilton nach Stuttgart kommt.

Paris Hilton ist ein „It-Girl“. Der Beruf des It-Girls ist deutlich jünger als der des Schreiners, des Lokführers, ja sogar als der des Softwareexperten. Ein It-Girl ist nämlich keineswegs ein „Ei-Ti-Girl“, eine junge Frau also, die sich mit Computern gut auskennt und beispielsweise bei Siemens arbeitet.

So ein It-Girl macht andere Sachen, sie muss sich gar nicht gut mit Computern auskennen. Sie muss einfach nur glitzern und funkeln, so dass sie auch einem Tümpel mit abgestandenem Wasser Glanz und Glamour verleiht. Dann kommen Kameras, Reporter und viele junge Menschen. Alle drängeln sich und kreischen und telefonieren aufgeregt miteinander.

Das alles passiert mit Paris Hilton, die am Freitag doch tatsächlich in Stuttgart eingeschwebt ist. Schon am Mittwochmittag hatte sich gezeigt, dass sie nicht nur diese nette Blondine von nebenan ist, die mit Entführungsgeschichten von ihrem Chihuahua Schlagzeilen macht. Die 29-Jährige interessiert sich auch für Politik. Sie wolle sich in Stuttgart „selbst ein Bild vom Stuttgarter Bahnhof und den Plänen des Megaprojekts Stuttgart 21 machen“, lässt ihre Agentur ausrichten.

Großraumwagen statt Stretchlimousine

La Hilton, so viel scheint am Mittwoch klar, nimmt die Sache mit Stuttgart 21 wirklich ernst: Ihre Agentur teilt mit, dass Paris am Freitag mit dem ICE von Frankfurt nach Stuttgart fahren wolle. Großraumwagen statt Stretchlimousine.

Doch kurz darauf deuten sich erste Risse zwischen Paris Hilton und der Deutschen Bahn an. Es heißt, dass Hilton „mit der Bitte um kostenlose Zugtickets für ihren Tross bei der Bahn gescheitert“ sei. Diese habe argumentiert, dass es anderen Fahrgästen nicht zu vermitteln sei, dass Promis Gratisfahrscheine erhalten. Schon klar: die Bahn muss sparen.

Wer dem Tross im Weg steht, tut das nicht lange

Schließlich fährt ein schmutzig-grauer Intercity in den Bahnhof- mit Paris Hilton samt Gorillas und sonstiger Entourage. Die Braut trägt Schwarz. Handy, Kleid und Ohrenschützer – alles schwarz. Sie sagt kein Wort, auch nicht zu Stuttgart 21. Vielleicht 100, 150 Leute drängen sich um sie auf dem engen Bahnsteig – und merken bei der Ausfahrt des Leerzuges, dass an der Sache mit der „Sicherheitslage“ vielleicht doch was dran war.

Immerhin: Die Hilton – Proseccodöschen in einen Hand, mit der anderen gibt sie Autogramme – wird sicher zum Südausgang geleitet. Wer dem Tross im Weg steht, tut das nicht lange. Draußen wartet ihr Wagen, ein Porsche, Modell Panamera, natürlich schwarz. Und ein pflichtbewusster schwäbischer Polizist: „Des isch ein öffentlicher Verkehrsraum, des goht net“, erklärt er dem Chauffeur, der auf den Geleitzug warten will und mit dem Porsche die ganze Szenerie blockiert. So rauscht die Hilton fürs erste ohne Gefolge davon. Ziel unbekannt. Kein einziges Hotel hat auch nur andeutungsweise zugegeben, dass der prominente Gast bei ihm absteigen werde. Immer diese Diskretion.

Jedenfalls: gegen Mitternacht wird die Hilton in der Discothek Penthouse an der Heilbronner Straße erwartet. Es soll der Höhepunkt ihres Promotiontrips nach Stuttgart werden. Seit Tagen haben ihre Fans um Tickets für den VIP-Bereich gerangelt. Paris will Werbung machen. Für Dosen-Prosecco. Eine Stadt hielt und hält den Atem an.