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Haribo-Check: „Nah an der Sklaverei“ – So schlimm müssen Menschen für die Goldbären schuften

Haribo-Check: „Nah an der Sklaverei“ – So schlimm müssen Menschen für die Goldbären schuften

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ARCHIV - Eine Mitarbeiterin prüft am 17.07.2012 in der Haribo-Fabrik in Bonn Gummibärchen. Der Fruchtgummi-Hersteller zieht sich aus Bayern zurück. 2018 soll der Standort im unterfränkischen Mainbernheim geschlossen werden. Davon sind 92 Mitarbeiter betroffen. (zu dpa „Haribo schließt Werk in Unterfranken - 92 Mitarbeiter betroffen“ vom 06.10.2017) Foto: Caroline Seidel/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
  • Der ARD-„Markencheck“ hat die Haribo-Goldbären unter die Lupe genommen
  • Die Reporter decken Missstände bei der Produktion auf
  • In Brasilien arbeiten Menschen unter schlimmen Bedingungen

Berlin. 

„Haribo macht Kinder froh und Erwachsene ebenso“ – den bekannten Spruch kennt wahrscheinlich jeder. Maoam, Goldbären und Co. sind nicht nur in Deutschland extrem beliebt.

Die ARD hat in ihrem „Markencheck“ die Goldbären unter die Lupe genommen. Und erhebt schwere Vorwürfe gegen Haribo. Das Unternehmen hat im Check in den Bereichen Öko-Bilanz und Fairness ein mieses Ergebnis.

• Öko-Bilanz

In Haribo-Goldbären steckt Gelatine aus Schweineschwarte und -knochen. Die „Markencheck“-Redakteure wollten daher wissen, wie es den Schweinen geht. Bei ihrer Recherche landen sie beim Haribo-Zulieferer Gelita und später beim Fleischvermarkter Westfleisch.

Dort geht es den Tieren laut Tierschützern extrem schlecht. Auf Videos sei zusehen, wie Schweine in ihren eigenen Exkrementen leben und Blessuren haben, heißt es beim „Markencheck“.

Gelita und Westfleisch dementieren auf Nachfrage der ARD-Redaktion die Berichte der Tierschützer. Haribo erklärt dem Sender nur, dass die Firma hohe Standards fordere. Mögliche Schwachstellen in den Lieferketten und Produktionsprozessen versuche man abzustellen.

Das Fazit des ARD-„Markenchecks“: „Der Öko-Faktor ist bedenklich.“

• Fairness:

Ihren Glanz bekommen die Goldbären durch das Carnaubawachs. Die Palme, die dieses Wachs produziert, wächst im Nordosten von Brasilien. Die Reporter suchen für ihren Beitrag die Bauern auf, die das Wachs für Haribo produzieren – und decken schockierende Arbeitsbedingungen auf.

Ein Vertreter des brasilianischen Arbeitsministeriums berichtet, wie unmenschlich es auf den Plantagen zugeht. So müssten die Arbeiter zum Teil im Freien schlafen oder in Lastwagen. Sauberes Trinkwasser? Fehlanzeige! Die „Markencheck“-Redakteure treffen auf den Plantagen sogar Minderjährige an.

Das brasilianische Strafgesetzbuch sieht diese Zustände nah an der Sklaverei!

Haribo spielt die Berichte herunter. Ein Verstoß gegen die Richtlinien des Unternehmens sei nicht bekannt, zitiert die ARD das Unternehmen. Dann verspricht die Bonner Firma: „Wir werden dieses Thema auch proaktiv über unsere Lieferanten nachverfolgen. Wir sind ein Unternehmen, was Kindern und Erwachsenen eine Freude machen will. Die Missachtung von sozialen und ethischen Standards können und wollen wir daher nicht akzeptieren.“

Das Fazit des ARD-„Markenchecks“: „Die Fairness ist unzureichend.“ (jha)