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Golfen macht arm? – Fünf Klischees zum Elitesport

Golfen macht arm? – Fünf Klischees zum Elitesport

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Foto: Kai Kitschenberg/WAZ FotoPool
Dem Golfen haftet ein elitäres, versnobtes Image an. Wird die Sportart diesem Klischee wirklich noch gerecht? Der große Preis-Check.

Düsseldorf. 

Das ist Golf: Ein älterer Herr, Typ Privatier, hievt sich aus seinem Sportwagen. Augenblicke später posiert er am Abschlag. Bis zu Loch 18 diskutiert er nun den Börsenindex und schimpft mit Gleichgesinnten über die gastronomischen Veränderungen in Kampen auf Sylt. Nebenbei schwingt er lässig ein Siebener-Eisen, bevor er im Clubhaus stöhnt: „Dieser Sport macht mich fertig“ – und einen 40 Jahre alten Whisky bestellt. Ist das wirklich Golf? Nicht unbedingt! Es geht auch weniger elitär.

Die laufenden Kosten

In der Tat: Der Jahresbeitrag in einem deutschen Traditionsverein kann teilweise bei bis zu 15.000 Euro liegen. Da ist es sicher günstiger, eine Runde um den Block zu spazieren oder auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Aber es geht auch erschwinglicher: Wer sich nicht bindet, sondern sich der Vereinigung clubfreier Golfspieler (VcG) anschließt, kann für rund 200Euro im Jahr weltweit Golfplätze nutzen – vorausgesetzt, er hat die Prüfung zur Platzreife bestanden. Er zahlt dann jeweils das Greenfee, also eine Spielgebühr, die auf einem deutschen Platz bei 25 bis 120 Euro liegt. „Das Modell hat sich etabliert“, sagt VcG-Geschäftsführer Marco Paeke.
Erstes Klischee: Golf macht arm – ausgeräumt!

Die Nebenkosten

Was ist mit der Kleidung? Was mit den Schlägern? Und mit der Platzreife, also dem Führerschein für Golfer? Ojemine. Das klingt teuer. Doch es geht auch in der Sparversion. Golfexperte Johannes Podszun rechnet vor: Einmalig fallen Gebühren für die Platzreife (ab 75 Euro) und für einen Vorbereitungskurs (etwa 150 Euro) an. Einen Einsteigersatz mit Tasche und Schlägerset gibt es vielerorts ab 200 Euro. Auch Handschuhe (ab 19 Euro) und Golfschuhe (ab 90 Euro) müssen sein. Das macht rund 550 Euro.

Die übrige Kleidung muss nicht zwangsläufig teure Golfmode sein, es genügt Freizeitkleidung, die einige Regeln erfüllen sollte, auch wenn die Szene lässiger geworden ist. Laut Dietrich von Garn vom Deutschen Golf Verband sind das: Ein Shirt mit Kragen für Männer, Frauen dürfen auch mit kragenlosen Shirts auf den Platz. Bluejeans sind auf manchen Plätzen weiter ein No-Go, mit Jeans in Beige oder Schwarz fällt aber niemand unangenehm auf. Trainingsanzüge und Turnschuhe müssen weiter draußen bleiben.
Zweites Klischee: Die Ausrüstung frisst ein Jahresgehalt – ausgeräumt!

Clubfreies Spielen

Als sich Golfer ohne Club vor 20 Jahren zusammenschlossen, um ihren Sport bezahlbarer und für mehr Menschen möglich zu machen, haben sich Traditionsvereinen schnell eingesperrt. „Damals hat nur jeder dritte Verein VcG-Golfern ein Spielrecht eingeräumt“, erinnert sich Paeke. Heute schlägt kaum noch ein Club den Clubfreien die Tür vor der Nase zu. 98 Prozent der Anlagen öffnen sich, neuerdings sogar der bislang zurückhaltende Düsseldorfer Golfclub.
Drittes Klischee: Golf ist elitär – ausgeräumt!

Das Gesunde am Golf

Bei einer 18-Loch-Runde verbrennt der Körper im Durchschnitt über 1200 Kalorien, unter Umständen mehr als bei einer Stunde Jogging, sagt der Kölner Sportmediziner Dr. Holger Herwegen. Zudem werden bei einem Abschlag über 124 Muskeln beansprucht. Da kommt was zusammen: Eine 18-Loch-Runde mit ihren acht bis zehn Kilometern Fußweg dauert vier bis fünf Stunden. Dabei wird ein- bis zweihundert Mal abgeschlagen, – wohin auch immer.
Viertes Klischee: Golf ist kein Sport – ausgeräumt!

Verblüffend jung

Golf hat sich verändert – weil die Typen andere sind. Früher hatte die Sportart in etwa so viel Glamour wie ein Bernhard Langer, und der war nun nicht gerade als Feierbiest bekannt. Dann kam die Generation Tiger Woods und lieferte Geschichten vom Rande des Platzes für die Klatschspalten. „Als Woods bei wichtigen Turnieren in einem einfachen T-Shirt angetreten ist, ist die Etikette endgültig lockerer geworden“, sagt Johannes Podszun, Marketingleiter der clubfreien Golfspieler. Auch wenn Traditionalisten bei diesem Anblick der Kragen ihres Polohemdes platzen dürfte.

Daneben hat es Golf auch dank seiner Varianten zu später Jugend gebracht: Cross-Golf wird nicht auf dem Platz gespielt, sondern überall. Auf Halden, in Wäldern, über Stock und Stein (Termine in NRW im Internet, z.B. pottgolf.de). Auch frei zugängliche Übungsplätze mit Driving Ranges haben dem Golfen ein lockeres Image verpasst, z.B. auf der Rennbahn in Dortmund-Wambel, dortmund.golfrange.de. Oder die Indoor-Golfanlagen, die Schnupperkurse am Simulator anbieten (oasebochum.de in Bochum und cosmo-sports.de in Düsseldorf).
Fünftes Klischee: Golf ist nur etwas für Rentner – ausgeräumt!