Gehirnwäsche, Missbrauch: So rechnet „King of Queens“-Star Leah Remini mit Scientology und Tom Cruise ab
Hollywood-Star Leah Remini berichtet über Missbrauch in der Sekte
Sie sollte ihre Schauspielkollegen rekrutieren
So absurd ist die Rolle von Tom Cruise
Los Angeles.
Wer früher „King of Queens“ geschaut hat, kennt Leah Remini: In der Sitcom spielte sie „Carrie Heffernan“, die Ehefrau von Kevin James. Was weniger bekannt war: Die heute 46-jährige war 30 Jahre lang Mitglied bei Scientology. 2013 stieg sie aus. Jetzt hat sie ihren Kampf gegen die Sekte mit aller Wucht in die Öffentlichkeit getragen.
„Fragt mich alles über Scientology“
Am Dienstagabend sprach sie in der mehrteiligen Doku „Scientology and the Aftermath“ („Scientology und die Nebenwirkungen“) im US-Fernsehen bereits über die Sekte. Jetzt beantwortet die Schauspielerin auf der Diskussionsplattform „Reddit“ Fragen der Fans. In dem AmA („Ask me Anything“ dt. „Frag’ mich alles!“) geht es um schwere Vorwürfe: gnadenlose Überwachung, Missbrauch und die komplett absurde Rolle von Tom Cruise.
Über Missbrauch
„Als ich 16 war, wurde ich Zeuge, wie ein Ende 30-Jähriger Scientologe Sex mit einer 16-Jährigen hatte. Die Kirche hat das gewusst und geduldet. Die Opfer zu schikanieren und zu behaupten, dass diese Dinge nicht stattgefunden haben, ist der größte Missbrauch, den ich miterlebt habe.“
Das AmA bestärkt auch andere ehemalige Mitglieder, ihr Schweigen zu brechen. Ein User schreibt, er sei von Scientology-Chef Davis Miscavige verprügelt worden.
Über Überwachung
Remini: „Jeder Therapie-Raum ist mit Kameras und Abhörmikrofonen ausgestattet. Sobald du deinen Mund aufmachst, verwenden sie es gegen dich.“
Über Kevin James
Remini: „Sie fragten mich ständig: ‚Warum bekommst du nicht Kevin James? Du bist kein gutes Beispiel für uns. Du bekommst auch den Produzenten nicht.‘ Sie machten Druck, dass meine Arbeitskollegen sich Scientology anschließen sollten.“
Über die Reaktionen anderer Promis
Remini: „Viele haben mich gefragt, warum ich bei dem Scheiß mitmache.“
Über Geld
Remini und Scientology liefern sich seit Jahren einen Rechtsstreit: Im Kern geht es um 1,5 Millionen Dollar, die Remini für ihren erlittenen emotionalen Schaden fordert. Nach eigener Angabe nur ein Teil der Summe, die sie während ihrer langen Mitgliedschaft selbst an die Sekte abgetreten hatte.
Remini: „Ich habe ihnen mehrere Millionen Dollar gezahlt.“
Über Gehirnwäsche
Remini: „Die meisten sind in der 2. oder 3. Generation dabei und wachsen mit der Ideologie auf. Von allen anderen Einflüssen werden sie isoliert. Sie sind Opfer.“
„Sie glauben, sie tun erstaunliche Dinge für diese Welt. Und David Miscavige ist verantwortlich für diesen Betrug.“
Über „Messias“ Tom Cruise
Remini: „Für die Kirche ist er der Messias. Sie glauben, dass er den Planeten unabänderlich verändert. Das reden sie den Mitgliedern ein.“
Über den Absprung
Remini: „Mir wurde beigebracht, Kritik an Scientology auszublenden und aus dem Weg zu gehen. Und das Schlimmste war: Es war so einfach.“
„Beim Ausstieg habe ich lange mit mir gehadert. Dass sie Lügen über Leute verbreitet haben, die die Wahrheit erzählten und ausstiegen, hat bei mir den Auschlag gegeben.“
Über ihre Freunde dort
Remini: „Ich bin eine Supressive Person (dt: unterdrückerische Person). Mit diesen Personen ist Mitgliedern der Kontakt verboten. Ich würde gerne mit meinen Freunden dort sprechen und mein Patenkind sehen.
Was die heute 46-Jährige mit ihren teils schockierenden Aussagen beabsichtigt: Jugendliche davon abhalten, sich von der Sekte vereinnehmen zu lassen.
So reagierte die Sekte
Scientology veröffentlichte noch vor Ausstrahlung der Doku eine Erklärung. Darin wird Reminis Reaktion als die einer „verbitterten Ex-Scientologin“ abgetan: Das Ganze sei „nichts anderes, als ein ausgedachte, einstudierte und dramatisierte Fiktion“. Mit der Realität habe das nichts zu tun.
In diesem Video nimmt Remini Stellung zu dieser Einschätzung der Scientologen. (ac)