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Für Ulrike C. Tscharre war Kroatien-Dreh fast ein Heimspiel

Für Ulrike C. Tscharre war Kroatien-Dreh fast ein Heimspiel

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Deutscher Theaterpreis 2012 Foto: TA
„Unterwegs mit Elsa“: Ulrike C. Tscharre („Im Angesicht des Verbrechens“) ist am Freitag in einem Roadmovie im Ersten zu sehen. Gedreht wurde die Frauen-Komödie in Kroatien. Warum die Arbeit dort für Tscharre ein Heimspiel war, verrät die Schauspielerin im Interview.

Köln. 

Drei Frauen unterwegs auf dem Weg in ein neues Leben: Das ist das Thema der Wohlfühl-Komödie „Unterwegs mit Elsa“ (ARD, 20.15 Uhr). In den Hauptrollen: Michaela May, Alicia von Rittberg und nicht zuletzt mit Ulrike C. Tscharre, die in der preisgekrönten Serie „Im Angesichts des Verbrechens“ überzeugte. Mit Tscharre sprach Jürgen Overkott.

Sie stehen gerade für einen Kino-Film im Raum Köln vor der Kamera: „Kalte Tage“. Es geht um ein Familiendrama. Wie fühlten sich die Dreharbeiten mitten im Karnevalstrubel an?

Ulrike C. Tscharre: Wir drehen ein bisschen außerhalb von Köln. Das Einzige, was wir vom Karneval mitgekriegt haben, ist, dass wir unsäglich früh abgeholt werden, um überhaupt noch aus der Stadt herauszukommen. Und wenn wir wiederkommen, sehen wir die ganzen Jecken auf der Straße.

Eine große Inszenierung mit vielen Laien-Darstellern. War Karneval für Sie selbst früher ein Thema?

Ulrike C. Tscharre:

Ich habe lange in Köln gewohnt, ich habe einmal mitgefeiert, und an Weiberfastnacht habe ich gedacht, man muss jedes Kölsch trinken, dass einem hingestellt wird. Ich war am Ende furchtbar betrunken und froh, dass ich meine Wohnung wiedergefunden habe. Das hat mir dann aber auch für die nächsten Jahre gereicht.

„Die Hexen sind übrigens Männer“

Hatten Sie einen Blindenhund dabei, der Sie in die richtige Richtung geführt hat?

Ulrike C. Tscharre:

Nee, nee, das war schon mein inneres GPS. Ich komme aus Süddeutschland und bin mit der Fasnet aufgewachsen, das ist eine ganz andere Form des Karnevals als im Rheinland, viel urtümlicher, viel düsterer, die Hexen mit den Holzmasken und all das. Das liegt mir mehr. Die Hexen sind übrigens traditionell Männer…

Welche Rollen bleiben den Frauen?

Ulrike C. Tscharre: Die Frauen werden von den Hexen gekidnappt, in einen Karren gesperrt und jwd wieder rausgelassen.

Da ist Ihr aktueller Film „Unterwegs mit Elsa“ das exakte Gegenteil: Da geht’s um moderne Rollen. Was mir in dem Film auffällt, ist die zelebrierte Sehnsucht nach dem harmonischen Zusammenleben von drei Generationen.

Ulrike C. Tscharre: Das traditionelle Familienbild bricht auseinander, es ist so nicht mehr zu leben. Ich kann mir vorstellen, dass es so ist: Je mehr man selbst merkt, wie wenig sich die Vorstellungen von Familie leben lassen, desto größer ist der Wunsch nach Familie. Und das Zusammenleben von drei Generationen – die Enkel wachsen auch mit den Großeltern auf – gibt es allenfalls noch auf dem Land. Es ist nicht mehr der Alltag.

Die Sehnsucht nach Harmonie zwischen drei Generationen

Es gibt in verschiedenen Großstädten Drei-Generationen-Projekte. Könnten Sie sich vorstellen, in einem derartigen Haus zu wohnen?

Ulrike C. Tscharre: Das kann ich Ihnen gar nicht sagen. Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Was mich in Berlin – ich lebe dort seit einigen Jahren – irritiert, sind Stadtteile wie Prenzlauer Berg oder Friedrichshain. Wenn ich dort durch die Straßen gehe, denke ich: Da fehlt was. Und was fehlt, sind Omas, die in den Laden um die Ecken gehen. Also beides: die Omas und die Läden. Doch die Mischung ist wichtig für alle: für Junge, alte Menschen zu erleben, und für Alte, den Anschluss an die Jugend nicht zu verlieren.

Sie leben in einem Stadtteil mit einer gemischten Bevölkerungsstruktur.

Ulrike C. Tscharre: Ja, und das habe ich mir auch so ausgesucht.

Fliegen wir gedanklich von Berlin nach Kroatien, wo „Unterwegs mit Elsa“ enstanden ist. Sie haben gearbeitet, wo andere Urlaub machen. Kriegt man da vom Land überhaupt etwas mit?

Ulrike C. Tscharre: Ich habe ihn mir ausgesucht, gerade weil er in Kroatien spielt. Ich habe dort früher im Sommer oft meine Ferien verbracht, eigentlich meine halbe Kindheit. Mir ist das Land sehr vertraut, ich mag das Land unglaublich gern. Jetzt, beim Drehen, waren wir auf der Istrischen Halbinsel und auch in Slowenien, nur 100 Kilometer von Kärnten entfernt, wo meine Eltern leben.

Die Mutter aller Road-Movies


Kroatien wirkt ein bisschen wie Italien ohne Italiener.


Ulrike C. Tscharre:

(lacht) Triest ist nicht weit, und ich weiß, dass viele Italiener über die Grenze nach Kroatien fahren, weil es dort das bessere italienische Essen gibt. Die Italiener und die Nord-Kroaten sind sich recht verbunden.

„Unterwegs mit Elsa“ ist ein Road-Movie. Was ist für Sie die Mutter aller Road-Movies?

Ulrike C. Tscharre: „Thelma und Louise“.

Warum gerade dieser Film?

Ulrike C. Tscharre: Er hat die stärksten Spuren bei mir hinterlassen, es geht um zwei starke Frauen, der Film hat etwas Befreiendes und zugleich etwas Tragisches. Man hätte sich gewünscht, dass die beiden Frauen ein anderes Ende finden (sie stürzen schließlich in den Tod; Red.).

Verbringen Sie Ihr halbes Leben im Kino?

Ulrike C. Tscharre: Nicht ganz (lacht). Aber wenn ich Zeit habe, gehe ich gern ins Kino, gerade beim Drehen in fremden Städten, wenn ich früher fertig bin oder wenn ich einen Tag drehfrei habe.

„Ich saß mit offenem Mund im Kino“

Allein oder im Rudel?

Ulrike C. Tscharre:

Ich gehe wahnsinnig gern allein ins Kino, und ich gehe wahnsinnig ungern in große Kinos. Ich mag Stadtteil-Kinos, und ich mag Nachmittagsvorstellungen sehr gern…

…womit mit elegantem Schwung bei der Oscar-Gala wären. Fanden Sie die Preisvergabe gerecht?

Ulrike C. Tscharre: Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Amy Adams den Preis bekommt für „American Hustle“. Ich fand sie sooo toll. Aber: (Oscar-Preisträgerin) Cate Blanchett in dem Woody-Allen-Film „Blue Jasmine“ war auch grandios. Bei ihr saß ich mit offenem Mund im Kino und dachte: Boah, ist die toll.