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Frau Heller traut sich was

Frau Heller traut sich was

Berlin. 

Sie schleppt einen Fisch in einer Plastikdose mit sich herum, weil der eine Pilzinfektion hat. In der Kantine haut sich die Kommissarin Pommes auf den Teller. Am Tatort lässt sie ihre Kleider auf einem Steg liegen, um in der Sommerhitze nackt in den See zu hüpfen. Eine eigenwillige Hauptfigur, dazu eine Handlung düster wie ein Schwedenkrimi: Das ZDF traut sich was mit „Kommissarin Heller“. Keine Serie wie „Kommissarin Lund“ oder „Die Brücke“, aber der Auftakt der neuen Krimireihe ist vielversprechend.

Nach dem Ende der Dauerbrenner „Rosa Roth“ und „Stubbe – Von Fall zu Fall“ ordnet der Sender seinen 20.15-Uhr-Krimiplatz am Samstagabend neu. Bislang mit Erfolg: Die Premiere von Anna Loos als Fahnderin Helen Dorn hatte acht Millionen Zuschauer, das Debüt der Reihe „München Mord“ am 30. März 6,75 Millionen. Nun kommt Lisa Wagner (34), die jüngste ZDF-Kommissarin.

Gibt es für sie einen Druck? „Beim ersten Film war vorher überhaupt nicht klar, wann der Sendetermin ist“, sagt Wagner im dpa-Interview. „Ich glaube auch nicht, dass ich anders gespielt hätte, wenn ich vorher gehörte hätte, dass es 20.15 Uhr am Samstag ist. Dass bei Anna Loos mehr einschalten, ist doch logisch, oder?“

Vorlage sind die Bücher von Silvia Roth, bei denen Produzentin Regina Ziegler einen Trüffel witterte und jetzt überzeugt ist: „Das Ergebnis kann sich sehen lassen!“ Ungewöhnlich ist, dass derzeit schon die dritte Folge der Reihe gedreht wird, bevor der Auftakt „Tod am Weiher“ überhaupt im TV lief. Was ebenfalls für die Qualität spricht: Wagner gewann für die Rolle den Hessischen Fernsehpreis.

Schauplatz ist Wiesbaden. Die junge Kommissarin Heller ist aus Köln in ihre Heimat zurückgekehrt. Eine Frau liegt ermordet in einem Haus am See, der Mann (Markus Hering) gesteht die Tat. Gleichzeitig wird ein kleines Mädchen von einem Spielplatz entführt. Hellers Kollege Hendrik Verhoeven, gespielt von Hans-Jochen Wagner (nicht mit Lisa Wagner verwandt), hält den Mordfall für abgeschlossen. Seine neue Kollegin, die er seltsam findet, lässt aber nicht locker. Warum musste die Frau sterben? Und was hat es mit den Knochenbrüchen auf sich?

Eine private Seite hat die Kommissarin auch. Ihre Schwester liegt nach einem Autounfall im Koma, sie hört Björk und hat ein Aquarium. „Sie ist so geschrieben, dass sie ein bisschen unberechenbar ist“, sagt Wagner über die Figur. „Das macht großen Spaß.“ Die Schauspielerin ist Krimifan, mag es aber nicht, dass die Kommissare oft alles wissen. „Da müssen Sie mal darauf achten: Es ist furchtbar.“

Für das Fernsehen ist die Pfälzerin mit den kurzen blonden Haaren ein unverbrauchtes Gesicht. Sie kommt von der Bühne. Zehn Jahre lang war sie am Residenztheater in München. Mit dem Weggang von Intendant Dieter Dorn entschied sie sich, mehr Filme zu drehen. Sie hat bereits einige Auszeichnungen bekommen, darunter den Grimme-Preis für eine Münchner „Tatort“-Folge. Wagner hat zwar eine gewisse Coolness. Aber die hatte beim Dreh für „Kommissarin Heller“ ihre Grenzen: „Es war eine Überwindung, in dieses kalte Wasser zu springen. Ich hatte einen unfassbaren Puls.“