Spezielle Selfie-Stangen sollen Selbstportäts mit dem Handy vereinfachen. Nicht jeder ist davon begeistert. An vielen Orten sind sie sogar verboten.
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Sie sind das Trend-Foto-Instrument schlechthin: die Selfie-Sticks. Ein ausklappbarer Stab, an dessen Ende Handy oder Kamera befestigt werden, um ein Foto von sich selbst ohne sichtbar ausgestreckten Arm schießen zu können. Über Bluetooth oder einen Knopf an der Stange wird schließlich das Bild gemacht. Vor allem bei Touristen ist die künstliche Armverlängerung beliebt: Sie reisen zum Taj Mahal, der Golden Gate Bridge oder dem Eiffelturm – nur um den Sehenswürdigkeiten dann den Rücken zuzukehren. Andere verteufeln die Selfie-Sticks, fühlen sich gestört vom Stangenwald, der ihnen die Sicht versperrt.
Praktisch ist die Armverlängerung, wenn es darum geht, ein Gruppenfoto aufzunehmen. Niemand fehlt auf dem Erinnerungsfoto, weil er die Kamera halten muss. Früher reichte noch ein freundliches: „Kannst Du mal ein Foto von uns machen?“ – und ein anderer Tourist oder Einheimischer drückte auf den Auslöser. Doch heute möchte kaum noch jemand sein teures Smartphone mit privaten Fotos, Telefonnummern und Nachrichtenverläufen einem Fremden in die Hand drücken.
An vielen Orten sind Selfie-Sticks bereits verboten
In vielen Museen, Fahrgeschäften in Freizeitparks, Fußballstadien sowie bei Festivals ist es aber mittlerweile verboten, Selfie-Sticks zu benutzen. Zu groß sei das Sicherheitsrisiko der ausziehbaren Kameraarme. Auch das Kolosseum in Rom und das Schloß Versaille in Paris haben die Stangen verbannt. Ob der Selfie-Stick zuhause bleiben muss oder doch mit ins Gepäck darf, verrät die Plattform „Can I bring my selfiestick“. Deutsche Ausflugsorte sind hier bislang allerdings noch nicht gelistet.
Problematisch kann es auch an Flughäfen werden: Je nach Gewicht und Beschaffenheit, könnten die Selfie-Stangen als Schlagwaffe eingesetzt werden – dann dürfen sie nicht mit ins Handgepäck. In Südkorea existiert sogar ein Gesetz, das die Stangen verbietet, weil die Behörden sie dort wegen der integrierten Bluetooth-Funktion für eine große Gefahr halten. Sie befürchten die Störung anderer technischer Geräte, Gesundheitsgefährdung durch die Funkstrahlung und dass Dritte darüber an persönliche Daten gelangen könnten.
Bürste, Hut und Schuhe als Handyhalterung
Trotzdem wird der Selfie-Stick immer noch weiterentwickelt und um – mehr oder weniger sinnvolle – Gadgets erweitert: Belfie-Sticks für das optimale Bild vom eigenen Hinterteil, Selfie-Haarbürsten und sogar ein Selfie-Hut sind mittlerweile erhältlich. Auf der Crowdfunding-Seite Kickstarter stellt beispielsweise ein Erfinder die Zombie-Hand „Zelfie“ vor. Wenn man diese an einem Selfie-Stick befestigt, sollen es so aussehen, als würde der Fotograf vor Untoten flüchten.
Es geht aber noch absurder: Die Firma miz mooz hat vor einigen Monaten Selfie-Schuhe vorstellt. Dabei sollte das Smartphone in den Schlitz am vorderen Ende des Schuhs gesteckt werden. Dann brauche man „nur noch“ das Bein anheben und mit dem Zeh auslösen. Allerdings entpuppte sich das Ganze als Aprilscherz – zumindest vorerst. Nach der Aktion muss es wohl so viele Anfragen gegeben haben, dass die Firma tatsächlich überlegt, ihre Idee wirklich umzusetzen.
Mit dem Selfie-Stick ist es wie mit so vielem: Er hat Vor- aber auch Nachteile – und jeder hat seine eigene Meinung dazu. Letztendlich ist der Mensch hinter dem Gerät dafür verantwortlich, was er daraus macht: Ein praktisches Hilfsmittel oder eine Behinderung der Mitmenschen.