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Er ist der „Engel von Nanjing“: Wie dieser Mann 300 Menschen das Leben gerettet hat

Er ist der „Engel von Nanjing“: Wie dieser Mann 300 Menschen das Leben gerettet hat

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Der Chinese Chin Se rettet auf der Jangtse-Brücke in Nanjing Leben. Foto: Angel of Nanjing
  • Der Chinese Chin Se ist für viele Menschen der Retter in größter Not
  • Er überwacht die Jangtse-Brücke in Nanjing
  • An keinem Ort der Welt begehen mehr Menschen Selbstmord

Nanjing. 

Sie stehen verdächtig lange am Geländer, ihr Blick ist leer, der Kopf gesenkt – für Chin Se wichtige Warnsignale: Gleich könnten sie springen.

Seit 2003 rettet der Chinese Leben. Jeden Samstag und Sonntag schnappt er sich seinen Motorroller und patrouilliert auf der Jangtse-Brücke in Nanjing. Die Brücke ist eine der berühmtesten in China – aber auch die tödlichste.

Chin Se als Gegenentwurf zu Logan Paul

Kein anderer Ort der Welt wird so oft von Selbstmördern genutzt wie die 1,6 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnbrücke der chinesischen Provinzhauptstadt. Tausende Menschen haben sich dort bereits in den Tod gestürzt.

Chin Se ist da, um weitere Suizide zu verhindern. Seine Geschichte wurde in den letzten Tagen wieder verstärkt geteilt, nachdem sich der YouTuber Logan Paul über ein Suizid-Opfer lustig gemacht hatte. Um zu zeigen, wie man es besser macht.

Vom Sprung abhalten alleine reicht nicht

Bereits 2016 wurde Chin Se auch international bekannt, als der preisgekrönte Dokumentarfilm „Angel of Nanjing“ in die Kinos kam. „Wenn ich mit den Menschen rede, die sich das Leben nehmen wollen, sind das meistens sehr freundliche Menschen, die nur einen kleinen Fehler oder einen falschen Schritt in ihrem Leben gemacht haben“, sagte Chin Se dem australischen Portal „news.com.au“. „Ich möchte sie zurück ins Leben ziehen.“

Bei mehr als 300 Menschen hat er das nach eigenen Angaben inzwischen geschafft. Doch der schwierigste Teil kommt erst danach.

Chin Se versorgt Lebensmüde noch Tage später

Denn sie vor dem tödlichen Sprung abzuhalten, ist die eine Sache – sie nachhaltig für das Leben zu begeistern, eine andere. Laut „Stern“ beherbergt Chin Se die Menschen nach der Rettung einige Tage in einer eigens dafür gebauten Unterkunft. Unterstützung bekomme er dabei von Psychologie-Studenten.

Er selbst habe hingegen keine psychologische Ausbildung. Unter der Woche arbeite er für eine Transportfirma. Doch die wichtigste Qualifikation bringt der „Engel von Nanjing“ ganz offensichtlich mit: Empathie. (cho)

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über Suizide oder Suizidversuche, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800/111-0-111 und 0800/111-0-222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.