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Eine Liebe bis in den Tod – Paar stirbt nach 70 Jahren fast zeitgleich

Eine Liebe bis in den Tod – Paar stirbt fast zeitgleich

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Foto: privat
Als Helen nach 70 Jahren Ehe stirbt, folgt ihr Kenneth nur 15 Stunden später. Die im Zeitalter von hohen Scheidungsraten selten einfache Geschichte der Felumlees über Liebe, Stetigkeit und Dauerhaftigkeit hat Amerika über Ostern zu Tränen gerührt.

Washington. 

Welche Kraft ist das, die zwei Menschen ein Leben lang ganz eng zusammenhält? Die auch nach weit über einem halben Jahrhundert nicht versiegt? Und die den einen sehr bald nachkommen lässt, wenn der andere für immer gegangen ist? Eine im Zeitalter von hohen Scheidungsraten selten einfache Geschichte über Liebe, Stetigkeit und Dauerhaftigkeit hat Amerika über Ostern zu Tränen gerührt.

Helen und Kenneth Felumlee aus dem Städtchen Nashport im US-Bundesstaat Ohio waren 70 Jahre verheiratet. Ihre acht Kinder beschrieben sie als „unzertrennliche Gefährten“. Wer ihre Fotos sieht, muss das einfach glauben. Selbst beim Frühstück hielten sie einander kurz an der Hand. Jeden Tag. Bis der Tod sie schied. So friedlich und würdig, wie es wenigen vergönnt ist.

Erst starb vor wenigen Tagen Helen Felumlee nach langer Krankheit. Sie wurde 92 Jahre alt. Am Morgen des nächsten Tages hörte das Herz ihres ein Jahr jüngeren Mannes auf zu schlagen. „Er war bereit“, sagte sein Sohn Dick der Lokalzeitung „The Zanesville Ti­mes Recorder“, „er wollte sie nicht zu lange allein lassen.“

Im Tod wie im Leben. Helen und Kenneth waren keine 20, als eine Ex-Freundin des Jungen mit den prachtvollen Segelohren die beiden miteinander bekannt machte. Es muss Liebe auf den ersten Blick gewesen sein. Zwei Tage, bevor Kenneth Felumlee das gesetzliche Heiratsalter von 21 erreichte, setzte das Paar über den Ohio River hinüber nach Kentucky und schloss für die damals fällige Gebühr von zwei Dollar das, was gemeinhin der Bund fürs Leben genannt wird.

Symbiotische Zweisamkeit

Die Felumlees verstanden darunter eine symbiotische Zweisamkeit, in der Intimität auf Distanz keine Harmonieformel war. Keiner wollte jemals ohne den anderen sein. Niemals, auch nur eine Nacht, erzählte Tochter Linda Reportern des Fernsehsenders NBC, haben ihre Eltern getrennt geschlafen. Als das Paar einmal auf einer Fähre nur Etagenbetten vorfand, legten sich beide zusammen ohne Diskussion gemeinsam auf die unterste Pritsche. Sie hatten nur sich, als sie miteinander anfingen. Sie gaben sich nie wieder her.

Nach der Pensionierung des langjährigen Eisenbahninspektors und Postboten 1983 erkundeten die Felumlees ihr Amerika. Im Bus reisten sie durch alle Bundesstaaten. Immer zusammen. In bester geistiger Verfassung. Wie Kameraden, verbunden einander in unverbrüchlicher Solidarität. Als Durchblutungsstörungen die Amputation eines Beines erforderten, übernahm Helen wie selbstverständlich die Pflege ihres Mannes. Obwohl sie selbst mit schweren Krankheiten zu kämpfen hatte.

Nach dem Abschied seiner Frau sagte Kenneth Felumlee der engsten Verwandtschaft kurz und knapp: „Mutter ist tot“. Und stellte sich wie auf Knopfdruck selbst die Lebenskraft ab. „Wir wussten, wenn einer geht, würde der andere auch gehen“, sagte Tochter Linda Cody, „wir wollten, dass sie zusammen gehen. Und sie haben es gemacht.“

Die Familie sang seine Lieblingslieder

Am Sterbebett sang die Großfamilie die Lieblingslieder des alten Mannes. „Es war eine wundervolle Abschiedsparty“, so Cody. Nach einem gemeinsamen Gebet schlief Kenneth am Morgen nach dem Tod seiner Frau friedlich ein. Das größte Lebenswagnis, schreibt die „Coshocton Tribune“, ist nicht das Dasein als Einzelgänger. Sondern die Gemeinsamkeit bis in den Tod.