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Edith Piaf – auch nach ihrem Tod lebt die Legende weiter

Edith Piaf – 50 Jahre nach ihrem Tod lebt die Legende weiter

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Foto: Getty Images
Vor über 50 Jahren starb der „Spatz von Paris“ Edith Piaf. Ihre Lieder sind unvergessen. Zahlreiche Filme und Romane erzählen ihr bewegtes Leben und Stars wie Lady Gaga, Patricia Kaas oder Beth Ditto halten ihr Andenken hoch.

Paris. 

„Denken Sie manchmal an das Alter?“ wird Edith Piaf im Juni 1962 in einem Fernsehinterview gefragt. „Nein, damit befasse ich mich, wenn es so weit ist“, antwortet die französische Sängerin. Doch so weit kommt es nie, denn Edith Piaf stirbt am 10. Oktober 1963 – mit 47 Jahren. Schon zu Lebzeiten ist der „Spatz von Paris“ ein Mythos und 50 Jahre nach ih­rem Tod lebt die Legende weiter.

Sondersendungen im Fernsehen, Konzerte und Bücher erinnern an die zierliche Piaf, die nur 1,47 Meter groß war. In der legendären Pariser Konzerthalle Olympia, wo Piaf ihre größten Erfolge feierte, gedenkt am Todestag Patricia Kaas der Frau, die wie keine andere das französische Chanson symbolisiert. „Wie Piaf habe ich Dramen erlebt. Wie sie komme ich aus einer einfachen Familie. Wie sie singe ich so, wie ich spreche“, vergleicht sich die blonde Elsässerin mit der rauchigen Stimme in der Zeitschrift „Paris Match“.

Lady Gaga will Piafs Zehennägel

Patricia Kaas ist nicht die einzige, die „La Môme“ (die Göre), wie Piaf auch genannt wird, 50 Jahre nach deren Tod verehrt. Auch Stars wie Beth Ditto, die im September bei einem Erinnerungskonzert in New York auftrat, und die exzentrische Lady Gaga beten „la Piaf“ an. Bei Lady Gaga geht die Verehrung so weit, dass sie die Zehennägel der Chansonnière kaufen will, wie die britische „Sun“ berichtete. Falls sie dafür die Totenruhe der Sängerin stören will, dürfte das allerdings schwer werden. Die Beisetzung von Edith Piaf am 14. Oktober 1963 auf dem Pariser Prominentenfriedhof Père Lachaise glich einer Art Staatsbegräbnis. Mehr als 40.000 Menschen gaben der Frau das letzte Geleit, die wie keine andere Paris symbolisierte.

Dabei war die Sängerin gar nicht in der französischen Hauptstadt gestorben, sondern in Südfrankreich. Doch der Tod wurde erst ei­nen Tag später bekannt gegeben, nachdem der „Spatz von Paris“ in seine Heimatstadt überführt worden war. Danach folgte eine Trauer, die durchaus mit der um heutige Popstars zu vergleichen ist. Tausende Menschen harrten tagelang vor dem Haus aus, wo der Leichnam aufgebahrt wurde.

Ihre bewegte Lebensgeschichte berührt viele Fans

Es waren nicht nur ihre Lieder, die die Pariser begeisterten, sondern auch die Lebensgeschichte der Frau, die der Legende zufolge auf den Stufen vor einem Haus im ärmlichen Stadtteil Belleville zur Welt kam. „Auf den Stufen dieses Hauses wurde am 15. Dezember in größter Armut Edith Piaf geboren, deren Stimme später die Welt bewegen sollte“, steht auf einer Gedenkplatte, auch wenn die Sängerin in einem Krankenhaus das Licht der Welt erblickte.

Das Mädchen, Tochter einer Sängerin und eines Akrobaten, wuchs in Armut auf – zunächst bei der Großmutter in einem Bordell. Dann nahm ihr Vater Edith zu sich, die mit ihm über die Jahrmärkte zog und bereits damals mit ihrer Stimme begeisterte. Ein Kabarettbesitzer entdeckte die Straßensängerin als Jugendliche in Paris und gab ihr den Namen „Piaf“ – Spatz.

Krebs und Morphiumsucht

Es folgte ein bewegtes Leben mit vielen Liebesgeschichten und Verlusten. Die zahlreichen Dramen wurden nachgezeichnet in dem Film „La vie en rose“, der 2008 den Oscar bekam: Kindheit in Armut, Tod der einzigen Tochter im Alter von knapp zwei Jahren, Verlust ih­res Liebhabers, des Boxers Marcel Cerdan, bei einem Flugzeugabsturz, Krebskrankheit, Morphiumsucht. Dabei immer wieder neue Chansons, die Förderung von Talenten wie Yves Montand, Charles Aznavour oder Georges Moustaki und umjubelte Auftritte.

Mehr als 200 Lieder hinterließ „la Piaf“ nach ihrem Tod, darunter unvergessliche Chansons wie „Milord“, „La vie en rose“ und „Je ne regrette rien“ – ihr vorletztes Lied, entstanden im November 1960. Ist das „Ich bedauere nichts“ auch ihr Lebensmotto, wird sie in einem ih­rer letzten Fernsehinterviews gefragt. Die Antwort lautet ganz schlicht: „Ja, genau“.