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Dutzende Tote durch Hochwasser auf dem Balkan – Gefahr durch Landminen

Viele Tote durch Balkan-Hochwasser – Gefahr durch Landminen

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State of emergency declared due to flooding in Serbia Foto: dpa
Politiker sprechen von „totaler Verwüstung“: Das Hochwasser auf dem Balkan hat Dutzende Menschen in den Tod gerissen, Zehntausende sind auf der Flucht vor den Wassermassen. Vor allem Serbien und Bosnien-Herzegowina sind betroffen. Die Fluten legen ein weiteres Problem offen: Landminen.

Belgrad/Prag. 

Das verheerende Hochwasser auf dem Balkan hat Dutzende Menschen in Serbien und Bosnien-Herzegowina in den Tod gerissen. Zehntausende Menschen flohen vor den Wassermassen. Allein in der Stadt Doboj im Norden von Bosnien-Herzegowina brachten Einsatzkräfte bis Sonntag 20 Opfer in die städtische Leichenhalle, wie Bürgermeister Obren Petrovic sagte. Im serbischen Obrenovac nahe Belgrad bargen Helfer zwölf Leichen. Nach tagelangem Regen verschütteten Schlammlawinen Häuser und Straßen. In Bosnien warnte das Minenaktionszentrum, dass Landminen weggespült werden könnten.

BOSNIEN-HERZEGOWINA: In Doboj stand das Wasser stellenweise noch bis zu vier Meter hoch. „Höchste Priorität hat jetzt das Auffinden der Toten“, sagte Bürgermeister Petrovic. Man müsse herausfinden, wie viele Menschen in den Fluten umkamen: „Es werden viele Tote sein.“

Unter anderem der Fluss Sava war nach tagelangen Regenfällen extrem angeschwollen. Nach mehr als zwei Tagen drangen Rettungskräfte in die Stadt Samac vor. „Das ist die totale Verwüstung, es sieht vom Hubschrauber wie ein Meer aus“, sagte Bürgermeister Savo Minic der Nachrichtenagentur Fena. Zwei Menschen seien tot, zwei weitere würden noch vermisst. Die Evakuierung verlaufe chaotisch.

Das Minenaktionszentrum MAC warnte die Bevölkerung am Sonntag, dass Sprengkörper aus dem Krieg in den 90er Jahren Hunderte Kilometer unter anderem bis zum Schwarzen Meer geschwemmt werden könnten. Aus dem Krieg zwischen Serben, Kroaten und Muslimen liegen noch rund 120 000 Landminen in Bosnien-Herzegowina. Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Die Gegenden um Doboj und Olovo, die jetzt besonders vom Hochwasser betroffen sind, sind noch stark vermint.

SERBIEN: In Serbien bargen Helfer zwölf Leichen in der am schlimmsten betroffenen Stadt Obrenovac, die auch an der Sava liegt. Ministerpräsident Aleksandar Vucic bezeichnete die Lage als katastrophal und äußerte die Befürchtung, die Zahl der Toten könne weiter steige. Mehr als 4000 der 30 000 Einwohner wurden aus der Stadt in Sicherheit gebracht. In den Städten Sabac, Mitrovica und Kostolac sei die Hochwasserlage unter Kontrolle, teilten die Einsatzkräfte mit. Belgrad stand am Sonntagabend die Flutwelle der Sava bevor.

Die serbische Regierung will das Ausmaß der Schäden am Mittwoch abschätzen. Ministerpräsident Vucic bezifferte den finanziellen Schaden allein durch die Überflutung der Grube von Kolubara, des größten Kohlebergwerks von Serbien, auf 100 Millionen Euro.

In BOSNIEN-HERZEGOWINA und SERBIEN stieg die Gefahr von Erdrutschen. Schlammlawinen zerstörten am Samstag nach Angaben der bosnischen Behörden das Dorf Olovo und machten acht Hauptstraßen unbefahrbar. Im Westen von Serbien zerstörten Erdrutsche Dutzende Häuser in Krupanj und umliegenden Dörfern.

In KROATIEN starb ein Mann in einem zusammenbrechenden Haus. Die Tageszeitung „Vecernji List“ berichtete, nur wenige Minuten zuvor sei eine Frau aus dem Haus gerettet worden.

In TSCHECHIEN schien die Hochwasser-Gefahr gebannt. In Spindlermühle im Riesengebirge, wo an der Elbe in der Nacht auf Sonntag noch die höchste Alarmstufe ausgerufen wurde, gingen die Pegelstände allmählich zurück. Helfer bargen die Leiche einer Frau. Die 38-Jährige war am Sonntag bei Cesky Krumlov (Krumau) in den Fluss Cerna gestürzt und ertrunken, wie die Polizei mitteilte. Vermisst wurde noch ein Wassersportler, der mit seinem Boot auf dem angeschwollenen Fluss Lubina im Osten Tschechiens gekentert war.

POLEN: Auch in den südpolnischen Hochwassergebieten besserte sich die Situation an der Weichsel und ihren Zuflüssen. „Die Lage stabilisiert sich“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Samstag der Nachrichtenagentur PAP. (dpa)