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Bodenfelde war schon einmal Tatort

Bodenfelde war schon einmal Tatort

Bodenfelde ist ein unbekannter Ort. Fast. Denn schon einmal stand der Ort im Blickpunkt. Damals trieb die „Schwarze Witwe“ ihr Unwesen, eine Prostituierte, die vier Männer tötete.

Die gewaltsame Tötung von zwei Jugendlichen ist nicht der erste Kriminalfall, der den Ort Bodenfelde in die Schlagzeilen brachte. In dem an der Deutschen Märchenstraße gelegenen Ort mit seinen vielen alten Fachwerkhäusern gab es bereits einige spektakuläre Mordfälle. Jahrelang trieb die als „Schwarze Witwe“ benannte Ex-Prostituierte Lydia L. in dem 3.500-Einwohner-Ort ihr Unwesen. Sie wurde im Juli 2008 vom Landgericht Göttingen wegen vierfachen Mordes verurteilt und sitzt seitdem im Frauengefägnis Vechta ein, wo sie zuletzt wegen einer Beschwerde über die Haftbedingungen für Aufsehen sorgte.

Mit Kalkül hatte sie durch ihren Komplizen Siggi S. mehrere ihrer Lebenspartner töten lassen, um an deren Vermögen, Renten und Versicherungsprämien zu gelangen. Insgesamt soll sie so mehr als eine Million D-Mark abkassiert haben. Das Schema der Taten war immer dasselbe. Lydia L. lernte die späteren Opfer zwischen 1994 und 2000 durch Kontaktanzeigen kennen. Alle Männer waren deutlich älter als sie, alle mehr oder weniger vermögend, und allen versprach L. die große Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Um an das Vermögen zu kommen, schmiedete sie die Mordpläne. Nachdem sie die Partner und vermeintlichen Liebhaber mit starken Dosen eines Beruhigungsmittels sediert hatte, erstickte ihr Komplize sie mit Plastiktüten oder einem Kissen.

„Wenn ich hier fertig bin, klicken die Handschellen“

Die Polizei hatte bereits vorher gegen Lydia L. ermittelt, weil schon in den 1980er Jahren Männer in der Umgebung unter mysteriösen Umständen gestorben waren, kurz nachdem sie eine Beziehung mit der ehemaligen Prostituierten eingegangen waren. Die Nachforschungen verliefen jedoch immer im Sand. Im August 2007 gestand ihr Komplize aber überraschend drei Morde. Ursprünglich als Zeuge in anderer Sache geladen, erleichterte er auf der Polizeiwache Bodenfelde sein Gewissen. „Wenn ich hier fertig bin, klicken die Handschellen“, eröffnete er damals sein Bekenntnis.

Ein anderer Mordfall ist vor allem den Bewohnern im Ort bekannt. Überregional fand er kaum Beachtung. Im Januar 2001 war ein Taxifahrer ermordet in einem Schrank in seiner Wohnung in Bodenfelde aufgefunden worden. Nach Polizeiangaben wurde er von einer Frau erstochen. Nähere Angaben zu dem Fall konnte die Polizei am Montag jedoch nicht machen.