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Auf Fuchs-Pirsch mit Deutschlands bestem Naturfotografen

Auf Fuchs-Pirsch mit Deutschlands bestem Naturfotografen

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Reportage über Deutschland besten Tierfotografen Foto: Tim Schulz
Der Dortmunder Hermann Hirsch ist erst 19 Jahre alt. Dennoch darf er sich schon jetzt als „Deutschlands bester Naturfotograf“ bezeichnen. Mehr noch: Hirsch ist der jüngste Lichtbildner, der die begehrte Trophäe jemals erhalten hat.

Dortmund. 

Für heute reicht es. Aber morgen wird er wiederkommen. Wieder hier zur Wiese, die gar nicht weit weg ist vom Haus, in dem er in Dortmund lebt. Wird wieder da sitzen und sich kaum bewegen. Manchmal stundenlang. Ein bisschen näher wird er rücken an die Stelle, die er schon so lange beobachtet. „Ein paar Meter nur“, sagt er. Mehr geht nicht. Die Füchse, die er jagt, würden sonst misstrauisch. „Sie müssen sich an mich gewöhnen.“

Das dauert. Tage, vielleicht Wochen. Aber irgendwann wird er sie erwischen wie er es schon so oft getan hat. Dann wird er abdrücken. Mit der Kamera. Denn Hermann Hirsch ist Deutschlands bester Tier- und Naturfotograf des Jahres 2013. Und mit 19 Jahren der jüngste, der jemals diesen Titel erhalten hat.

„Ich mache ganz gerne mal Party“

Heute ist Hermann müde. „Ein bisschen verpennt“, sagt er und streckt sich, während irgendwo in der Ferne eine Kirchturmuhr zwölf Mal schlägt. Dann bittet er in den Garten des elterlichen Hauses. Da sitzt er nun und hat so gar nichts von einem sonderbaren Ökofreak, den man vielleicht erwartet hat. T-Shirt und Jeans trägt er und Sneakers an den Füßen. Hoch gestylt ist das kurze Haar über der randlosen Brille, am rechten Handgelenk baumeln Bänder verschiedener Rock-Festivals. „Ich mache ganz gerne mal Party“, sagt er. Am liebsten aber macht er Fotos.

2008 hat es ihn gepackt, als er auf einer Feier mit der Spiegelreflex eines Nachbarn herumspielen durfte. Kurz darauf hat er selbst eine Kamera. „Nichts besonderes, aber es hat gereicht.“ Hermann zieht los. „Anfangs habe ich alles fotografiert, was sich so gesehen habe.“ Bis er im Dortmunder Rombergpark feststellt, „wie viel Spaß es macht, Tiere abzulichten“.

Der Teenager ist allerdings auch nicht ganz unbelastet. Mutter Andrea ist Naturpädagogin aus Leidenschaft, hat ihn seit frühester Kindheit mitgenommen „nach draußen“ und kann nun auch helfen bei der Suche nach geeigneten Motiven. Sie weiß, wo der Flussregenpfeifer nistet und die Füchse ihren Bau haben. Es sind genau die Tiere, die Hermann sucht. Er will keine Exoten. „Ich will den Leuten zeigen, was man hier im Ruhrgebiet alles an Natur hat.“

Suchen, beobachten, warten

Mit den Jahren ist die Leidenschaft parallel zur Ausrüstung gewachsen. Wenn andere sich zum Geburtstag oder Weihnachten eine neue Spielkonsole wünschen, möchte Herrmann lieber ein neues Objektiv. Damit zieht er durch Wälder und Felder, sucht, beobachtet, wartet. „Geduld ist das A und O“, sagt Hirsch. „Manchmal ist die Schule etwas zu kurz gekommen“, gibt er zu. „Abi habe ich letzten Monat trotzdem bestanden.“

NaturfotografGerne fotografiert er Vögel, am liebsten aber Füchse. Mit einem Fuchsfoto hat er sich auch beim jährlichen Wettbewerb der Gemeinschaft deutscher Naturfotografen beteiligt. Wochenlang hat er auf dieses Bild gewartet. Bis ausgerechnet „der Scheuste von allen“ über eine kleine Erhebung schaut – direkt in sein Teleobjektiv. „Ich wusste, das ist ein besonderes Bild. Aber mit einen Sieg beim Wettbewerb hätte ich nie gerechnet.“

Zum Beruf machen will er sein Hobby trotzdem nicht. „Wenn ich unter Zwang stehe, damit Geld zu machen, gelingen mir bestimmt keine guten Fotos mehr“, glaubt Hermann. Irgendwas „Pädagogisches“ soll es stattdessen sein. Auf die Pirsch wird er aber weitergehen. Vor der Haustür, wenn möglich aber auch mal am anderen Ende der Welt.

Menschen sind keine Herausforderungen

Seine Freunde und Freundinnen haben anfangs gelächelt über seine ungewöhnliche Leidenschaft. „Heute haben die meisten Fotos von mir an der Wand hängen.“ Und Porträts von ihnen soll er auch immer wieder machen. Tut er auch, obwohl „das keine Herausforderung ist“. Soll nicht überheblich klingen, sagt Hirsch: „Aber Menschen kannst du sagen, wie sie stehen sollen. Tiere machen, was sie wollen. Das reizt mich.“