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Arnold Schwarzenegger ist auch mit 70 noch in „Äktschn“

Arnold Schwarzenegger ist auch mit 70 noch in „Äktschn“

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French Minister of Ecological and Inclusive Transition Nicolas Hulot (R) welcomes former California governor Arnold Schwarzenegger, founder of the R20 climate action group prior to a meeting, on June 23, 2017 at the ministry in Paris. Politicians, legal experts and activists will launch a campaign in Paris on Saturday for a global pact to protect the human right to a clean, healthy environment. Photo ELIOT BLONDET/ABACAPRESS.COM [ Rechtehinweis: picture alliance / abaca ] Foto: picture alliance / abaca
Arnold Schwarzenegger war Bodybuilder, Filmstar, Gouverneur. Nun wird er 70 – und macht Dampf. Sein Leitspruch: „Das Leben ist gut“.

Washington. 

Seinen letzten Bodybuilding-Titel hat er vor über einem Vierteljahrhundert gestemmt. Der letzte Blockbuster-Film mit ihm in der Hauptrolle liegt 14 Jahre zurück. Vor sieben Jahren musste er als republikanischer Gouverneur von Kalifornien abtreten. Fast ebenso lange ist seine Ehe mit der Kennedy-Clan-Tochter Maria Shriver wegen eines Verhältnisses mit einer Haushälterin hinüber, aus dem ein bald 20 Jahre alter unehelicher Sohn entsprang.

Vor fünf Jahren schließlich legte er, entschieden faltiger im Gesicht und lichter am rotbraun gefärbten Haupthaar geworden, eine hantelschwere, vor Altmännerpoesie strotzende 650-Seiten-Biografie vor („Totale Erinnerung“), in der er sich über weite Strecken als unangenehmen Kontrollfreak beschreibt.

Präsent wie lange nicht

Herrgottsakrament, das müsste es dann doch endlich gewesen sein mit Arnold Schwarzenegger. Oder kommt da noch was? Da kommt noch was.

Zum 70. Geburtstag am Sonntag ist der Sohn eines armen Dorfpolizisten aus Thal bei Graz in der österreichischen Steiermark, der Amerika erst als Muskelmann, dann als Immobilienhai, dann als Actionkino-Hero und dann als Promi-Politiker eroberte, so präsent und so politisch aktiv wie lange nicht.

„Life Is Good“

Getreu seines bevorzugten T-Shirt-Spruchs „Life Is Good“, zieht der leidenschaftliche Menschenfischer und Verkäufer seiner selbst durchs Leben. Er pumpt weiter (altersgerecht) Eisen, um das einst imposante breite Kreuz einigermaßen aufrecht zu halten.

Schwarzenegger macht weiter Hollywoodfilme. Die x-te „Terminator“-Rolle wartet schon. Statt „Twins“ wird an einer Neuauflage namens „Drillinge“ gebastelt. Demnächst taucht er als Auftragskiller in der Action-Komödie „Killing Gunther“ auf.

Ähnlich wie Bill Clintons Vize Al Gore jettet er in Sachen Klimaschutz um die Welt und füttert daheim in Santa Monica seine PS-starken „Hummer“-Boliden mit Wasserstoff, Pflanzenöl und Biodiesel.

Kalifornien als goldener Traum am Meer

Er preist seine Heimat, den wirtschaftlich potenten Westküstenstaat Kalifornien, als Vorbild für Fortschritt und Weltoffenheit. „Präsident Reagan sprach von Amerika als einer glänzenden Stadt auf einem Hügel. Ich sehe Kalifornien als goldenen Traum am Meer.“

Seine Denkfabrik „Schwarzenegger Institute for State and Global Policy“ bringt kühne Initiativen hervor. So wünscht Schwarzenegger sich zum Beispiel unbedingt eine dritte Partei, „damit Amerika endlich mehr Auswahl hat“.

Er setzt sich mit eigenem Geld und wackeren Argumenten gegen die unter dem Begriff „gerrymandering“ bekannt gewordene Perversion des amerikanischen Wahlsystems ein. Republikanern wie Demokraten ist es dadurch möglich, sich ihre Wähler durch ideologisch klaren Zuschnitt der Wahlkreise mit beinahe 99-prozentiger Treffsicherheit selbst vorher auszusuchen.

Er macht Stimmung gegen Trump

Er gibt reihenweise Interviews, denen man anmerkt, wie verdammt schade er es findet, dass ein geborener Österreicher qua Verfassung in Amerika niemals Präsident werden kann. Und er macht Front – gegen Donald Trump.

Man kann sogar sagen: Durch den beinahe gleichaltrigen Trump hat der Mann mit dem Nussknacker-Grinsen, der 1968 übers Bodybuilding in die Vereinigten Staaten kam, seinen Marktwert noch einmal gesteigert.

Beide kennen sich seit über 30 Jahren. Donald Trump hat einen der unwahrscheinlichsten Werdegänge des 20. Jahrhunderts stets mit Bewunderung verfolgt. Umgekehrt gab Arnold Schwarzenegger dem New Yorker Lautsprecher immer das Gefühl, ebenfalls zu den Auserwählten zu gehören. Bis zur Wahl im vergangenen November.

Mit Trump hat er sich zerstritten

Danach kündigte „Arnie“ dem Klimawandelskeptiker aus New York die politische Freundschaft. Seit Trump die USA aus dem Pariser Abkommen zur Eindämmung der Treibhausgase herausgelöst hat, herrscht regelrecht Eiszeit. Schwarzenegger, leidenschaftlicher Umweltaktivist, gerät in Rage, wenn er den Immobilienmilliardär über schmelzende Eisberge und steigende Meeresspiegel reden hört, als handele es sich um Petitessen: „Es geht um unser Überleben als Menschheit.“

Als Trump sich in einer seiner irrlichternden Reden über Schwarzeneggers mäßige Einschaltquoten in der früher von ihm selbst geführten TV-Sendung „Celebrity Apprentice“ mokierte, war ganz Schluss mit lustig. „Hey Donald, ich habe eine großartige Idee. Warum tauschen wir nicht die Jobs?“, grantelte Schwarzenegger in einer Videobotschaft, „Du übernimmst das Fernsehen, weil du so ein Quotenexperte bist, und ich übernehme deinen Job, damit die Menschen endlich wieder ruhig schlafen.“

Schwarzenegger will nicht einer von 100 sein

Schwarzenegger empfindet sich dem moderaten, aufgeklärtenLager der Republikaner angehörig. Die Fanatiker, denen sich Trump an die Brust wirft, verachtet er.

Was ihn wurmt: Trump könnte „mit ein paar Anpassungen“ und dem Verzicht auf Ausraster „viele Kritiker auf seine Seite ziehen“. Dass er es nicht tut, will Schwarzenegger nicht in den Kopf. Warum tritt er dann nicht für den Senat an, um es der etablierten Politik zu zeigen? „Wie bitte? Einer von 100 zu sein, das ist nicht mein Stil.“ Lieber will er weiter von außen hineinregieren. Mit Akzent. Und Witz. „Ei wüll bi bäkk“, Schwarzeneggers global verstandene Generalansage aus den „Terminator“-Filmen, ist unkaputtbar.