Veröffentlicht inPanorama

Ann-Kathrin Kramer in leisem Mutter-Tochter-Drama

Ann-Kathrin Kramer in leisem Mutter-Tochter-Drama

cramer_ard.jpg
Foto: ARD
Der Degeto-Film am Freitag: Für viele ARD-Zuschauer klingt das oft wie eine Drohung. Doch die Filmtochter des Ersten kann auch anders, wie das leise Drama „Alles für meine Tochter“ beweist: kein Weltschmerz-Gehabe oder theatralische Zerrissenheit, sondern ruhige Töne und wohldosierte Blicke.

Essen. 

„Alles für meine Tochter“ (ARD, Freitag, 20.15 Uhr)

– was für ein kämpferischer Titel. Ein Film, der so heißt, schreit förmlich nach Streit, Gebrüll und vielen Tränen. Bilder von „Nicht ohne meine Tochter“ – dem Klassiker mit Sally Fields – tauchen irgendwo im Hinterkopf auf. Um so schöner ist es, dass der TV- Spielfilm unter der Regie von René Heisig lieber auf emotional leisen Sohlen und ohne hysterisches Gekreische daherkommt – nur an einer Stelle fehlt dem Drama das Drama. Das Erste zeigt die hochkarätig besetzte Geschichte einer Adoption und eines unerwarteten Wiedersehens.

Ines Erdmann (Ann-Kathrin Kramer) läuft. Die Sport- und Mathelehrerin an einem Kölner Gymnasium joggt gerne. Eigentlich banal, aber was in der ersten Szene eines Filmes auftaucht, hat ja bekanntlich eine Bedeutung. Man muss nur warten. Später wird man erfahren, dass auch Clara (Alicia von Rittberg), Ines Tochter, eine Läuferin ist.

Doch zurück zum Anfang. Ines und ihr Mann Boris (Hans-Jochen Wagner) wollen ein Baby. Dass seine Frau bereits einmal schwanger war und das Kind abgegeben hat, ahnt der Journalist nicht. Schwierig nur, dass die mittlerweile 16-jährige Clara plötzlich an Ines Schule wechselt. Die leibliche Mutter wird zur Klassenlehrerin und spürt sofort, wer da vor ihr sitzt. Allen Warnungen ihrer besten Freundin Simone (Elena Uhlig) zum Trotz, versucht sie eine Beziehung zu Clara aufzubauen, gibt ihr verbotenerweise Nachhilfe, holt sie in das Leichtathletik-Team und freundet sich mit ihr an. Die natürliche Bindung der beiden erwacht und festigt sich ganz subtil und wirkt dadurch sehr menschlich.

Dezent erzählte Geschichte

Kein Weltschmerz-Gehabe oder theatralische Zerrissenheit, sondern ruhige Töne und wohldosierte Blicke, die darauf hindeuten, dass man zu seiner leiblichen Mutter wohl immer einen Draht hat. Adoptivmutter Kathrin Liebner (Johanna Gastdorf) spürt, dass etwas nicht stimmt, als die fremde Lehrerin sich in ihr Familienleben drängt, lässt sich aber auch nicht auf Emotionsausbrüche ein. Ehemann Boris ahnt von alldem nichts und vermutet, dass Ines eine Affäre hat. Ein kurzer Streit, das war’s.

Doch, obwohl es sehr selten laut wird, bleibt es spannend. Schon allein deswegen, weil es eine interessante Perspektive einer Adoptionsgeschichte ist und man beim ersten Aufeinandertreffen von Mutter und Tochter so viele Möglichkeiten sieht, das Ganze aufzulösen. Natürlich eskaliert die Situation als Clara erfährt, dass sie adoptiert wurde und Ines ihr mit zitternder Stimme die Wahrheit sagt. Dennoch schwächelt das sonst sehr alltagsnahe Familiendrama an seinem Höhepunkt – denn es hätte einen deftigeren Knall vertragen.

Schade, denn die Geschichte arbeitet so schön dezent auf diesen einen großen Moment hin, auf den der Zuschauer wartet. Um ihn lebendiger zu machen, hätte die angenehm-leise Sohle aber einfach noch mehr einem pointiert-lauten Stöckelschuh-Absatz weichen müssen.