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Airbus-Todesflug war laut Piloten vermeidbar

Airbus-Todesflug war laut Piloten vermeidbar

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Foto: imago stock&people

Paris. Der Absturz des Airbus-Fluges „AF 447” zwischen Rio und Paris hätte vermieden werden können, wenn Air France die Geschwindigkeitsmesser rechtzeitig ausgetauscht hätte. Diese Ansicht vertritt der Chef der Air-France-Pilotengewerkschaft, Gérard Arnoux, in einer neuen Untersuchung des Unglücks.

Für ihn sind die Tempomesser, die so genannten „Pitot-Röhrchen”, schuld an dem Unglück. „Ohne den Defekt der Pitot-Röhrchen hätte es das Unglück nicht gegeben”, klagt Arnoux an.

Die Expertenkommission, der Arnoux angehört, widerlegt damit die von der französischen Luftfahrtbehörde BEA vertretene „offizielle” Version. Deren Chefermittler Alain Bouillard hat stets behauptet, dass die umstrittenen Sensoren lediglich „ein Element, aber nicht die Ursache” der Katastrophe seien. Eine Deutung, auf die sich auch Air France und der Airbus-Hersteller EADS stützen. Air-France-Chef Pierre-Henri Gourgeon machte deutlich, dass er „nicht davon überzeugt ist, dass die Sensoren die Ursache des Unglücks waren”. EADS-Chef Louis Gallois pocht darauf, dass der A 330-200 durch „ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen” abgestürzt sei.

Frankreichs größte Flug-Katastrophe

Das Unglück über dem Atlantik am Pfingstmontag ist die größte Katastrophe in der Geschichte der französischen Luftfahrt. Der abgestürzte Airbus riss am 1. Juni 228 Menschen in den Tod, darunter 28 Deutsche. Die Ursachenforschung wird erschwert, weil der Flugschreiber der Unglücksmaschine praktisch unauffindbar auf dem Grund des Atlantiks liegt, möglicherweise in über 4000 Metern Tiefe.

Spaf-Präsident Gérard Arnoux, der Kommandant an Bord eines Airbus 320 ist, wirft der französischen Luftfahrtbehörde BEA vor, „die Rolle der Pitot-Röhrchen herunter zu spielen”. Die Expertenkommission, deren Bericht die Pariser Sonntagszeitung „Journal du Dimanche” in Auszügen vorab veröffentlichte, weist daraufhin, dass es immer wieder Warnhinweise gegeben habe – schon 1999 in Deutschland und zuletzt 2008. Sowohl Airbus als auch die Europäische Flugsicherheitsbehörde hätten auf die verhängnisvollen Auswirkungen defekter „Pitot-Röhrchen” hingewiesen. Aber auf verbindliche Auflagen zum sofortigen Austausch der „Pitots” habe Airbus jedoch verzichtet.

Im Gegensatz zu Air France hat die Fluggesellschaft „Caribbean Air” zügig reagiert, als die Alarmglocken schrillten. Im August/September 2008 waren die Pitot-Sonden an den Karibik-Jets vereist, daraufhin ließ die Airline binnen vier Wochen die „Pitots” der gesamten Airbus-Flotte auswechseln. Experten haben ausgerechnet, dass der Austausch bei allen Air-France-Düsenjets lediglich mit 153 000 Euro zu Buche geschlagen wäre.