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23-Jähriger soll Opfer aus Mordlust getötet haben

23-Jähriger soll Opfer aus Mordlust getötet haben

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Foto: UvB NRZ
Wegen Mordes muss sich seit Montag ein 23-Jähriger vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Er soll sein Opfer – einen 23-jährigen Mann – vergewaltigt und getötet, die Leiche später zerstückelt haben. Ein Gutachter soll die Schuldfähigkeit des Angeklagten untersuchen.

Leipzig. 

Benjamin H. ist ein unauffälliger Typ. Der schmächtige, blasse Mann mit den kurzen rotblonden Haaren blickt tief nach unten, als er am Montag in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wird. Am 12. Oktober 2011, seinem 23. Geburtstag, soll er zum kaltblütigen Mörder geworden sein. Laut Anklage soll er seinen Bekannten Jonathan H. brutal getötet, dessen Leichnam zerstückelt und anschließend in einem Flussbecken entsorgt haben. Ein Jahr danach muss er sich nun vor dem Leipziger Landgericht verantworten.

Als die Fotografen den Gerichtssaal verlassen haben und die Tür sich schließt, legt Benjamin H. die dunkle Sonnenbrille und das blaue Basecap ab. Fast bieder wirkt der 23-Jährige mit dem jungenhaften Gesicht in seiner schwarzen Hose und dem weißen Hemd. Vorsichtig blickt er in die Runde. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters Hans Jagenlauf bestätigt er leise stotternd Namen und Adresse.

Angeklagter soll aus purer Mordlust gehandelt haben

Was Staatsanwältin Claudia Laube anschließend in wenigen Minuten aus der Anklage verliest, zeichnet das Bild eines kaltblütigen Menschen, der einen anderen sadistisch gequält und grausam getötet haben soll. Benjamin H. sei es von Anfang an darauf angekommen, „einen Menschen sterben zu sehen“, sagt Laube. Er habe aus Mordlust und sonstigen niedrigen Beweggründen gehandelt.

Benjamin H. suchte zunächst offenbar erfolglos Kontakt zur homosexuellen Szene, bevor er laut Anklage dann seinen Plan änderte und sich am 12. Oktober vergangenen Jahres in seiner Wohnung mit Jonathan H. traf, um mit ihm Geschlechtsverkehr zu haben. Er habe sein späteres Opfer geschlagen, an den Handgelenken gefesselt und vergewaltigt, sagt Laufe. Dann habe er dem 23-Jährigen die Geschlechtsteile abgeschnitten und ihn mit mehr als 20 Messerstichen getötet.

Leiche zerstückelt und in Müllsäcke gesteckt 

Anschließend soll er die Leiche in der Badewanne zerstückelt, in Müllsäcke gesteckt und später im Leipziger Elsterbecken entsorgt haben. Ein Spaziergänger hatte Anfang November vergangenen Jahres in dem Flutbecken der Elster die ersten Leichenteile gefunden, später wurden weitere Körperteile entdeckt. Vom Kopf des Opfers fehlt indes bis heute jede Spur. Nach der Tat tauchte Benjamin H. zunächst unter, erst im April wurde er nach wochenlanger Fahndung in Kassel gefasst, wo er in der Wohnung eines Bekannten untergeschlüpft war.

Für Anne Prestrich ist es unvorstellbar, „wozu ein Mensch fähig ist“. Die Anwältin vertritt die Mutter von Jonathan H., die als Nebenklägerin auftritt. Der Angeklagte und sein mutmaßliches Opfer pflegten Prestrich zufolge „freundschaftliche Kontakte“ zueinander. Beide kannten sich offenbar aus der Computer- und Mangaszene; Mangas sind japanische Comics. Ihre Mandantin erwarte vom Prozess, „dass die Tat voll aufgeklärt und der Täter verurteilt wird“, sagt Prestrich in Leipzig. Jonathans Mutter will dem Prozess aber fernbleiben.

Gutachten soll Schuldfähigkeit des Angeklagten klären

Als der Vorsitzende Richter Benjamin H. fragt, ob er zu den Vorwürfen Stellung nehmen wolle, verneint dieser. Sein Mandant wolle sich „zur Zeit nicht äußern“, sagt einer seiner Anwälte. Der Prozess soll in den kommenden Wochen nun nicht nur die Hintergründe der Tat erhellen, deren konkretes Motiv nach wie vor im Dunkeln liegt. Ein psychiatrisches Gutachten soll auch die Schuldfähigkeit von Benjamin H. klären.

Vom Angeklagten ist bislang wenig bekannt. Einen Berufsabschluss hat der im thüringischen Arnstadt geborene H. nicht. In der Schule galt er laut einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ als unauffälliger Einzelgänger, der das Gymnasium wegen schlechter Leistungen vorzeitig verließ. Zum Tatzeitpunkt habe H. in Leipzig eine Ausbildung zum Physiotherapeuten absolviert.

Am kommenden Montag soll mit der Beweisaufnahme begonnen werden. Insgesamt sind 50 Zeugen, sowie sechs Sachverständige geladen. Ein Urteil wird frühestens Mitte Dezember erwartet. (afp)