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Warum Ferrero Werbung für Palmöl-Einsatz in Nutella macht

Warum Ferrero Werbung für Palmöl-Einsatz in Nutella macht

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FILE PHOTO: Jars of Nutella chocolate-hazelnut paste are displayed at a Carrefour hypermarket in Nice, France, April 6, 2016. REUTERS/Eric Gaillard/File Photo Foto: REUTERS
  • Italienische Händler verbannen Produkte mit Palmöl
  • Dagegen wehrt sich Hersteller Ferrero und schaltet Anzeigen in Italien
  • Wir erklären, warum Palmöl ungesund ist

Berlin. 

Für viele Menschen wie für dich vielleicht auch gehört Nutella auf den Frühstückstisch. Doch wusstest du, dass der beliebte Aufstrich eine ernsthafte Gefahr für deine Gesundheit darstellen könnte? Und der Grund liegt nicht allein am Zucker …

Wegen seines Anteils an Palmöl steht Nutella seit längerem in der Kritik. Das ist auch der Grund, warum Hersteller Ferrero jetzt in Italien großflächig Werbung macht und den Einsatz von Palmöl in Nutella rechtfertigt. Denn in Italien, dem Land des guten Essens, läuft so etwas wie eine Revolte gegen Palmöl.

Palmöl in vielen Lebensmitteln

Einige große italienische Supermärkte haben Eigenmarken mit Palmöl seit einiger Zeit aus dem Regal genommen – zur Sicherheit ihrer Kunden, wie der britische „Independent“ berichtet. Auch Barilla, das neben Nudeln auch Kekse und andere Backwaren herstellt, verzichtet neuerdings auf Palmöl. Nutella wird aber weiterhin verkauft.

Die Verbannung von Palmöl geht auf eine Warnung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit vom Mai 2016 zurück. Damals warnte die Behörde davor, dass die im Palmöl enthaltenen Schadstoffe krebserregend seien, wenn die Fette verspeist werden. Auch ein moderater Konsum sei vor allem für Kinder gefährlich, hieß es weiter.

Ist Palmöl krebserregend?

Doch was macht Palmöl so gefährlich? Das Problem ist nicht das Öl an sich, sondern seine spezielle Verarbeitung für den Brotaufstrich und für andere Lebensmittel wie Margarine, Eiscreme und Backwaren. Um Palmöl für Lebensmittel verwendbar zu machen, wird es bei Temperaturen über 200 Grad erhitzt.

Die ungehärteten Fette entwickeln so Glycidyl-Fettsäureester (GE), das wiederum von der Internationalen Agentur für Krebsforschung als „wahrscheinlich krebserregend für den Menschen“ eingestuft wird. Auch andere Gremien wie die Weltgesundheitsorganisation teilen diese Auffassung.

Palmöl billiger als andere Öle

Doch wenn Palmöl so ungesund ist, warum wird es dann weiter verwendet? Der Grund: Es ist billig. Bei Preisen von etwa 800 Dollar ist es das günstigste Pflanzenöl verglichen mit Sonnenblumenöl (845 Dollar pro Tonne) und Rapsöl (920 Dollar pro Tonne).

Bei Nutella sorgt das Palmöl zudem für die cremige, glänzende Textur der Nuss-Nougat-Creme. „Wenn wir Nutella ohne Palmöl herstellen würden, würden wir einen schlechteren Ersatz für das echte Produkt produzieren, das wäre ein Schritt zurück“, sagt Ferrero-Einkaufsleiter Vincenzo Tapella.

Ferrero wehrt sich gegen Nutella-Protest

Ferrero beteuert, ein Verfahren zu nutzen, dass Temperaturen unter 200 Grad und einen extrem niedrigen Druck kombiniert, um Kontaminationsstoffe zu minimieren. Der Anteil an GE werde damit so stark verringert, dass diese kaum mehr nachgewiesen werden könnten.

Das Unternehmen hat in Italien eine breit angelegte Werbekampagne gestartet – mit ganzseitigen Anzeigen in Zeitungen. In Fernsehspots wirbt Tapella dafür, dass das von Ferrero verwendete Palmöl sicher sei.

Wechsel wäre teuer

Die offensive Verteidigungstaktik scheint nicht von ungefähr zu kommen. Ferrero setzt pro Jahr etwa 185.000 Tonnen Palmöl ein – ein Umstieg auf andere Öle könnte das Unternehmen jährlich zwischen acht und 22 Millionen Dollar zusätzlich kosten. (bekö/rtr)

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass Italiens Supermärkte Nutella aus den Regaln verbannt hätten. Das ist falsch, es wird weiterhin verkauft. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.