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Dieser Krimi ist sehr böse

Dieser Krimi ist sehr böse

Probenfotos Kleinstädter Bühne Die Falle.jpg
Foto: privat

Dass einem die frisch angetraute Ehegattin davon läuft, kann passieren. Problematisch wird die Angelegenheit erst, wenn nach mehr als zehn Tagen des Verschwundenseins plötzlich eine andere Dame vor der Tür steht und vorgibt, die Gattin zu sein. Was sich hinter dieser mysteriösen Begegnung verbirgt, beschreibt der Autor Robert Thomas in seinem Theaterstück „Die Falle“. Inszeniert wird die Geschichte jetzt von den Schauspielern der seit 65 Jahren bestehenden Kleinstädter-Bühne aus Sterkrade. Derzeit laufen die Proben im Lito-Palast auf Hochtouren.

Hitchcock wollte es verfilmen

Im Originaltitel wurde das Kriminalstück „Piège pour un homme seul“ 1960 in Paris uraufgeführt und begeisterte das französische Publikum. Es war so erfolgreich, dass selbst Kultregisseur Alfred Hitchcock für 50 Millionen Francs dem Autor die Rechte abkaufte, um daraus einen Film zu machen. Auf den damaligen Theaterbühnen Deutschlands jedoch wollte zunächst niemand das Stück sehen.

Spielstätte des Krimis ist der idyllische Skiort Chamonix in den französischen Alpen, wo die erst kürzlich vermählten Eheleute Corbin romantische Tage zu zweit verbringen möchten.

Aber schon nach kürzester Zeit artet ein Konflikt der beiden so aus, dass Elizabeth samt Koffern verschwindet. Nach halbherzigen Nachforschungen von Po­lizei und Einwohnern des Dorfes erscheint die verschollen geglaubte Gattin tatsächlich wieder. Es könnte alles so schön sein, gäbe es da nicht ein neues Problem: Daniel Corban bestreitet, dass die Gefundene seine Elizabeth sei. Leidet der verzweifelte Daniel an Verwirrung oder hat noch jemand die Finger im Spiel?

Schon 2006 haben die Kleinstädter in vier Aufführungen des Krimis ihr Publikum ins Grübeln versetzt. Dass sie das Stück damals unter einem anderen Namen und noch dazu in einem viel zu kleinen Saal spielen mussten, hatte seine Gründe. Regisseur und Hauptdarsteller Clemens Filarsky erklärt, was bei den Verhandlungen um die Rechte mit dem Verlag schief ging: „Leider hatten wir das Pech, dass das Stück erst eine Woche zuvor in Bamberg gespielt wurde. Sonst hätten wir mit ,Die Falle’ als erste Theater-Truppe Deutschland-Premiere feiern können.“ Das für die Kleinstädter-Bühne sehr untypische Genre wurde damals im „Crowded House“ aufgeführt. Pro Aufführung waren nur 100 Zuschauer möglich. Es gab aber mehr als 1200 Anfragen.

Spannung bis zum Ende

Maßgebend für den Erfolg des Stücks seien die fragwürdigen Charaktere und kurze Dialoge im Hintergrund, welche den Zuschauer mit vielen Fragezeichen zurücklassen, so Filarsky. Erst in den letzten fünf Minuten erfolgt die explosive Auflösung. Der Regisseur beschreibt das Stück als „sehr böse“ und zudem als „das beste Kriminalstück, das ich jemals gelesen habe.“ Und genau das wollen die Kleinstädter Ende des Monats ihrem Publikum vermitteln.