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Zu Besuch bei den Grottenolmen in den Postojna-Höhlen

Zu Besuch bei den Grottenolmen in den Postojna-Höhlen

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Der Grottenolm ist keine Schönheit - aber außergewöhnlich sieht er aus. Foto:  Postojnska jama/Ciril Mlinar
Grottenolme kennen viele Touristen nur dem Namen nach. In den slowenischen Postojna-Tropfsteinhöhlen sind die aalähnlichen Lurche zu Hause.

Postojna. 

Der Grottenolm ist ein einsames Tier. Er lebt in Höhlengewässern, abseits der Zivilisation. Damit er sich aber nicht allzu allein fühlt, kommen jährlich Tausende Besucher in die Tropfsteinhöhlen von Postojna in Slowenien. Hier sind viele Grottenolme zuhause.

Damit die Besucher sich nicht erschrecken, wenn sie den aalähnlichen Lurch das erste Mal zu Gesicht bekommen, können sie sich am Höhleneingang schon einmal mit ihm vertraut machen. Kleine Läden verkaufen dort Olm-Souvenirs, es gibt Porträtfotos. Und man muss es leider sagen: Der Grottenolm ist nicht so schön. Glitschig ist er und fleischfarben.

Vor fast 200 Jahren wurden die slowenische Karsthöhlen von dem Einheimischen Luka Čeč entdeckt. „Hier ist eine neue Welt, hier ist das Paradies“, soll er damals gerufen haben. Ein rund 21 Kilometer langes Höhlensystem wurde nach und nach erschlossen. Heute zählen die Höhlen nahe der Stadt Postojna zu den bekanntesten weltweit.

Die Reise in die unterirdische Welt beginnt für Besucher mit einer Höhlenbahn. Die rot-gelbe Lok zieht Wagen mit Dutzenden Besuchern hinter sich her. Vorbei an kleinen Seen fährt der elektrische Zug durch enge Tunnel.

Tropfsteine erinnern an Spaghetti

Ist die Fahrt vorbei, folgt ein zwei Kilometer langer Fußmarsch. Die einzelnen Höhlen haben hier Namen wie Spaghettisaal, weißer und roter Saal. Die Decke ist im ersten mit unzähligen dünnen Tropfsteinen übersät, die an die italienischen Nudeln erinnern. Im roten Saal sind sie durch Eisenoxid rot verfärbt, Kalk herrscht im weißen Saal vor. „Das ist wie Spaghetti mit Tomaten- oder Käsesauce hier“, erklärt Nives Škerjanc, Mitarbeiterin im Höhlenmanagement.

Lassen die Touristentrauben einen Höhlensaal hinter sich und machen sich auf in den nächsten, schaltet ein Aufseher das Licht hinter ihnen aus. Bei rund 10 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit möchte dann niemand dauerhaft mit dem Grottenolm tauschen.

Apropos Grottenolm – wo bist du? Wer richtig gute Augen oder einfach nur Glück hat, kann ihn in den Höhlenseen entdecken. Dort schwimmt der etwa 30 Zentimeter lange Lurch durch die Dunkelheit. Doch das Tierchen ist scheu, kein Olm in Sicht. Wer den Grottenolm in seinem natürlichen Lebensraum verpasst hat, findet auf der Höhlentour ein großes Aquarium mit einigen Exemplaren. Wer seine Hand an das Glas drückt, kommt dem Grottenolm ganz nah. Auf Du und Du mit dem Lurch.

Auf dem Weg zur Bahn, mit der die Besucher die Höhle wieder verlassen, wartet der wohl schönste Stalagmit der Höhle. „Brillant“ heißt er, ist fünf Meter hoch und strahlendweiß. „Richtig beeindruckend ist das, oder?“, fragt Nives Škerjanc, während alle versuchen, im Dämmerlicht der Höhle den „Brillanten“ mit ihren Kameras abzulichten.

Höhlenabenteuer abseits vom Massentourismus

Dann geht es langsam wieder zurück ans Tageslicht. Doch was ist nun mit dem Grottenolm? Wer das Tierchen mit den kleinen schwarzen Punktaugen und den rosafarbenen Kiemen doch noch persönlich kennenlernen will, muss einen mutigen Schritt wagen: „Auf den Wegen von Luka Čeč“ heißt ein Höhlenabenteuer abseits vom Massentourismus der Haupthöhle. Dabei schlüpfen die Besucher in die Rolle von Höhlenforschern.

Bis zu acht Personen bilden ein Team und begeben sich in die Hände von Höhlenführern. Doch bevor das Abenteuer beginnt, schlüpft jedes Teammitglied in einen orangenen Overall, der eher an Müllentsorgung als Höhlenforschung erinnert. Dazu gibt es einen gelben Helm mit einer Lampe für den Kopf und Gummistiefel für die Füße. Schickmachen für den Olm – bald ist es soweit, wir lernen uns kennen.

Ein kurze Fahrt mit einem kleinen Bus führt durch Wälder, in denen Tiere die Hoheit über das Land zu haben scheinen. Am Ende der Fahrt wartet der Abstieg in die Tiefe. Über eine unendlich scheinende Treppe geht es hinunter zum Eingang der Pivka-Höhle, eine Seitenhöhle der Postojna-Höhlen. „Keine Angst, das wird richtig aufregend“, motiviert Nives Škerjanc die Gruppe.

Flauschige Kuscheltiere im Souvenirshop

Dann wird es dunkel. Zeit, die Lampen auf dem Helm anzuschalten. Doch Moment, sie funktionieren nicht. Mit Geschicklichkeit müssen die Batterien in die Lampen gesteckt werden. Erste Teamprüfung bestanden! Doch schon wartet die nächste: das Abseilen. Einige Meter geht es in die Tiefe. Unten gelandet, fällt der Blick auf einen dunklen See und ein Schlauchboot. Näher am natürlichen Lebensraum des Grottenolms geht es nicht. Herzklopfen.

Kurzer Blick in den See. Doch das Tierchen lässt sich nicht blicken. Wir verpassen uns wieder, es sollte nicht sein. Trostpflaster: Souvenirshop. Hier gibt es flauschige Grottenolmkuscheltiere. Etwas Mutigere greifen zu einer Lavendelseife in Grottenolmoptik. Näher kommen wir uns wohl nicht. (dpa)