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Mildes Urteil für Dealer

Mildes Urteil für Dealer

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Foto: UvB NRZ

Essen./Dorsten.. 

„Mit Bauchschmerzen“ gewährte das Landgericht Essen dem Dorstener Groß-Dealer Danny D. (28) den Kronzeugenrabatt und verurteilte ihn zu vergleichsweise milden vier Jahren und zwei Monaten Haft. Aus Angst vor Killern, so sagte D., war er zur Polizei gegangen und hatte den ganzen Drogenring auffliegen lassen.

„Mit Bauchschmerzen“ gab es den Rabatt, weil der Kronzeuge in den Verfahren gegen seine Ex-Komplizen und in seinem eigenen durch einige Widersprüche auffiel. Auch die XVI. Strafkammer, die ihn am Mittwoch verurteilte, zweifelte seine angebliche Reue an. Richter Martin Hahnemann: „Ein bisschen Bauchschmerzen haben wir, was die Ernsthaftigkeit Ihres Ausstiegs angeht. Letztlich waren sie zu dem Schritt wegen der Bedrohung gezwungen.“

Der 28 Jahre alte Angeklagte stieg erst Anfang 2010 ins Drogengeschäft ein. Er nahm das Marihuana ab, das sein später zu sechs Jahren Haft verurteilter „Geschäftspartner“ aus Holland nach Dorsten gebracht hatte. Mit Dorsten als Zentrum verkaufte Danny D. es in der Umgebung, aber auch in Dresden und Mannheim. Das Geschäft florierte, bis er befürchtete, dass sein Partner ihm russische Killer auf den Hals hetzte. Da ging er am 27. Januar zur Polizei und offenbarte den Beamten die Geschäfte, von denen sie bis dahin nichts ahnten.

Für 56 Taten mit insgesamt 150 Kilo Marihuana und 2,5 Kilo Kokain musste der 28-Jährige sich schließlich in Essen verantworten. Er gilt als gefährdet, befindet sich im Zeugenschutzprogramm. Un­ter scharfen Sicherheitsvorkehrungen lief der Prozess friedlich ab. Einen Großteil der Anklagepunkte stellte das Gericht ein, 13 Fälle blieben übrig. Nach einem Rechtsgespräch beantragten auch Staatsanwaltschaft und Verteidigung die vier Jahre und zwei Monate Haft, die das Gericht dann verkündete.

Mit einem leichten Grinsen nahm der Angeklagte das Urteil an, verzichtete auf eine Revision. Richter Hahnemann erinnerte an die Chance, dass der 28-Jährige sein Leben nach der Haftentlassung neu ordnen könne. Von einer möglichen Bedrohung war keine Rede mehr. Hahnemann sagte ausdrücklich, bei den Zeugen aus dem Umfeld, die die Kammer erlebt habe, sähe er keine Gefahr. Das bestätigte Danny D.: „Die Leute, die bisher angeklagt wurden, das ist alles Pillepalle.“