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Ex-Trainer Solbakken rechnet mit dem 1. FC Köln ab

Ex-Trainer Solbakken rechnet mit dem 1. FC Köln ab

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Teilt kräftig aus: Ex-Trainer Ståle Solbakken Foto: sid
Gut fünf Wochen nach seinem Rausschmiss als Trainer des 1. FC Köln hat Stale Solbakken mit seinem Ex-Klub abgerechnet. Bei den Attacken des eigentlich für seinen Humor bekannte Norwegers dürfte vor allem Toni Schumacher das Lachen vergangen sein.

Köln. 

Stale Solbakken versteht beim Blick auf seine Zeit beim 1. FC Köln keinen Spaß. Der für seinen Humor bekannte Norweger holte gut fünf Wochen nach seiner Entlassung beim Bundesliga-Absteiger zum Rundumschlag aus. Vor allem dem frischgebackenen Vizepräsidenten Toni Schumacher dürfte angesichts von Solbakkens Aussagen im Interview mit dem kicker das Lachen vergehen. „Schumacher war 25 Jahre nicht in der Zeitung, spricht, als wäre er der Sportdirektor aus dem Himmel und verbreitet Lügen, ich wollte nicht mit jungen Spielern arbeiten“, sagte Solbakken.

Einen Tag vor seiner Entlassung habe Schumacher bei ihm in der Küche gesessen und ihm versichert, dass man ihn „nicht entlassen“ werde. Auch Geschäftsführer Claus Horstmann und der neue Präsident Werner Spinner hätten ihm Rückhalt signalisiert. „Wenn es dann diese Entscheidung gibt, hat man ein falsches Spiel gespielt“, sagte Solbakken über sein Aus.

Auch mit einigen seiner ehemaligen Spieler ging der 44-Jährige, der vor wenigen Tagen beim Premier-League-Absteiger Wolverhampton Wanderers angeheuert hat, hart ins Gericht. Fünf Spieler hätten ihm zu Beginn seiner Amtszeit am Rhein gesagt, dass sie den FC verlassen wollten. Da letztlich nur Innenverteidiger Youssef Mohamad ging, „hatten wir vier Spieler, die im Kopf tot waren“, sagte Solbakken: „Sie hatten zu lange in Köln gespielt und das Gefühl, müde zu sein. Das war das größte Problem.“

Solbakken kritisiert auch die einzelnen Spieler des FC Köln

Diese namentlich nicht genannten Profis waren vielleicht das größte, bei Weitem aber nicht das einzige Problem. Sascha Riether etwa, den der ehemalige FC-Sportdirektor Volker Finke aus Wolfsburg an den Rhein geholt hatte, sei in Köln als Führungsspieler überfordert gewesen. „Wenn man Sascha Riether kauft, dann muss man wissen, dass es ein großer Unterschied ist, ob du ein Stratege in Köln sein sollst oder Außenverteidiger in Wolfsburg warst. Diese Aufgabe in Köln war zu groß“, sagte Solbakken: „Er ist ein guter Spieler, aber er war nie ein Stratege.“

Auch Pedro Geromel, den Solbakken erst zu Saisonbeginn zum Mannschaftskapitän gemacht hatte, sei überfordert gewesen. „Für Pedro war die Binde eine Belastung“, sagte der 44-Jährige. Deshalb habe er auch überlegt, den Brasilianer wieder als Kapitän abzusetzen. Auch Stammtorwart Michael Rensing, neben Lukas Podolski die einzige Konstante der abgelaufenen Saison, stand anscheinend kurz vor der Demission. „Ich habe mit Torwarttrainer Alexander Bade einen Torhüterwechsel diskutiert. Wir haben überlegt, Timo Horn zu bringen“, sagte Solbakken. „Vielleicht hätte er der Elf mehr Ruhe gegeben.“

Solbakken zeigt sich Kritik-resistent: „Unser Weg, wie wir trainieren, ist die Zukunft. Da bin ich zu 100 Prozent sicher.“

Trotz seiner Entlassung in Köln ist Solbakken nach wie vor von seinen Methoden überzeugt. Äußerungen von Spielern wie Riether oder Lukas Podolski, die mangelnde Fitness und das taktische Konzept als Gründe für die Talfahrt benannt hatten, seien „Alibis“, so der Norweger, der mit dem FC Kopenhagen fünfmal Meister geworden war: „Unser Weg, wie wir trainieren, ist die Zukunft. Da bin ich zu 100 Prozent sicher.“ Ausschlaggebend für den Abstieg sei vielmehr gewesen, dass man ’nicht viel Glück‘ gehabt habe.

Solbakken räumte zwar auch Fehler ein, so sei die Auseinandersetzung mit Finke, der im Machtkampf mit dem Trainer den Kürzeren gezogen hatte, „sehr schlecht“ für den Verein gewesen. Insgesamt aber sei er nur der Sündenbock für die FC-Misswirtschaft der letzten Jahre.

„Ich habe die Rechnung für das bekommen, was hier in einer langen, langen Zeit passiert ist“, sagte Solbakken. Grundproblem des Klubs sei, dass in Köln in den letzten zehn Jahren „kein Konzept, keine Idee“ vorhanden gewesen sei. (sid)