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Warum der Nahverkehr teurer wird

Warum der Nahverkehr teurer wird

Berlin. 

Bus- und Bahnfahren im Nahverkehr wird zum Jahreswechsel wieder spürbar teurer. Im Bundesdurchschnitt verlangen die Unternehmen zwischen 2 und 2,5 Prozent mehr von ihren Fahrgästen, wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen mitteilte. Die Fahrt zur Schule, zur Arbeit oder zum Einkauf verteuert sich damit abermals stärker als das Reisen im Fernverkehr. Die Deutsche Bahn verlangt ab Dezember durchschnittlich 1,3 Prozent mehr.

Im Nahverkehr fällt der Preisaufschlag im Großraum München mit durchschnittlich 2,9 Prozent besonders stark aus. Vergleichsweise glimpflich kommen Fahrgäste in Berlin und Brandenburg mit einem Plus von 0,56 Prozent davon.

Im Ruhrgebiet und in Düsseldorf steigen die Preise am Neujahrstag im Schnitt um 2,3 Prozent, wie der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) bereits im Juli mitteilte. Zum Vergleich: In den Großräumen Stuttgart und Frankfurt wird es um 1,9 Prozent teurer, in und um Hamburg und Köln um 1,4 Prozent.

Weniger Geld aus Kraftwerksbetrieb

Zu den Ursachen der Preiserhöhungen gehören laut Branchenverband VDV unter anderem die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst von 2,4 Prozent in diesem und 2,35 Prozent im nächsten Jahr. Außerdem sind die Kassen der Gemeinden unter Druck geraten, weil die kommunalen Energieanbieter mit ihren Kohle- und Gaskraftwerken nicht mehr so viel Geld einnehmen wie früher. Die Stadtwerke betreiben vielerorts auch Busse und Bahnen. So steigt der Druck auf die Ticketpreise.

„Für uns gilt weiterhin der politische Auftrag der Kreise und Städte, die Nutzerfinanzierung des öffentlichen Verkehrs zu stärken und so die öffentlichen Haushalte zu entlasten“, erklärte der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Ab dem Jahreswechsel kosten im VRR-Gebiet Einzelfahrten in den Preisstufen A und B zehn Cent mehr – die Preise steigen somit auf 2,70 Euro beziehungsweise 5,80 Euro pro Fahrt.

Dennoch ist die Erhöhung von 2,3 Prozent die geringste in zehn Jahren. In Köln ist gar von einer „historisch niedrigen Tarifanpassung“ die Rede. Dass der Aufschlag meist schwächer ausfällt als in den Vorjahren, liegt daran, dass er oft auf Berechnungsformeln beruht, die die Preise für Strom und Diesel berücksichtigen. Allerdings lagen fast alle Verkehrsverbünde mit ihren Preisanhebungen klar über dem Anstieg der Verbraucherpreise, der zuletzt 0,7 Prozent betrug.

Trotz steigender Ticketpreise wächst seit Jahren auch die Fahrgastzahl: Zuletzt waren es im Nahverkehr 9,95 Milliarden Fahrten – ein Plus von 0,6 Prozent. Ein Grund ist der Zuzug in die Städte.

Eine Neuheit gibt es in Stuttgart: Dort gilt von Januar an auch ein „Feinstaub-Tarif“. An Tagen mit Feinstaub-Alarm kostet im Winterhalbjahr der Einzelfahrschein nur noch die Hälfte – ein Angebot an die Autofahrer aus der ganzen Region, wie Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) erklärte.

Wer über die Grenzen von Verkehrsverbünden hinaus in Regio-Zügen unterwegs ist, zahlt von Mitte Dezember an im Schnitt 1,9 Prozent mehr. Die Preise für diese Fahrten machen die Deutsche Bahn und ihre Konkurrenten. Sie haben in den letzten vier Jahren neue Züge für mehr als vier Milliarden Euro gekauft und müssen das Geld nun wieder reinholen.