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RAG-Stiftung will in Zukunft mehr in Unternehmen investieren

RAG-Stiftung will in Zukunft mehr in Unternehmen investieren

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Foto: Kai Kitschenberg/WAZFotoPool
Die Essener RAG-Stiftung soll eigentlich für die Ewigkeitskosten des Steinkohlebergbaus aufkommen. Nun will der Stiftungs-Chef Werner Müller künftig stärker in deutsche Unternehmen investieren, denen es an Kapital fehlt. Derzeit sehe sich die Stiftung nach Anlagestrategien um.

Essen. 

Die Essener RAG-Stiftung will künftig stärker in Unternehmen investieren. „Wir denken darüber nach, künftig in erfolgreiche deutsche Unternehmen zu investieren, denen es an Kapital fehlt“, sagte der Chef der RAG-Stiftung, Werner Müller, dem Manager Magazin. Derzeit sehe sich die Stiftung Anlagestrategien großer Privatvermögen an, die „erstaunliche Rendite“ erzielten. „Das kann man kopieren, wir müssen ja das Rad nicht neu erfinden“, sagte Müller.

In der Branche werden etwa die Anlagestrategien der Familie Quandt, Großaktionärin bei BMW, oder Altana, genannt, wie auch die der US-Universitäten Harvard oder Yale. Müller denkt daran, entweder in Fonds zu investieren, „die die mittelständische Wirtschaft abbilden. Oder wir investieren direkt und bauen eine eigene Vermögensverwaltung auf.“ Man wolle sich auf deutsche Unternehmen beschränken.

Stiftung soll Ewigkeitskosten des Steinkohlebergbaus zahlen

Vorwürfen, er betreibe über solche Anlagen Industriepolitik, stehe er gelassen gegenüber. „Am Ende haftet ja der Bund für die Kohlelasten.“ Mit Blick auf die derzeit niedrigen Zinsen sagte Müller: „Wenn wir also weiterhin deutsche Staatsanleihen kaufen und unser Vermögen damit real immer weiter schwinden würde, müsste am Ende die öffentliche Hand dafür bürgen. Und das will gewiss niemand.“

Der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Hendrik Wüst, sagte, die „Stiftung darf keine Strukturpolitik machen“, Ziel sei die Begleichung der Ewigkeitslasten. Hintergrund: Die RAG-Stiftung, der die Mehrheit am Chemiekonzern Evonik gehört, hat die Aufgabe, die Ewigkeitskosten des Steinkohlebergbaus (Abpumpen des Gruben- und Grundwassers) zu bezahlen. Gemessen am derzeitigen Zinsniveau bräuchte die Stiftung nach Ende des Bergbaus im Jahr 2019 ein Vermögen von „18 bis 19 Milliarden Euro“.

Rund zwei Milliarden Euro als Kapitalanlagen

2012 hat das Vermögen der Stiftung um 7,7 Prozent zugelegt. Was allerdings auch den Kursgewinnen niedrig verzinster Bundesanleihen zu verdanken war. Gut zwei Milliarden Euro hält die Stiftung als Kapitalanlagen, rund 30 Prozent am Wohnungskonzern Vivawest sind knapp eine Milliarde wert, die rund 4,2 Prozent Rendite im Jahr abwerfen.

Der Anteil an Evonik von 68 Prozent ist derzeit an die zehn Milliarden Euro wert. Damit kommt die Stiftung auf ein Vermögen von rund 13 Milliarden Euro. Jährlich fließen aus Dividenden und Zinsen 350 bis 400 Millionen Euro zu.

Mit Blick auf die Evonik-Dividende äußerte Müller, zugleich Aufsichtsratschef des Konzern, einen Wunsch. „Gegenwärtig zahlen wir 0,92 Euro Dividende“, er wünsche sich indes eine „gerade Summe“, wobei der Vorstand den „Vorschlag zur Gewinnverwendung macht“.

Hätte Evonik Steag behalten, wäre viel Geld versenkt worden

Am 9. Dezember will der Stiftungsvorstand dem Kuratorium die neue Anlagestrategie präsentieren, die etwas mehr Spielraum in den Anlageklassen ermöglichen soll. Das Kuratorium muss der Strategie zustimmen.

Mit Blick auf mögliche Zukäufe durch Evonik sagte Müller lediglich, die Chemiebranche stehe vor einer Neuordnung. Man sei sich einig, die Erlöse aus dem Verkauf der Immobilien und Steag zu reinvestieren. „Es sind also namhafte Mittel vorhanden.“

Für wenig Freude bei den sieben Revier-Stadtwerken als Steag-Eigner dürfte Müllers Einschätzung zur Steag führen: „Hätte Evonik das Unternehmen behalten, hätten wir viel Geld versenkt.“ Der Kaufpreis von 1,2 Milliarden Euro wäre „heute nicht mehr zu erzielen“.