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Das Geschäft mit der Fitness – Warum Muckibuden boomen

Das Geschäft mit der Fitness – Warum Muckibuden boomen

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Foto: Tom Thne
Fast jeder zehnte Deutsche geht in eins der 7300 Fitness-Studios, die Milliarden umsetzen. Der Branchenverband geht davon aus, dass die Schallmauer von zehn Millionen Fitnessstudiomitgliedern bis 2017 durchbrochen wird. Doch der Fitnessmarkt ist umkämpft: Wer sich nicht klar positioniert, verliert.

Essen. 

Robert Caparelli ist schweißüberströmt, aber zufrieden. Gerade hat er eine Übungseinheit am „Arm Extension“ für die Arm-Muskulatur beendet. Seit einem Jahr geht der 32-Jährige zweimal die Woche in Essen-Kettwig zum Training ins Fitness-Studio. „Einfach um etwas für mein Wohlbefinden und die Gesundheit zu tun“, sagt er.

Wie Caparelli trainieren über 7,6 Millionen Menschen in einem der 7300 Fitnessstudios in Deutschland und investieren dabei fast vier Milliarden Euro im Jahr in Körper (und Geist). Das geht aus einer 2012 erschienenen Studie des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte hervor.

Zahl der Fitness-Jünger ist zuletzt gestiegen

Die Stimmung in der Branche ist positiv. Die Zahl der Aktiven ist in den vergangenen fünf Jahren um 2,5 Millionen gestiegen. Der Fitnessmarkt gehe momentan förmlich durch die Decke, erklärt ein Sprecher der FIBO, der Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit, die nach Jahren in Essen 2013 erstmalig in Köln stattfinden wird.

Den positiven Trend bestätigt auch Christine Wirxel, Club Managerin im Fitness-First-Studio, wo auch Robert Caparelli trainiert. „Die Branche wird weiter wachsen. Auch wir verzeichnen eine stetige Zunahme an Mitgliedern.“ Hinter dem Discounter McFit mit einem Jahresumsatz von etwa 160 Millionen Euro und vor dem Franchise-Unternehmen Kieser Training ist Fitness First die zweitgrößte Kette in Deutschland: 87 Anlagen, 270 000 Mitglieder deutschlandweit und 140 Millionen Euro Umsatz, lauten die Kennzahlen für 2011. 3100 Mitglieder sind es im Schnitt pro Anlage. Das Studio in Essen-Kettwig hat 3000 Mitglieder, der Stadtteil selbst nur 17 000 Einwohner. Man kennt sich. Zwischen Beinpresse und Laufband wird immer ein Pläuschchen gehalten.

Jeder dritte Deutsche nutzt Heimtrainer

Doch nicht nur im Fitnessstudio lassen sich die Pölsterchen abtrainieren, der Boom ist längst im heimischen Wohnzimmer angekommen. Jeder dritte Deutsche nutzt Heimtrainer, so die „Apotheken Umschau“. Besonders gefragt seien Crosstrainer und Ergometer, sagt Christian Grau, Inhaber von Sport Tiedje, Europas größtem Fachmarkt für Heimfitnessgeräte. Selbst Discounter wie Lidl oder Aldi führen längst Fitnessartikel.

Dass das Heimtraining den Fitnessstudios irgendwann den Rang ablaufen könnte, befürchtet Christine Wirxel nicht. „Viele Kunden haben den Keller voll mit Geräten, nutzen sie aber nicht. Im Studio kauft man ja auch die Kompetenz der Trainer mit.“

JahresanfangDer Fitnessmarkt ist hart umkämpft

Der Fitnessmarkt ist hart umkämpft. Wer sich nicht klar positioniert, verliert. Christine Wirxel: „Wir wollen uns klar von Discountern abgrenzen.“ Das bedeutet: qualifizierte Trainer, Kursangebote, Saftbar, Wellnessbereich. Doch das hat seinen Preis. Während ein eingeschränktes Angebot und geringe persönliche Betreuung für Monatsbeiträge ab etwa 17 Euro zu haben ist, verlangen Premiumanlagen in der Regel eher 60 Euro. Bedarf gibt es für beide Modelle.

Die Nachfrage steigt: Der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheitsanlagen geht davon aus, dass die Schallmauer von zehn Millionen Fitnessstudiomitgliedern bis zum Jahr 2017 durchbrochen wird – das wären zweieinhalb Millionen Trainingsbegeisterte mehr als heute.