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Riesen-Rave in der Sonne bei „Ruhr in Love“ in Oberhausen

Riesen-Rave in der Sonne bei „Ruhr in Love“ in Oberhausen

46.000 Menschen waren zum Festival nach Oberhausen gekommen.
46.000 Menschen waren zum Festival nach Oberhausen gekommen. Foto: Foto: STEPHAN GLAGLA PHOTOGRAPHIE / WAZ FotoPool
Eine Gartenparty mit Bass und Wumms: 46.000 Menschen haben bei der elften Ausgabe von „Ruhr in Love“ in Oberhausen eine riesige Elektro-Sause gefeiert. Auch wenn die Sonne die Raver am Samstag verwöhnte, versanken viele Fans in den durchweichten Wiesen tief im Schlamm.

Oberhausen. 

Normalerweise gehört ein trubeliger Junggesellenabschied zu den Hinguckern auf jeder Feiermeile. Beim Elektro-Festival „Ruhr in Love“ in Oberhausen-Osterfeld hat die Braut im knallgrünen Kostüm-Kleid dagegen Schwierigkeiten zwischen wabernden Boxen und dauerzappelnden Festivalbesuchern aufzufallen.

Die feierfreudige Sechsergruppe mit einheitlichen Froschhüten geht in der Masse von 46.000 Elektro-Fans als „Normalo“ unter – Raver in Mönchskutten oder mit Occupy-Masken kreuzen ihren Weg.

Bei „Ruhr in Love“ feiert die Subkultur ihren Karneval

Doch das Abbild von Guy Fawkes in Plastik macht die Freunde elektronischer Musik noch lange nicht zu Dezibel-Demonstranten. „Ruhr in Love“ wirkt vielmehr wie ein ziemlich gut aufgelegter Karneval der Subkultur.

400 Discjockeys sind auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau im Knarz-Kosmos beschäftigt. 38 Tanzflächen spielen zeitgleich, was im Elektro-Genre angesagt ist: Techno, House, Trance, Hardcore, Acid oder Disco. Jede lauter, desto besser.

Was der Platten-Aufleger nebenan treibt, bekommt im Zentrum der Bein- und Armkreiselbewegungen keiner mit, obwohl die Plattenteller nur wenige Meter voneinander entfernt auf der Wiese des Olga-Parks aufgebaut sind. Von Einheitsbrei reden da nur staunende Schall-Kiebitze an den Zäunen der abgesperrten Anlage.

Stars wie Moguai, ATB und die Disco Boys sind nach Oberhausen gekommen

Musikalisch gibt es wenig Experimente, jedes Genre hat seinen Star. Einige schwören auf eine feine Melodie, andere auf brachialen Rhythmus. Moguai aus Recklinghausen oder ATB aus Bochum gelten als international bekannte Schwergewichte der Szene. Die Disco Boys sind mit Songs wie „I came for you“ gar Hitparaden-kompatibel. Zitate sind erlaubt. Turntable-Tollitäten hetzen „Sarabande“ von Georg Friedrich Händel im 4/4-Takt über ihre Plattenteller.

„Bei Ruhr in Love hast du viel Auswahl und kannst dich nach dem Tanzen gemütlich auf die Wiese legen“, sagt Janine Krämer (22), die aus Wesel stammt. Damit kommt sie eher aus der Nachbarschaft, viele reisen aus Süddeutschland an. Die Auswahl an Elektro-Festivals ist nach der Loveparade-Katastrophe deutlich geringer geworden.

Im Gegensatz zur Loveparade gibt es für das Gelände von „Ruhr in Love“ nur mit einer kostenpflichtigen Eintrittskarte (Preise zwischen 22 und 27 Euro) Zutritt. Seit der ersten Ausgabe von „Ruhr in Love“ in Oberhausen vor zehn Jahren hat sich die Besucherzahl mehr als verdoppelt, auch bei der Premiere 2003 im Gelsenkirchener Nordsternpark feierten die Fans noch verhältnismäßig beschaulich.

Einsacken im Schlamm, aber immerhin keine Regenwolken

Der Freiluft-Reigen in Oberhausen hat sich so – nicht gerade still und leise – in die Elektro-Champions-League gewabert und lockt damit fast doppelt so viele Besucher an wie die Hallenveranstaltung „Mayday“ in Dortmund.

Nach zehn Stunden Dauer-Wumms müssen sich erschöpfte Tänzer die besten Plätze im Grün zum Chillen mittlerweile erobern – einige sind Bass-erprobt und blenden die Schallwand einfach aus, andere helfen mit Ohrstöpseln nach. Auch wenn die Anhänger bis zu den Knöcheln auf den durchweichten Wiesen im Schlamm einsacken, legt sich während des Festivals keine Regenwolke mit den Ravern an.