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Multi-Eltern besorgt wegen Türkei-Protesten

Multi-Eltern besorgt wegen Türkei-Protesten

Als Botschafter ihrer Stadt reisen sie in alle Welt: Mit dem Start der Sommerferien packen Jugendliche für das städtische Oberhausener Austauschprogramm „Multi“ ihre Koffer, um zwei Wochen in elf Ländern zu verbringen.

15 Schüler machen sich im August mit zwei Leitern auf nach Mersin, in die türkische Partnerstadt Oberhausens. Wegen der in der Türkei anhaltenden Proteste gegen Ministerpräsident Erdogan, die von der amtierenden AKP-Regierung immer wieder hart niedergeschlagen werden, sorgen sich nun Eltern der Austauschschüler.

„Die Lage in Mersin ist friedlich“, räumt Wolfgang Heitzer, der die große Jugendbegegnung organisiert, diese Ängste aus. „Auch in Mersin wird demonstriert, aber friedvoll.“ Vor allem handle es sich um passive Proteste: Studenten und Künstler stehen schweigend an öffentlichen Orten, um Widerstand gegen die Beschneidung von Freiheiten zu zeigen. Unter dem Namen „Standing Man“ hatte diese Protestform weltweit Bekanntheit erlangt.

Kontakt mit Auswärtigem Amt

Er stehe in engem Kontakt mit dem türkischen Multi-Koordinator und dem Auswärtigen Amt, sagt Heitzer weiter. „Wir werden die Lage beobachten.“ Sollte sich die Situation in Mersin so verschlimmern, dass die türkischen Gastgeber im August ihren Austausch nicht umsetzen können, „helfen wir aus. Dann werden wir versuchen, ihn in Oberhausen zu machen“.

Das es soweit kommen wird, glaubt Verena Jenter nicht. Die 23-Jährige organisiert die Vortreffen der türkische Multi-Gruppe. Sie war selbst bereits im Land und zuletzt in Istanbul, wo die Proteste ihren Ursprung haben. „Bis die Multis wegfahren, wird sich das beruhigen. Das Programm und die Sicherheit der Jugendlichen werden von den Protesten nicht beeinflusst sein.“

Die Demonstrationen hätten sich angekündigt, meint die Studentin. „In Istanbul brodelte es seit einiger Zeit.“ Am Taksim Platz, früher ein beliebter Treffpunkt, sei das Zusammensitzen, um ein Bier zu trinken, heute verpönt, nennt Jenter ein Beispiel. In der Metro Ankaras gilt ein Kussverbot. „Immer mehr Freiheiten wurden eingeschränkt.“

Die Heftigkeit, mit der die Regierung gegen die Proteste vorgeht, überrasche sie dennoch. Über die soziale Plattform Facebook hält Jenter Kontakt zu türkischen Freunden. Einer sei kritisch bei einer Demo verletzt worden. „Manchmal will ich einfach hinfliegen und gucken, ob es allen gut geht.“