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Mülheimer wollten „einmal legal in der Ruhr schwimmen“

Mülheimer wollten „einmal legal in der Ruhr schwimmen“

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Foto: Michael Dahlke / Funke Foto Services
Die Wasserwacht feierte Geburtstag und machte möglich, was sonst verboten ist. Rund 100 Schwimmer begaben sich auf eine Naturführung der anderen Art.

Mülheim. 

„Oh, das Wasser ist aber kalt“, bemerkt Hannah Leitzen, als sie ihren Fuß in die Ruhr eintaucht. Ein tiefer Atemzug, und die Mülheimerin schwimmt los. „Es ist toll“, ruft sie den anderen Teilnehmern zu, „ihr müsst nur schnell schwimmen, dann wird euch warm.“ Was eigentlich verboten ist, hat die DRK-Wasserwacht am Samstag für zahlreiche Hobbyschwimmer im Rahmen ihrer Feier zum 50. möglich gemacht.

Hannah Leitzen wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, einmal dort zu schwimmen, wo sie aufgewachsen ist. „Wenn man legal in der Ruhr schwimmen kann, dann muss man das auch nutzen“, sagt sie und schwimmt zu Guide Jens Renken. Bevor es ins kühle Nass ging, wurden jeweils fünf Schwimmer einem Rettungsschwimmer der DRK-Wasserwacht zugewiesen. Völlig entspannt schwimmen nun alle mit der Strömung die Ruhr entlang, beginnend bei „Dicken am Damm“ bis zum Mülheimer Kanuverein, dem Ziel. Dann die Warnung: „Ihr müsst etwas schneller schwimmen, dahinten kommt die Weiße Flotte“, ruft Sebastian Ide auf seinem Rettungsbrett, während alle die Fahrrinne kreuzen. Noch die Worte der Einweisung im Ohr, dass 95 Prozent der Teilnehmer sicher im Ziel ankommen, paddelt jeder etwas schneller, das Schiff immer im Blick. Dann die Erlösung: Alle haben es aus der Gefahrenzone geschafft. Natürlich war alles nur ein Witz der Guides – in keinem Augenblick war jemand in Gefahr.

Spaziergänger und Passagiere der Weißen Flotte staunen nicht schlecht

Spaziergänger und Passagiere der Weißen Flotte staunen nicht schlecht, als die Gruppe vorbeizieht, umzingelt von zwei Booten, drei Schwimmern der Wasserwacht auf Rettungsbrettern und vier Guides. Dem einen oder anderen gelingt es zurückzuwinken, ohne gleich unterzugehen. Während alle entspannt am Ufer entlang schwimmen, passiert Najib Nassar die Gruppe immer wieder. „Ich trainiere für einen Wettkampf“, erklärt der Triathlet. „Im offenen Gewässer ist die Vorbereitung wesentlich intensiver als im Pool.“ Guide Jens unterhält seine Gruppe währenddessen mit Fakten rundum Flora und Fauna: „Wisst Ihr, warum der Graureiher so heißt, wie er heißt?“ Schweigen. „Na, weil er grau ist und reihert.“ Alle lachen. „Nein, im Ernst. Wenn er flieht, erbricht er alle Fische wieder, um leichter zu sein.“ Gesehen hat die Gruppe keinen, auch Nutrias haben es vorgezogen, nicht entdeckt zu werden. Nur drei Stockenten versuchen, unbemerkt an der Meute vorbeizuschwimmen.

Plötzlich taucht hinter einer Kurve das Ziel auf. Doch näher kommt es irgendwie nicht. Trotz zahlreicher fester Schläge bleibt es in der Ferne. Kein Wunder: Wird man doch in regelmäßigen Abständen von Wasserpflanzen aufgehalten. Nach 1,4 Kilometern ist es soweit und alle 20 Schwimmer werden applaudierend empfangen. „Es ist ein tolles Gefühl, das mal mitgemacht zu haben“, sagt Hannah Leitzen und nimmt stolz ihre Urkunde entgegen. „Wenn die Wasserwacht diese Aktion im nächsten Jahr noch einmal macht, bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Dann mache ich bei der großen Runde mit.“