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Keine Spur von Resignation an Mülheimer Gesamtschule

Keine Spur von Resignation an Mülheimer Gesamtschule

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Foto: FUNKE Foto Services
Nur 32 Kinder meldeten sich an der Gesamtschule Saarn an. Die Bildungspolitiker macht das ratlos. Das Team der Schule verweist auf seine Arbeit.

Saarn. 

Die Gesamtschule ist eine in Mülheim beliebte Schulform. Das zeigen die aktuellen Anmeldezahlen, die mit 545 wieder gestiegen sind – und das obwohl die Schülerzahl insgesamt zurückging. Doch von diesem Andrang profitieren nur die zwei Schulen rechts der Ruhr. An der Saarner Gesamtschule setzt sich ein seit Jahren andauernder Abwärtstrend fort: Nur 32 Anmeldungen gingen diesmal ein. Ein Niedrigrekord, der Schulleitung wie Bildungspolitiker ratlos zurücklässt.

Klar, man hat sich mehr erhofft in Saarn, obwohl – so klingt es wenigstens – das Team auf alles gefasst war. „Es ist ja leider kein neues Phänomen“, sagt Schulleiterin Gerhild Brinkmann. 2014 beispielsweise gab es dort 52 Anmeldungen. Vergangenes Jahr waren es immerhin 75. Dennoch war in beiden Jahren ein Ausgleichsverfahren nötig: Schüler, die sich an anderen, überbelegten Gesamtschulen angemeldet hatten, erhielten einen Platz. Eigentlich können in Saarn 150 Jungen und Mädchen pro Stufe unterrichtet werden, 96 sind Minimum.

Mischung aus verschiedenen Faktoren

So weit wie diesmal war man in Saarn noch nie von den Soll-Zahlen entfernt. „Woran das liegt? Ich weiß es nicht“, sagt Gerhild Brinkmann. Doch darf das nicht als Resignation verstanden werden – im Gegenteil. Das Team der Gesamtschule stemmt sich gegen den Abwärtstrend, betont die Schulleiterin und nennt verschiedene Beispiele. Da ist das „ausgeschärfte Profil“ als Kulturschule, die Kooperationen mit Mülheimer Bildungsstätten und Einrichtungen des Kulturbetriebs. Die Zusammenarbeit mit Grundschulen zählt Gerhild Brinkmann auf, spezielle Förderangebote und: „Wir stellen uns gesellschaftlichen Aufgaben.“ Doch irgendwie werde all das in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. „Man sieht es an den Anmeldezahlen nicht, aber bei uns gibt es viele gelungene Bildungsbiografien.“

Mutmaßliche Gründe wurden in der Stadt schon mehrfach diskutiert. Auch Meike Ostermann, die für die FDP im Bildungsausschuss sitzt, kann „nicht die eine Ursache nennen. Es wird eine Mischung aus verschiedenen Faktoren sein.“ Einer, der immer wieder genannt wird, ist der, dass Gesamtschule und Saarn schlicht nicht zusammenpassen.

Ungelöstes Problem

Auch Meike Ostermann findet, „wenn man sich das Einzugsgebiet anschaut, kann man sich fragen, ob die Gesamtschule die richtige Schulform ist“. Das sei einer der Punkte, die es zu diskutieren gelte. „Der Bildungsausschuss muss sich damit befassen, denn wir haben an der Gesamtschule Saarn ein nicht ungelöstes Problem, das jetzt gravierend ist.“

Auch der Ausschussvorsitzende Norbert Mölders (SPD) „hätte die Zahlen gerne anders“, verweist jedoch auf das Ausgleichsverfahren. „Es wird eine interne Verteilung erfolgen und dann müssen die Eltern entschieden, ob sie ihre Kinder nach Saarn schicken möchten.“ Auch Norbert Mölders kennt die Gedankenspiele, ein Gymnasium in Saarn zu schaffen und eine Gesamtschule „im erweiterten Innenstadtbereich“, um der Nachfrage gerechter zu werden. „Aber das ist derzeit ein Luxusthema“, sagt der Ausschussvorsitzende, der mit fehlendem Schulraum und der steigenden Zahl von Seiteneinsteigerkindern andere Themen als dringender erachtet.

Baulich eine Katastrophe

Franziska Krumwiede-Steiner von den Grünen sagt es klar: „Die Gesamtschule Saarn ist eine tolle Schule mit einem hervorragenden pädagogischen Konzept. Aber die Schule schafft es nicht, das publik zu machen.“ Auf „eine der besten Schulbibliotheken im Ruhrgebiet“ verweist Franziska Krumwiede-Steiner, die – das muss man dazu sagen – selbst einmal in Saarn unterrichtet hat, und auf „das junge Kollegium, das großes Potenzial hat“. Doch die Bildungspolitikerin sagt auch: „Baulich ist die Schule eine Katastrophe. Im Prinzip müsste man abreißen und neu bauen.“ Auf die noch ausstehende Sanierung will sich Schulleiterin Gerhild Brinkmann jedoch nicht berufen: „Da mussten andere Schulen auch durch.“ Dennoch ist für sie und ihre Kollegen klar, dass sie weiter für ihre Schule und ihre Arbeit werben, weiter Ideen entwickeln, Konzepte angehen. Und so kommt aus Saarn eine Hauch von: jetzt erst recht!