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Dieser Düsseldorfer fliegt dich im Privat-Jet – für den Preis einer Bahn-Fahrt!

Dieser Düsseldorfer fliegt dich im Privat-Jet – für den Preis einer Bahn-Fahrt!

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Foto: derwesten.de
  • Du willst mal kurz nach Langeoog? Kein Problem: Bei Mitflugzentralen wie Wingly oder Flyt.Club kannst du mit Hobbypiloten mitfliegen
  • Ein Platz im Flieger kostet meist nicht mehr als eine Bahnfahrt
  • Auch Rundflüge bieten die Piloten an

Mülheim. 

Du teilst dein Auto auf Blablacar und wenn es ums Food-Sharing geht, lässt du den Öko raus. Mit deinen Freunden teilst du dir einen Netflix-Account und sowieso: Deine WG ist der Renner bei AirBnb.

Nur wenn es ums Fliegen geht, bleibst du den Linienflügen treu. Müsstest du aber nicht. Seit einiger Zeit nämlich haben sich im Internet Mitflugzentralen gegründet. MitFLUGzentrale, ja richtig gelesen.

Wie funktioniert das?

Sie funktionieren wie eine Mitfahrzentrale. Nur statt Stau auf der A40 oder eine Endlosfahrt nach Langeoog geht’s für dich ab in die Luft. Anmelden (zum Beispiel bei Wingly), Start. Datum, Abflugort wählen und das Ziel. Und mit etwas Glück findest du einen Piloten, der dasselbe Ziel hat. Los geht es schon ab Flughafen Essen-Mülheim.

Einer, der von dort schon seit Beginn Flüge auf Wingly inseriert, ist Patrick Weyers. Der Düsseldorfer ist Hobbypilot, sitzt 50 bis 60 Stunden im Jahr am Steuer von einmotorigen Maschinen.

„Ich war vor sechs Jahren auf Borkum im Urlaub, ein Hotel direkt am Flugplatz. Da landeten Menschen, aßen nur ein Fischbrötchen, guckten sich einmal das Meer an und flogen wieder davon. Diese Freiheit wollte ich auch.“

1800 Piloten bieten Plätze an

Der 34-Jährige hatte etwas Geld übrig, machte in den USA seinen Pilotenschein, und hebt jetzt regelmäßig mit fremden Leuten ab. Er ist einer von 1800 Piloten in Deutschland, die bei Wingly ihre Flüge anbieten. 25.000 Nutzer besuchen die Seite regelmäßig, 1650 Flüge kamen schon zustande.

Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa: „Junge Menschen mit der Leidenschaft ‚Fliegen‘ haben ein Problem: Ihr Hobby ist sehr kostspielig. Durch Mitflugzentralen können sie sich diese Kosten mit anderen Menschen teilen“, erklärt Lars Klein, einer der Gründer von Wingly.

Er selbst ist kein Pilot, kommt aber aus einer flugbegeisterten Familie. Und hat sich immer schon gefragt, warum es nicht mehr Menschen in die Lüfte treibt – abseits der Linienflüge. „Viele denken beim Fliegen an Promis, die sich Privat-Jets leisten können.“ Durch Mitflugzentralen wie Wingly, Skyuber oder Flyt.Club wird es erschwinglich.

Ein Flug kostet nicht mehr als eine Bahnfahrt . Du bist aber schneller am Ziel.

Zum Vergleich: Wenn Patrick Weyers nach Langeoog fliegt, bezahlt er für das Mietflugzeug 200 Euro die Stunde. Eine Stunde hin, eine zurück, das ist schonmal deutlich weniger als etwa mit dem Auto oder Zug. Und es rechnet sich auch für deinen Geldbeutel: 130 Euro zahlst du als Mitflieger.

„Wir Piloten machen damit keinen Gewinn. Es werden wirklich nur die Kosten geteilt“, rechnet Weyers vor.

Natürlich bekommen auch die Mitflugzentralen was vom Kuchen ab. Wingly erhebt 10 Prozent vom Flugpreis, plus vier Euro pauschal: „Das Geld benutzen wir, um unser Team zu entlohnen und um uns bekannter zu machen“, rechnet der Gründer vor.

Unbezahlbar hingegen sind die Momente in der Luft: Weyers: „Wer mit mir fliegt, ist anfangs meist überrascht und überfordert, dass sie mit mir ja überall hinfliegen können. Vor allem auf den Rundflügen.“ Denn neben klassischen Strecken von A nach B, bieten die Piloten oft auch Schleifenflüge an.

Flieg wohin du willst

Bei diesen sind dir dann keine Grenzen gesetzt: „Oft fliege ich dann über Duisburg, die Düsseldorfer Altstadt, Wuppertal und schließlich den Baldeneysee“ , erklärt Weyers seine Lieblingsroute: „Meine Mitflieger sind immer völlig begeistert.“

Doch auch in die Ferne kann es gehen. Wingly-Piloten steuern 360 Flughäfen in Deutschland an. „Eine Frau wollte ihre Schwester, die in Kur auf einer Nordseeinsel ist, besuchen. Wir sind zusammen hin, ich habe einen Strandspaziergang gemacht und abends sind wir wieder zurück.“

Zum Zahnarzt von Mallorca nach Mülheim

Aber auch Ausgefalleneres geht. Bei einer seiner Rundreisen über das Mittelmeer fragte ein Mülheimer, der auf Mallorca lebt, über die Mitflugzentrale, ob noch ein Platz frei wäre: „Der Herr wollte zum Zahnarzttermin in seine Heimatstadt.“ Mit zwei Tankfüllungen ging es dann ins Ruhrgebiet.

Auch zwei Dortmunder Architekten wollten mit Weyers etwas ganz besonderes in der Luft erleben. Und unterschrieben ihren Partnerschaftsvertrag über ihrer künftigen Kanzlei. „Im Luftraum bis 600 Meter darf ich überall fliegen. Also auch mit ihnen über die Dortmunder City.“

Spontan ein Wochenende nach England

Ende des Monats geht es für Weyers dann nach England. Ein britisches Pärchen fragte an, ob er Lust habe, auf die Insel zu fliegen. Auf den Seiten gibt es nämlich auch Fluggesuche. Kein Problem, hat er gesagt und sollte das Wetter stimmen – er fliegt nach Sicht und nicht nach Instrumenten, was einen anderen Flugschein benötigen würde – hebt er für ein Wochenende ab.

Wenn du Lust hast mitzufliegen: Ein Platz wäre sogar noch frei. Eine Couch findest du dort sowieso. Und mit etwas Glück jemanden bei AirBnb für deine leere WG.

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