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Bewaffnete Räuber standen nachts im Schlafzimmer einer Pfarrerin

Räuber standen nachts im Schlafzimmer einer Pfarrerin

NRW
Die Staatsanwaltschaft untersucht derzeit, ob eine Mutter ihre achtjährige Tochter jahrelang eingesperrt hat. (Symbolbild) Foto: imago
Schon wieder haben Verbrecher in Mülheim ihr Opfer in dessen Wohnung ausgeraubt: Dienstagnacht blickte eine Pfarrerin in ihrem Schlafzimmer plötzlich auf zwei Einbrecher – und in den Lauf einer Pistole. Zuletzt wurden in Mülheim und Oberhausen mehrere Senioren zu Hause überfallen.

Mülheim/Oberhausen. 

Eine Pfarrerin der Lukasgemeinde in Mülheim-Styrum muss sich Dienstagnacht wie in einem Albtraum vorgekommen sein: Als die 57-Jährige um etwa 3.15 Uhr Geräusche hörte, schaltete sie das Licht ein – und blickte auf zwei fremde Männer in ihrem Schlafzimmer. Im Pfarrhaus an der Kaiser-Wilhelm-Straße bedrohten die Einbrecher die Frau dann mit einer Pistole. Sie zwangen die Mülheimerin, mit ihnen gemeinsam in allen Räumen des Hauses nach Bargeld und Schmuck zu suchen. Nach ihrem Beutezug schickten sie ihr Opfer ins Badezimmer und forderten es auf, dort zu bleiben.

Wenige Minuten später – die mutmaßlichen Räuber waren anscheinend wieder verschwunden – traute sich die 57-Jährige aus dem Bad. Ihr Handy hatten die Männer mitgenommen, weshalb die Frau ihre Nachbarn verständigte. Die riefen die Polizei. Aus dem Staub gemacht hatten sich die Einbrecher mit dem grauen Volvo V50 ihres Opfer. Das gesuchte Kennzeichen: MH-CS 313.

Zehn Jahre Haft wegen besonders schweren Raubes

Unklar ist, ob das Duo die Mülheimerin gezielt ausrauben wollte oder nicht damit rechnete, auf Bewohner zu stoßen. Allerdings waren die Männer anscheinend durch ein Fenster im Erdgeschoss ins Haus gestiegen, das einen Spalt weit geöffnet war. „Und es ist doch eher selten, dass Menschen verreisen und ihre Fenster dann auf Kipp stehen lassen“, findet Polizeisprecher Lars Lindemann. „Vielleicht haben sie also doch damit gerechnet, dass Bewohner im Haus sind.“

Der Raubüberfall in der Wohnung des Opfers jedenfalls weckt Erinnerungen an fünf ähnliche Fälle in Mülheim und Oberhausen aus der jüngeren Vergangenheit:

Erst vorigen Samstag, 18. August, überfielen maskierte Männer ein Ehepaar in Oberhausen-Alstaden in deren Wohnung. Die brutalen Täter klingelten an der Wohnungstür, dann schlugen, fesselten und knebelten sie den 70-Jährigen und dessen 62-jährige Ehefrau.

Zu zehn beziehungsweise acht Jahren Gefängnis verurteilte das Duisburger Landgericht im Juli die Männer, die am Abend des 11. Dezember 2011 eine 90-Jährige in Speldorf ausraubten, wegen „besonders schweren Raubes“. Die brutalen Täter hatten die Seniorin in ein fensterloses Zimmer gesperrt, nachdem sie mit roher Gewalt und vergebens versucht hatten, die Frau zu fesseln. Erst 18 Stunden später fanden besorgte Nachbarn die erschöpfte 90-Jährige.

Noch immer nicht überführt ist dagegen der Räuber, nach dem die Polizei Essen/Mülheim mit einem Phantombild fahndet: Er hatte am 27. April an der Straße „Kuhlendahl“ eine 92-Jährige im Keller eingesperrt und ausgeraubt – möglicherweise mit Hilfe eines Komplizen.

Polizeisprecher Lindemann berichtet zwar, die Polizei Essen/Mülheim habe „in der jüngeren Vergangenheit keinen signifikanten Anstieg von Überfällen in Wohnungen“ registriert. Er warnt Senioren vielmehr vor Trickdieben an der Haustür.

In der Region aber schockierte bereits Anfang des Jahres eine erschreckende Häufung von Überfällen, bei denen die Täter an der Tür beziehungsweise in den vier Wänden ihrer Opfer zuschlugen – auch in Mülheim und Oberhausen: Dort, an der Weierstraße, schellten zwei Verbrecher Anfang am 2. Juni nachts an der Tür einer Familie. Die 53-jährige Bewohnerin schrie um Hilfe, ihr Lebensgefährte konnte zwei mit Sturmhauben maskierte Einbrecher in die Flucht schlagen.

Und am 7. Februar 2012 klingelten Räuber um 19 Uhr an der Wohnungstür eines Mehrfamilienhauses am Mülheimer Buchenberg gegenüber des Siemens Technoparks. Als der 95-jährige Bewohner öffnete, schlugen ihn zwei maskierte Männer zu Boden und drängten an ihm vorbei.

Diese beiden Männer sucht die Polizei

Im Falle der Dienstagnacht in Styrum ausgeraubten Pfarrerin sucht das Kriminalkommissariat 31 der Polizei Essen/Mülheim dringend Zeugen und bittet um Hinweise (Telefon: 0201/829-0). Sie fragt: Wer hat Dienstagnacht verdächtige Beobachtungen im Bereich der Kaiser-Wilhelm-Straße gemacht? Wer hat den geraubten grauen Volvo V50 mit dem Kennzeichen MH-CS 313 von der Kaiser-Wilhelm-Straße wegfahren sehen? Wurde das Auto zu einem späteren Zeitpunkt gesichtet?

Der erste Täter ist vermutlich 20 bis 30 Jahre alt und etwa 1,65 Meter groß. Er hat eine sportliche Figur und kurzes, dunkles Haar. Beim Überfall trug er ein weißes Unterhemd zur Jeans, sein Kapuzenshirt hatte er bis zur Nase hochgezogen.

Sein Komplize ist etwas größer, schätzungsweise 1,75 Meter, und schlank. Er trug eine rote Schirmmütze. Seine auffällige Kleidung konnte sein Opfer nicht näher beschreiben. Beide Täter sollen mit Akzent gesprochen haben und nach Angaben der Polizei „eventuell türkischer Abstammung“ sein.