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Mister Mittelprächtig – Essener bewerten Arbeit ihres OB als „solala“

Essener bewerten Arbeit ihres OB Reinhard Paß als „solala“

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Foto: WAZ FotoPool
Oberbürgermeister Reinhard Paß tritt im Meinungsbild der Essener auf der Stelle. Seine Arbeit bewerten viele nur als mittelprächtig. Der Stadtchef selbst hingegen ist zufrieden mit sich – und überzeugt davon, dass seine politische Halbzeit-Bilanz „sich sehen lassen kann“.

Essen. 

Wer einen Fußballer beurteilen soll, der erst ein paar Minuten auf dem Spielfeld steht, zuckt vermutlich mit den Achseln. So ging es auch den Essener Bürgern, als die WAZ-Mediengruppe im März 2010 bei der Premiere des repräsentativen Bürgerbarometers fragte: „Wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Arbeit von Oberbürgermeister Reinhard Paß?“

Nachfolger Wolfgang Reinigers

„Weiß nicht“, sagten damals 54 Prozent, und das war ja auch kein Wunder: Der Nachfolger Wolfgang Reinigers war da gerade mal fünf Monate im Amt.

Keine eindeutiges Urteil

Zweieinhalb Jahre später, zur Halbzeit seiner Amtszeit, trauen sich nun deutlich mehr Bürger eine Antwort zu, wenngleich die Zahl derer, die sich lieber raushalten, mit 29 Prozent immer noch hoch ist. Doch wer ein eindeutiges Urteil, Daumen rauf oder Daumen runter, erwartet hatte, dürfte enttäuscht sein: 20 Prozent der 521 Befragten sind sehr oder ziemlich zufrieden mit Paß, 18 Prozent sehr oder ziemlich unzufrieden.

Und der größte Anteil, immerhin jeder dritte Essener, entscheidet sich für ein mittelprächtiges Solala. Unterm Strich führt das zu einem Mittelwert von 3,02 – verglichen mit 3,00 vor zweieinhalb Jahren. Das minimal schlechtere Ergebnis, so betonen die Statistiker des Uni-Lehrstuhls für Marketing & Handel, sollte man dabei nicht überbewerten: Veränderungen unterhalb einer Schwelle von 0,1 Prozentpunkten bedeuten nämlich nicht viel mehr als eine Unschärfe.

Er tritt auf der Stelle

Was bedeutet: Im Kern hat Reinhard Paß im Urteil der Bürger weder Boden gutgemacht, noch an Boden verloren, er tritt im Meinungsbild der Menschen schlicht auf der Stelle, wobei sich immer mehr Bürger ein Urteil über den einerseits mächtigen, andererseits mit Blick auf die Ratsmehrheit machtlosen Mann in der dritten Etage des Ratstrakts erlauben.

Muss es einen überraschen, dass Paß die Sache anders sieht? Er sei, so beteuerte er im Gespräch, „zufrieden mit mir“ – überzeugt davon, dass seine politische Halbzeit-Bilanz „sich sehen lassen kann“.

Keine Unterschiede in der Beurteilung

Interessant beim Bürgerbarometer: Obwohl der Norden der Stadt bei Wahlen spürbar sozialdemokratischer geprägt ist als der Süden, gibt es keinerlei Nord-Süd-Gefälle im Urteil der Bürger. Auch zwischen den befragten Frauen und Männern existieren keine Unterschiede in der Beurteilung.

Einzig die Sortierung nach Altersklassen birgt die Erkenntnis: Am meisten Zuspruch erfährt OB Paß bei den 20- bis 29-Jährigen, besonders kritisch sehen ihn die Befragten über 60 und unter 20 Jahren.