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Übergriffe bei Bürgerversammlung in Essen-Frintrop – Kritik an Polizei

Kritik an Polizei nach Übergriffen bei Bürgerversammlung

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Foto: Essen
Nach den Übergriffen auf Passanten bei einer Bürgerversammlung in Essen-Frintrop üben Politiker und das Bündnis „Essen stellt sich quer“ Kritik an Polizei und Veranstalter.

Essen. 

Nach den Übergriffen auf mehrere Passanten am Rande einer Bürgerversammlung zur Asylunterkunft am Freitag in Essen-Frintrop haben Linkspartei und das Bündnis „Essen stellt sich quer“ harsche Kritik an den Veranstaltern, aber auch an der Polizei geübt: „Wir können nicht nachvollziehen, dass die Polizei zunächst so gut wie nicht präsent war. Dadurch hätten die Handgreiflichkeiten vor der Tür vielleicht verhindert werden können“, erklärte der linke Ratsherr Wolfgang Freye.

Auch sei die Polizei nicht gegen die teilweise offen zur Schau gestellten verfassungsfeindlichen Symbole vorgegangen, ebenso wenig gegen „menschenverachtende Sprechchöre“, betonte außerdem Max Adelmann vom Bündnis „Essen stellt sich quer“.

Nach einer Reizgas-Attacke ins Krankenhaus

Vor dem Veranstaltungsort, einer Gaststätte, war dem Grünen-Politiker Walter Wandtke das Handy aus der Hand geschlagen worden. Eine Person kam nach einer Reizgas-Attacke ins Krankenhaus. Außerdem sollen Gäste einer libanesischen Hochzeit angepöbelt worden sein. Einen spontanen Demozug zur Flüchtlingsunterkunft in der Walter-Pleitgen-Schule hatte die Polizei zwar verhindert, nicht jedoch einen Aufzug durch Frintrop zum Markt, kritisierte Adelmann.

Die ohnehin seit Monaten angespannte Situation in Frintrop hatte sich zuletzt weiter aufgeheizt. Es gab Gerüchte, dass ein Flüchtling ein Mädchen vergewaltigt haben soll. Der junge Mann ist aber wieder auf freiem Fuß. Ob die Ermittlungen gegen ihn damit aufgehoben sind, ist unbekannt. Nach NRZ-Informationen soll der Staatsanwaltschaft ein Gutachten vorliegen, das Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Opfers anmeldet.

„Die Deutungshoheit darf nicht dem Mob überlassen werden“

Freye warf der Bürgerinitiative als Veranstalter der Versammlung vor, es geduldet zu haben, dass Dugida-Aktivisten in einzelnen Beiträgen zur Selbstjustiz gegen Flüchtlinge aufrufen konnten. „Das Bild, das die Veranstalter hinterlassen, hat mit der großen Hilfsbereitschaft, die Flüchtlinge in den letzten Monaten in vielen Stadtteilen erfahren konnten, nichts zu tun,“ so Freye. „Ich hoffe, dass sich die meisten Frintroper davon deutlich distanzieren“. Adelmann fügte hinzu: Das Handeln dieser so genannten Bürgerinitiative und ihrem Umfeld „ist für die Zivilgesellschaft unerträglich“.

Die Grünen forderten unterdessen OB Reinhard Paß auf, „ein klares Bekenntnis und Signal“ zu senden. „Die Deutungshoheit darf nicht dem Mob überlassen werden, dessen Ziel die Hetze gegen alle Flüchtlinge ist“, so Vorstandssprecherin Gönül Eglence.