Veröffentlicht inEssen

Jüdische Gemeinde: „Wir fühlen uns in Essen sicher“

Mitglieder der jüdische Gemeinde fühlen sich in Essen sicher

50 Jahre Jüdische Kultus-Gemeinde Essen-kikF--656x240@DERWESTEN.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Jüdische Kultusgemeinde sieht keinerlei Anlass, nach Israel auszuwandern. Der Leiter der Alten Synagoge erinnert aber an anti-jüdische Hetze vor einem Jahr.

Essen. 

925 Menschen jüdischen Glaubens leben in Essen, zur Gemeinde zählen auch ihre 600 nicht-jüdische Angehörigen. Fühlen sie sich hier sicher? Oder spielen sie nach den Attentaten auf Juden in Toulouse, Paris und Kopenhagen womöglich mit dem Gedanken, nach Israel auszuwandern?

„Wir fühlen uns in Essen sicher“, stellt Schalwa Chemsuraschwili, der stellvertretende Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde, unmissverständlich klar. Nicht nur mit dieser Stadt, ja mit ganz Deutschland verbinde er das Attribut „sicher“. Seit 2002 lebt der 36 Jahre alte gebürtige Georgier in diesem Land. „Ich persönlich habe hier noch nie anti-semitische Ressentiments zu spüren bekommen.“

„Ich saß damals in der Synagoge“

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist die jüdische Gemeinde in Essen in den neunziger Jahren stürmisch gewachsen, erst seit einigen Jahren stagniert die Zahl der Gemeindemitglieder wieder. Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern erscheint Deutschland den Juden wie eine „Insel der Glückseligkeit“ (Rafael Seligmann). Ganz anders die Situation auf der anderen Rheinseite. Allein in Frankreich sind im vergangenen Jahr mehr als 7000 Juden nach Israel ausgewandert – weil sie genervt sind von schlimmen antisemitischen Pöbeleien, die sich in letzter Zeit gehäuft haben. „Gerade in Paris leben sehr viele nordafrikanische Einwanderer muslimischen Glaubens, von ihnen gehen die Ressentiments gegen Juden aus“, findet Chemsuraschwili.

Eine Einschätzung, die Uri Kaufmann, der Leiter der Alten Synagoge, teilweise auch auf Deutschland überträgt. „Vor allem aufgehetzte junge Migranten arabischer Herkunft neigen zu anti-israelischen, anti-jüdischen oder gar anti-semitischen Ressentiments.“ Mit Schaudern erinnert sich Kaufmann an den 18. Juli 2014, als die Pro-Palästina-Demo umschlug in grobschlächtige, ja strafbare anti-israelische Hetze. „Ich saß damals in der Synagoge im Büro und war umgeben von acht Polizisten mit Maschinenpistolen.“

Gute Zusammenarbeit mit der Polizei

Andererseits räumt auch Kaufmann ein: „Ich kenne keinen Essener Juden, der aus Angst ausgewandert ist.“ Eine Anspielung auf den umstrittenen Appell des israelischen Premiers, der europäischen Juden nahelegt, doch bitte nach Zion zu emigrieren. Einschränkend fügt Kaufmann jedoch hinzu: „Wenn man sich etwa durch das Käppchen als Jude zu erkennen gibt, muss man sehr wohl damit rechnen, provoziert zu werden – erst recht in bestimmten Migranten-Quartieren.“

Schalwa Chemsuraschwili von der Kultusgemeinde hebt unterdessen die gute Zusammenarbeit mit der Polizei hervor. „Bei unseren Veranstaltungen genießen wir Polizeischutz und ich habe in unserer Gemeinde noch nie gehört, dass sich jemand bedroht fühlt.“