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Warum Duisburg immer mehr zur Problem-Stadt wird

Warum Duisburg immer mehr zur Problemstadt wird

Kulturskandal um verbotene Kunst, Armutszuwanderung, ein Zeltlager für Flüchtlinge: Die Stadt Duisburg wird ihr schlechtes Image einfach nicht los. Nun leistet sich auch Oberbürgermeister Sören Link (SPD) Fehler – und unterschätzt die Wirkungen seiner Entscheidungen.

Duisburg. 

Für Donnerstag, 28. August, lädt Duisburgs SPD-Oberbürgermeister Sören Link die Rathausspitze, Wohlfahrtsverbände, Politik und Kirchen zu einem „Runden Tisch Asyl“. Man kann auch sagen: zum Krisengipfel. Link hat wohl erkannt, dass da ein brisantes Thema in seiner Stadt und in der Außenwirkung aus dem Ruder läuft. Zu spät, meinen Kritiker.

Denn mit den Bildern aus Duisburg von einem Flüchtlingszeltlager wie in Kriegsgebieten, nur auf roter Sportplatzasche statt auf braunem Wüstensand wie im Irak, in Syrien oder im Sudan ist der Schaden für Duisburgs Ruf schon irreparabel. Da hilft es auch nicht, dass noch keine Kriegsflüchtlinge die schmalen Feldbetten bezogen haben und es vielleicht auch nicht dazu kommt, weil eine Zuweisungspause Zeit bringt und die Stadt „unter Hochdruck“ weiter nach alternativen Notlösungen sucht, um die Belegung des umstrittenen Zeltlagers zu „vermeiden“. An dem dramatischen Anstieg der Zahlen wird das nichts ändern. 1900 Flüchtlinge werden es bis zum Jahresende sein.

Armutszuwanderung ramponiert Duisburgs Image

Bei der Armutszuwanderung mit weit über 10.000 Bulgaren und Rumänen, die in Duisburg schlagzeilenträchtig „Problemhäuser“ bezogen, für enorme Kostenbelastungen und sozialen Sprengstoff sorgten, war es Link mit breiter Brust noch gelungen, sich an die Spitze der Bewegung zu stellen. Er führte Bundesminister durch Brennpunkt-Quartiere, führte Delegationen von Oberbürgermeistern nach Berlin an, war in TV-Talkshows knallhart fordernder Brandredner für die überforderten Kommunen, und geißelte mit „kalter Wut“ die „Besserwisserei“ aus Berliner Ministerien. Mit Erfolg, den er auch für sich verbucht: Der Bund macht zusätzliche Millionen für gebeutelte Städte locker.

Zugleich stellte sich Duisburgs sozialdemokratischer Oberbürgermeister unter dem Banner „Wir sind Duisburg“ aufmarschierenden Rechtspopulisten entgegen – erklärte aber im nächsten Atemzug bei Sozialmissbrauch und Kriminalität die „Null Toleranz“-Gegenwehr und schickte eine Task Force in Problem-Stadtteile. Die Armutszuwanderung ramponiert zwar Duisburgs Image, aber nicht das des Oberbürgermeisters.

CDU nennt Zeltlager „beschämend“ für die Stadt

Beim akut anschwellenden Flüchtlingsstrom musste nun vor allem sein SPD-Sozialdezernent Reinhold Spaniel nach vorne, Problemlöser und Blitzableiter sein. Dessen Warnrufe und Appelle zu steigenden Flüchtlingszahlen, enormen Kosten und mangelnden Unterbringungsmöglichkeiten verhallten augenscheinlich ungehört, innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen, bis als letzter Ausweg das Zeltlager blieb.

„Beschämend“ für die Stadt, geißelte das die CDU, während sich der Sozialdezernent auch über schleppende Genehmigungsverfahren und Rathaus-Bürokratie beklagte und im Zeltlager das Blitzlichtgewitter abbekam, während der OB am gleichen Tag kostenlose Ausweise für die Kinderbücherei verteilte. Als Rathaus-Verwaltungschef, so wird Kritik laut, hätte Link durchgreifen müssen und den medialen Super-GAU des Zeltlagers verhindern müssen. Von „Aussitzen in der Stadtspitze“ sprechen die Grünen.

Oberbürgermeister Link unterschätzt Wirkung seiner Entscheidungen

Erst jüngst hatte Link Wirkungen seiner Entscheidungen unterschätzt, als er die Kunstinstallation „Totlast“ zur Ruhrtriennale nach eigener Entscheidung im stillen Kämmerlein aus der Stadt verbannte, weil er Duisburg wegen des möglichen Bezugs zur Loveparade-Katastrophe für noch nicht „reif“ genug hielt. Das brachte ihm den Vorwurf der Bevormundung und Zensur ein, auf die er erstmals dünnhäutig reagierte. Das warf einen Schatten auf Link, ausgerechnet ihn, dem die Versöhnung mit den Opfern und Hinterbliebenen der Loveparade-Katastrophe nach seinem Amtsantritt 2012 eindrucksvoll gelungen war.

„Das wird kein Zuckerschlec­ken“, hatte Link, gerade 36-jährig, bei seiner „Regierungserklärung“ vor zwei Jahren geahnt, als er den Neuanfang für Duisburg nach dem abgewählten CDU-OB Adolf Sauerland bringen sollte und die Stärken der Stadt besser „vermarkten“ wollte. Die Wucht der Probleme, alter wie neuer, hat er dabei unterschätzt, gestand er einmal ein. Auch die Last als Sauerland-Nachfolger in einer Stadt mit schweren Imageproblemen. Denn seitdem ruhen Argusaugen auf dem Amt.