Veröffentlicht inDuisburg

Bulgarischer Sozialarbeiter beobachtet Integration der Roma in Duisburg

Bulgarischer Sozialarbeiter beobachtet Integration der Roma

55385258--656x240.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Sergi Karakashev ist Vorsitzender einer Roma-NGO in Bulgarien und arbeitet an der Integration der Roma in ihrem Heimatland. In Duisburg tauscht er sich mit der Jugendorganisation „Die Falken“ aus. Er sagt: „Integration ist ein langer Prozess, für kleine Erfolge braucht man viel Fleiß – und Bemühungen von beiden Seiten.“

Duisburg. 

Mehr als 2000 Kilometer trennen Duisburg und die ostbulgarische Stadt Schumen. Doch was Sergi Karakashev erzählt, klingt bekannt: „Die Familien leben in Armut, sie sprechen die Sprache nicht, die Kinder haben Probleme in der Schule.“ Karakashev spricht von Roma-Familien. Als Vorsitzender der Organisation ISKRA arbeitet er in Bulgarien daran, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Eine Woche lang konnte er sich als Gast des Kinder- und Jugendverbands „Die Falken“ über die Situation in Duisburg informieren.

„Ich bin hier einigen Leuten begegnet, die ich aus Schumen kenne“, erzählt Karakashev. Aus dem Roma-Viertel der Stadt seien viele Menschen in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Duisburg gezogen. „Und es geht ihnen jetzt wirklich gut“, sagt Karakashev ernst. Jedenfalls im Vergleich zum Leben in Bulgarien. „Europa, heißt es, hat gerade eine Krise. Bei uns gibt es permanent eine Krise, und das schon lange. Es gibt Roma, die werden arbeitslos geboren und sterben arbeitslos. Diese Leute haben Kinder, und wie sie erzogen werden, das kann man sich vorstellen.“

Nach 18 Monaten Arbeitslosigkeit bekommen die Menschen rund 40 Euro monatlich vom Staat, erzählt Karakashev. Dabei seien die Preise für Grundnahrungsmittel ähnlich wie in Deutschland. Deshalb müsse man sich nicht wundern, dass die Roma in andere Länder ziehen. „Sie würden bis nach Afrika gehen, wenn es da auch nur ein bisschen besser wäre als in Bulgarien“, sagt Karakashev.

Seit vier Jahren steht die Roma-NGO (Nichtregierungsorganisation) ISKRA mit den Duisburger Falken in Kontakt. Nach Karakashevs Besuch sollen nun Strategien entwickelt werden, wie den Armutsflüchtlingen, die nach Duisburg gekommen sind, geholfen werden kann. Projekte speziell mit jungen Roma sollen zur Integration beitragen. „Die Sprache ist da besonders wichtig“, sagt Karakashev. „In Schumen bringen wir den Kindern Bulgarisch bei, hier müssen sie Deutsch lernen.“ Mit Hilfe der Falken könne die Strategie von ISKRA auf Duisburg übertragen werden.

„Wer hier bleiben und sich entwickeln möchte, muss sich außerdem natürlich an die Gesetze halten. Und dann kann man auch endlich erkennen, wer gekommen ist, um zu arbeiten, sich zu integrieren und die Gesellschaft zu bereichern“, erklärt Karakashev. „Integration ist ein langer Prozess, für kleine Erfolge braucht man viel Fleiß – und Bemühungen von beiden Seiten.“