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Düsseldorfer Firma fertigt mit Spezialdrucker 3-D-Abbilder ihrer Kunden

Düsseldorfer Firma druckt 3-D-Figuren von Fotos ihrer Kunden

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Foto: Lars Heidrich / WAZ FotoPool
Bei der Düsseldorfer Firma Deep End Productions ist ein 3-D-Drucker im Einsatz. Kunden kommen in den Laden, lassen sich scannen und fotografieren – und am Ende erhalten sie ein dreidimensionales Abbild ihrer selbst. Wer solch ein Kunststoff-Ich besitzen möchte, muss dafür bis zu 329 Euro zahlen.

Düsseldorf. 

Welches Kind hat nicht schon mal davon geträumt, eine Action-Figur oder Puppe zu besitzen, die aussieht wie es selbst? Wie viele Familien- oder Brautpaare sind auf der Suche nach dem perfekten Foto, dieser einen individuellen Aufnahme? An der Liefergasse 1a in der Düsseldorfer Altstadt gibt es einen Laden, der genau das verwirklicht. Mit Hilfe eines hochleistungsfähigen 3D-Druckers und eines eigenen, patentierten Computerprogramms erstellt die Firma Deep End Productions 15 bis 25 cm große Replikate von ihren Kunden aus Kunststoff und Gips.

Aber wie genau funktioniert das – ein dreidimensionales Abbild seiner selbst auszudrucken? „Zuerst scannen wir den Kunden, dann schicken wir die Daten in unsere Zentrale nach Neuss, wo auch der 3D-Drucker steht. Diese Daten werden in unser eigens entwickeltes Softwareprogramm eingespeist, gegebenenfalls bearbeitet und anschließend gedruckt. Nach zwei bis drei Wochen ist die Figur fertig. Wenn es schneller gehen muss, geht das natürlich auch“, erklärt Markus Kraus, Prokurist der Firma. Kostenpunkt: 179 bis 329 Euro pro Person.

Das Fotostudio, in dem der Kunde „gescannt“ wird, erinnert an einen Science-Fiction Film. Dieser stellt sich in die Mitte eines weißen Zeltes, in das rundherum 40 Löcher eingeschnitten sind. In jedem Loch steckt eine Kamera, beziehungsweise ein „Sensor“, wie es in der Fachsprache richtig heißt. Ferngesteuert werden alle 40 Sensoren gleichzeitig ausgelöst.

„Das dauert nur 0,01 Sekunden. Schneller ist keiner. Und genau deswegen können wir auch schwierigere Motive bearbeiten. Etwa Fotos vom Herrchen mit seinem Hund oder Kleinkindern auf dem Arm der Eltern“, sagt Kraus. Die Fotos kann sich der Kunde dann sofort auf dem Computer ansehen. Ist er zufrieden, werden die Dateien zur Weiterverarbeitung und zum Druck versendet.

Auch der Hüftumfang kann nachbearbeitet werden

Änderungswünsche sind möglich. Möchte jemand, dass sein dreidimensionales Kunststoff-Ich weniger auf den Hüften hat, als das Original, kann das nachbearbeitet werden. „Tatsächlich ist es aber so, dass die meisten Kunden zwar zunächst danach fragen, dann aber doch keine Änderungen an der Echtheit des Moments vornehmen lassen wollen“, sagt Kraus.

Seit fast einem Jahr gibt es das Geschäft an der Liefergasse jetzt, in dem auch ein paar Dutzend Produkte ausgestellt sind. Darunter auch Figuren von mehreren Bundesligaspielern. Von wem es noch kein Replikat gibt, Markus Kraus sich aber sehr freuen würde eins anzufertigen, ist Toten-Hosen-Sänger Campino, verrät der 36-jährige Geschäftsmann.

Dafür steht eine in Lebensgröße gedruckte Version des brasilianischen Fußballstars Ronaldo im Laden. Eine Sonderanfertigung. So etwas kostet dann aber auch ein paar Euro mehr – 20.000 und aufwärts. Das besondere an diesem Objekt ist aber nicht nur seine Größe, sondern auch wie es hergestellt wurde. Denn der Stürmer war nicht persönlich in Düsseldorf und hat sich scannen lassen. Von Ronaldo gibt es aber so viele Fotos aus allen Perspektiven, dass diese unabhängig voneinander erstellten Bilddaten zu einem dreidimensionalen Bild zusammengefügt werden konnten.

Ein 3-D-Künstler arbeitet fast wie ein Bildhauer

„Theoretisch ist es möglich, dass man ein 3D-Replikat von einem normalen Foto herstellt. Aber in der Praxis ist es doch eher unüblich, dass ein Kunde 40 Aufnahmen von sich oder einer anderen Person aus allen Perspektiven hat“, sagt Kraus. Außerdem wäre das sehr arbeits- und damit kostenintensiv. Denn ein 3-D-Künstler muss dann ähnlich wie ein Bildhauer auf einer speziellen Bildschirmoberfläche Höhen und Tiefen in die Originaldatei schlagen.

Ansonsten können alle Wünsche der Kunden erfüllt werden. „Alles, was bei normaler Fotografie geht, geht auch in 3D“, so Kraus. „Daher kommt es auch nicht selten vor, dass Kunden Akt-Bilder von sich machen lassen oder in schrillen Kostümen vor die Sensoren treten.“

So funktioniert die neue Technik

Dreidimensionale Drucker könnten die Wirtschaftswelt revolutionieren wie einst die Dampfmaschine und das Internet, glauben Ökonomen. Zahnimplantate, Handyhüllen oder Spielzeugfiguren, aber auch komplexe Maschinenbauteile lassen sich mit Hilfe der 3-D-Drucker in einem Arbeitsgang vor Ort herstellen.

Die kühne Idee: Eines Tages sollen komplette Autos aus dem Drucker kommen. Die Zahl der industriellen Anwendungen wächst rasant. Einfache 3-D-Drucker sind jetzt schon für 1000 bis 2000 Euro zu haben. Die Funktionsweise: Kunststoff wird erhitzt, eine Düse fährt auf einem Schlitten hin und her und baut das Modell Schicht für Schicht auf.

Die Daten dafür kommen aus dem Computer, an dem das 3-D-Modell vorher gebaut wurde. Bei aufwendigeren 3-D-Druckverfahren kann nicht nur Kunststoff, sondern auch Metallpulver verschmolzen werden. Solche Maschinen lohnen sich allerdings nur für Unternehmen. Sie kosten eine halbe Million Euro und mehr.