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Sascha Lobo predigt vor Dortmunds Handwerkern das Digitale

Sascha Lobo predigt vor Dortmunds Handwerkern das Digitale

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Sascha Lobo Foto: Stephan Schütze
Die digitale Welt und Social Media sind die Heimat von Sascha Lobo. Am Dienstag war er in Dortmund Hauptredner vor Handwerkskammer.

Dortmund. 

Sascha Lobo, 40,5 Jahre alt, ist eine Art Internet-Star, hält Vorträge über die digitale Welt, über Social Media und über digitale Arbeitsprozesse. Am Dienstag war er in Dortmund Hauptredner eines Symposiums „Handwerk 4.0“ zu Chancen und Risiken der Digitalisierung. Sein Auftritt startete holprig.

Lobo, Markenzeichen roter Irokesenschnitt, ist Blogger und Journalist, der sich (vor allem) online ständig (vor allem) zu Internetthemen äußert. Als Handwerks-Experte ist er der breiten Öffentlichkeit noch nicht so bekannt, erklärte aber am Dienstag: „Ich lasse das Handwerk bis zur Intimität an mich heran.“ Er wohne nur 50 Meter neben seinem Friseur. Und das nicht zufällig.

Eingeladen hatten die Handwerkskammer Dortmund und der Nordrhein-Westfälische Handwerkstag. Erschienen waren im Bildungszentrum Hansemann der HWK 250 Unternehmer und Gäste.

„Lustiger als Vorredner“

Vor Lobo hatten die Professoren Jürgen Bock und Heiko Kopf von den Hochschulen Bochum und Hamm-Lippstadt Möglichkeiten gezeigt, digitale Prozesse in den Betriebsalltag zu integrieren. Lobo kündigte danach an, „das Gleiche zu sagen wie meine Vorredner – nur lustiger“.

Unfreiwillig komisch war es, dass gleich zu Beginn die Präsentation des Internet-Gurus fünf Minuten lang nicht in Gang kam. Der meinte nur: „Ein wunderbares Beispiel dafür, dass analog auch nicht alles schlecht ist.“

Er skizzierte fortan die radikale Veränderung der Gesellschaft durch Smartphones und das Internet, das bekanntlich ganze Branchen (Beispiel Amazon im Handel) über Nacht verändere. Soziale Medien, sagte Lobo, würden sogar von Experten noch unterschätzt. Sein Beispiel: Auf einer Hotelbewertungs-Plattform im Netz, könnten 98 Prozent von 3647 Kunden ein Hotel mit „super“ bewerten. Wenn man via Facebook sehe, dass ein Freund es „grauenhaft“ finde, buche man es nicht.

Soziale Medien werden kaufentscheidend

Lobo nennt es die „Empfehlungsmaschinerie: Soziale Medien werden kaufentscheidend.“ Diese und weitere Sprüche wie „Soziale Medien als Blüte einer viel größeren Pflanze begreifen“ tauchten in großen Lettern in Lobos Präsentation auf – einige Zuhörer knipsten sie mit ihren Smartphones ab.

Auch das Handwerk – das war ja das Thema – sollte aus Lobos Sicht soziale Medien nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen. Auf Webseiten von Handwerkern sei er aber auf etwas gestoßen, „das mich verstört hat“. Viele hätten großartig aussehende Produkte zu bieten – online fehlten aber oft ansehnliche Fotos davon, die wiederum in sozialen Netzwerken geteilt werden können. In diesen seien (gute) Bilder eine Macht.

Wie Lobo dasteht, die Stimme hebt und senkt, und gestenreich auf die Zuhörer einredet, wirkt er bisweilen wie ein Prediger. Ein Digital-Prediger. Er nannte weitere Beispiele, wie Handwerker mit der Digitalisierung umgehen können. So das eines Tischlers, dessen Kunden sich online ihren Esstisch individuell zusammenklicken können, der dann für sie handgefertigt geliefert wird.

„Beklopptheit ist kein Ausschlusskriterium“

Anderes Beispiel: In Großbritannien sei es Pflicht bei öffentlich mitfinanzierten Gebäuden, sie komplett in 3-D vorzuplanen – beteiligte Handwerker müssten digitale Daten dafür liefern. Das werde auch hier kommen. Lobo räumte in seinem Vortrag mit Blick auf digitale Innovationen ein: „Vieles sieht bekloppt aus. Aber sehen Sie sich um in der Welt: Beklopptheit ist kein Ausschlusskriterium.“ Großer Applaus.

Matthias Parlings vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML) Dortmund stellte das am IML angesiedelte „Kompetenzzentrum Mittelstand 4.0“ vor. Es hilft kleinen und mittelständischen Betrieben beim Thema Digitalisierung.