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Uni-Vergewaltiger von Bochum: Ziyad K. überfiel zwei Studentinnen – seine Frau lebte mit ihm im Flüchtlingsheim

Uni-Vergewaltiger von Bochum: Ziyad K. überfiel zwei Studentinnen – seine Frau lebte mit ihm im Flüchtlingsheim

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Foto: Polizei / Alexander Keßel

Bochum. 

Dichte Wäldchen, einsame Unterführungen, versteckte Fußgänger-Wege: Auf dem Campus der Uni Bochum gibt es viele dunkle Ecken. 2016 passierten hier zwei schlimme Verbrechen. Zwei junge Studentinnen wurden im August und im November vergewaltigt.

Der Täter: Ziyad K. (32). Der Iraker wurde über DNA-Beweise überführt. Der Asylbewerber lebte mit seiner Familie unweit der Uni in einer Flüchtlingsunterkunft. Donnerstag beginnt der Prozess gegen den zweifachen Vater.

Was ist genau passiert – und wie schnappte die Polizei Ziyad K.? Eine Chronologie der Ereignisse

6. August 2016 – die erste Vergewaltigung

Es ist ein warmer Samstag in Bochum. Am frühen Abend ist eine chinesische Studentin (21) auf dem Heimweg. Sie fährt mit der U-Bahn bis zur Haltestelle Hustadt. Von dort aus geht sie über die Lise-Meitner-Allee, die Konrad-Zuse-Straße und die Straße Auf dem Kalwes nach Hause.

In Höhe des Königsbuscher Wäldchens wird sie von einem Fremden überfallen und bedroht. Der Täter, der wohl nur schlecht Deutsch spricht, vergewaltigt die junge Frau.

Der Fall sorgt für Aufregung bei der Bochumer Polizei: Hat das Uni-Phantom wieder zugeschlagen? Der Serien-Vergewaltiger hatte in den späten 90er Jahren und in den frühen 00er Jahren viele Frauen an der Bochumer Uni überfallen. Der Täter wurde nie gefasst.

Doch schnell ist klar: Es ist ein anderer, wesentlich jüngerer Täter. Kurze Zeit später veröffentlicht die Bochumer Polizei eine Beschreibung: „Der flüchtige Tatverdächtige kann wie folgt beschrieben werden: Mitte 30, 175 cm groß, kurze Haare, kurzer Bart, sprach mit ausländischem Akzent, evtl. mittelasiatischer/dunkler Hauttyp. Er war mit einem dunkelgelb/erdfarbenem T-Shirt und mit einer dunklen Hose bekleidet.“

18. August 2016 – Phantombild

Zwei Wochen nach dem Überfall auf die Studentin veröffentlicht die Polizei ein erstes Phantombild des Täters.

Doch der Täter wird nicht gefasst. Es dauert drei Monate – dann schlägt er wieder zu.

16. November 2016 – die zweite Vergewaltigung

Ein kühler Mittwochnachmittag, es ist schon fast dunkel. Gegen 16.45 Uhr durchquert eine andere chinesische Studentin (27) die Überführung der Max-Imdahl-Straße über den Hustadtring. Plötzlich wird sie von einem Brutalo von hinten angegriffen. Er zerrt sie in das benachbarte Wäldchen zwischen Schinkel- und Laerholzstraße. Dort vergewaltigt er sie.

Viele Fußgänger kommen in dem Bereich vorbei – doch sie bemerken nichts.

Nach der Tat flüchtet der Mann. Die Studentin ist psychisch stark angeschlagen.

Karte – die Tatorte der Vergewaltigungen:

Die Polizei sucht nun nach einem „ungepflegten Mann arabischer oder afghanischer Herkunft“.

21. November 2016 – Polizei veröffentlicht ein weiteres Phantombild

Die Polizei veröffentlicht ein zweites Phantombild. Es hat starke Ähnlichkeit mit dem ersten Bild.

An der Uni Bochum haben jetzt viele Angst vor einem Serientäter. Die Uni reagiert mit einer Notfallnummer: Studentinnen und Mitarbeiterinnen der Uni können dort anrufen und sich vom Wachpersonal nach Hause begleiten lassen.

22. November 2016 – Polizei bereitet Massen-Gentest vor

Die Polizei hat nach den Vergewaltigungen DNA gesichert – nun wird ein Massen-Gentest für 600 Männer vorbereitet.

23. November 2016 – Es war derselbe Täter

Die Polizei bestätigt: Beide Vergewaltigungen wurden von einem Täter verübt. Nun steigt der Fahndungsdruck weiter. Der Mann könnte wieder zuschlagen. Ein Mann wird vorübergehend festgenommen und dann wieder freigelassen.

20. November 2016 – 100 Hinweise

Die Polizei prüft mittlerweile 100 Hinweise. Eine heiße Spur ist nicht dabei.

5. Dezember 2016 – Festnahme!

Durchbruch: Die Polizei nimmt den mutmaßlichen Täter fest. Es handelt sich um den damals 31-jährigen Ziyad K. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einer Flüchtlings-Unterkunft in Bochum. Die Unterkunft ist nur 1,5 Kilometer vom zweiten Tatort entfernt. Die Familie kam im Dezember 2015 nach Deutschland.

Oberstaatsanwalt Andreas Bachmann spricht von einer „Wahrscheinlichkeit von 99,9 Prozent“, dass K. der Täter ist.

Der Mann ging der Polizei auf spektakuläre Art ins Netz. Ein Zeuge, der Freund eines Vergewaltigungs-Opfers, fotografierte ihn in der Nähe des Tatorts des zweiten Sex-Überfalls. K. lauerte im Gebüsch. Dort suchte er sich möglicherweise ein drittes Opfer.

Im Video erläutert Kriminalhauptkommissar Roland Wefelscheidt, wie der Mann gefasst wurde:

6. Dezember 2016 – Täter in U-Haft

Ziyad K. sitzt in Untersuchungshaft. Seine Frau und die beiden Kinder leben nicht mehr in der Flüchtlingsunterkunft „Auf der Heide“ nahe der Bochumer Uni. Sie wurden in eine andere Unterkunft gebracht.

15. Februar 2017 – Grausame Details aus der Anklageschrift

Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen Ziyad K. erhoben. Nun werden grausame Details bekannt: Er soll während der Vergewaltigung einer der Frauen einen Strick um den Hals gelegt haben – bis ihr die Luft weg blieb.

Ein weiterer Anklagepunkt ist Raub. Denn das zweite Opfer (27) wurde nicht nur vergewaltigt. Der Täter stahl ihr aus dem Portemonnaie auch zehn Euro.

Ab Donnerstag, 27. April, wird Ziyad K. in Bochum der Prozess gemacht.

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