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3. Gründergipfel NRW – noch zu wenige Gründer im Revier

3. Gründergipfel NRW – noch zu wenige Gründer im Revier

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Foto: Ingo Otto / WAZ FotoPool
Dass der Gründergipfel NRW erstmals in Bochum ausgetragen wurde, ist auch eine Botschaft an die Region. Die Strukturen zur Unterstützung von Gründungswilligen sind in Nordrhein-Westfalen vorhanden. Oft fehlt es aber an Mut oder an Kapital.

Bochum. 

Matthias Morrkopf hat es gewagt. Selbstständigkeit. Als vor fast zwei Jahren bei Medizin Sefzik, einem Fachbuchladen für Medizin und Naturwissenschaften an der Ruhr-Uni, der Räumungsverkauf angekündigt wurde, machte der heute 26-Jährige Nägel mit Köpfen. Gemeinsam mit Studienkollege Philipp Heinrich kaufte er den Laden. „Damals habe ich mir sogar noch den Stress angetan, gleichzeitig meine Bachelor-Arbeit zu schreiben“ erinnert sich der Betriebswirt und mag sich heute fragen, wie er beides wohl ordentlich unter einen Hut bekommen hat. Es gelang. Mit Mut, Geschick und Gründergeist.

Aber zumindest eines würde er denn trotz der erfolgreichen Übernahme des Geschäfts vom früheren Inhaber Günter Sefzik, der den Fachbuchladen 42 Jahre lang führte, heute schon anders machen. „Ich kann jedem Gründer nur raten, sich genügend Zeit zu nehmen“, sagt Matthias Morrkopf.

„Es ist eine Aufholjagd“

Er ist einer von Hunderten Besuchern beim 3. Gründergipfel NRW, der diesmal in der Jahrhunderthalle ausgetragen wurde. Gegründet haben er und sein Geschäftspartner schon im vergangenen Jahr. Nun geht es für beide aber um die Frage, wie der nächste Entwicklungsschritt der Firma finanziert werden kann. Denn: Bücher, Kittel, Stethoskope und anderes zu verkaufen, ist nur ein Teil ihrer Geschäftsidee – sozusagen die kalkulierbare Basis. Aber dabei soll es nicht bleiben.

Die Ansprechpartner beim Gipfel, Banken, Netzwerke, Gründungsberater, sind dafür eine gute Anlaufstelle. Überhaupt mangelt es in Nordrhein-Westfalen längst nicht mehr an Strukturen für Gründer und für das Gründen. 79 Startercenter gibt es über das gesamte Land verstreut. Ministerien, Kammern, Banken, Wirtschaftsförderer, alle sind getrimmt auf die Frage, wie sie dazu beitragen können, Ideen und Initiativen in Firmengründungen münden zu lassen. Denn: Nach wie vor hinkt NRW und mehr noch das Ruhrgebiet gegenüber dem Bundesdurchschnitt hinterher. „Es ist eine Aufholjagd“, sagt Matthias Kietzmann, Pressesprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums. Die Gründerquote in NRW (10,3 Prozent) liegt unter dem Landesdurchschnitt (11), im Revier ist sie sogar noch kleiner (9,1). Die Lücke wird zwar allmählich kleiner, aber nach wie vor gibt es Nachholbedarf.

Informationen sind das A und O

„Zahlen zeigen, dass in NRW ein enormes Gründungspotenzial steckt“, sagt Wirtschaftsminister Garrelt Duin beim Rundgang durch die Jahrhunderthalle. Indes fehle oft der Mut zur Gründung. Die Differenz zwischen Gründungspotenzial und tatsächlichen Gründungen liege vor allem in der Sorge um die fehlende Sicherheit begründet. Auch die Angst vor dem Scheitern und fehlendes Startkapital sind weitere wichtige Faktoren. Und: Wissenschaftliche Spin-Offs – Gründungen aus dem Uni-Betrieb heraus – sind nicht so stark ausgeprägt wie es eine Stadt mit ausgeprägter Uni-Landschaft und mit der Hoffnung, von dieser Wissenbasis profitieren zu können, es erwarten würde.

„Es braucht ein wenig Mut, aber vor allem viele Informationen, damit der Schritt gelingt“, sagt der Minister und fügt die Begründung dafür gleich an. „80 Prozent der Gründer, die sich beraten lassen, überleben auch die ersten fünf Jahre. Die Hälfte der Gründer, die ohne Beratung startet, ist nach zwei Jahren nicht mehr am Markt.“