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Musafarov und Khalil boxen um die WM

Musafarov und Khalil boxen um die WM

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Foto: wildschütz
Boxer Timur Musafarov und sein Promoter Timor Khalil haben einen WM-Kampf an Land gezogen

Essen. 

Timur Musafarov hat ein freundliches Gesicht. Der 26-Jährige arbeitet für die evangelische Kirchengemeinde als Streetworker. Im Essener Stadtteil Frohnhausen kümmert er sich um Jugendliche, die leicht abrutschen könnten. Direkt neben der A 40, der Lebensader des Ruhrgebiets, hat er eine frühere Schlecker-Filiale zum Box-Klub umgebaut. Er hat die Wände gemeinsam mit seinem Vater gestrichen, hat Sandsäcke besorgt und tagsüber trainiert er dort die Jugendlichen.

Abends, wenn Musafarov Zeit hat, trainiert er selbst. Er ist nicht nur Streetworker, er ist auch Box-Profi. Fünf Kämpfe hat der Cruisergewichtler bisher gemacht, alle fünf gewonnen. Fragt man ihn, wo er mal hin möchte im Leben, antwortet er sanft lächelnd: „Nach ganz oben.“

Am kommenden Samstag kann er einen ersten Schritt dorthin machen. In der kleineren Dortmunder Westfalenhalle 3 boxt er um den Weltmeister-Titel der GBU. DieGBU ist keiner der großen Weltverbände. Die Welt der Klitschkos ist noch so weit weg wie der Mond. Doch der Titel der GBU im Cruisergewicht ist vakant. Da der Verband an Lizenzgebühren für einen Titelkampf interessiert ist, sah Timor Khalil genau da die Chance.

Training bei Graciano Rocchigiani

Khalil ist die zweite Hauptperson des kleinen Unternehmens. Er ist ein Freund von Musafarov, ist sein Trainer und auch sein Promoter. Khalil ist 27 Jahre alt, er kam mit seinen Eltern vor 14 Jahren aus dem Irak nach Deutschland, hat in einem Kaufhaus eine Ausbildung als Verkäufer gemacht und ist nun selbstständig. Er hat als Amateur geboxt, hat beim ehemaligen Weltmeister Graciano Rocchigiani trainiert und stand vor seinem ersten Profikampf, als „Rocky“ mal wieder über Nacht alles hinwarf. Khalil hat dann keinen Profikampf mehr gemacht, blieb aber im Boxgeschäft hängen. „Man rutscht da halt so rein“, sagt er.

In das WM-Projekt mit Musafarov hat er ein paar tausend Euro aus seinem Ersparten investiert. Die GBU verlangt für einen Titelkampf eine vierstellige Summe an Gebühren. Khalil willigte ein. Der Gegner von Musafarov, der mit seiner Familie 1999 als Spätaussiedler aus Usbekistan nach Essen kam, ist ein erfahrener Boxer, aber nicht unbedingt ein erfolgreicher Boxer: Marko Angermann aus Halle an der Saale, 36 Jahre alt, zwölf seiner 23 Kämpfe hat er verloren. Profiboxen auf dieser Ebene ist ein harter Beruf. Die Kämpfer kriegen ein paar hundert Euro.

Musafarow und Khalil glauben derweil weiter an ihren Weg nach oben. Ob es klappt? Keiner weiß es, aber sie sind Realisten.

Um die Halle zu füllen, boxt am Samstag (ab 18.30 Uhr) auch Gola Dailydaite. Die Dortmunderin verteidigt ihren WM-Titel der WIBF gegen Irma Balijagic Adler. „Hoffentlich gewinnen wir beide“, sagt Timur Musafarov. sein freundliches Gesicht lächelt dazu.