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Nigeria schließt lesbische Spielerinnen aus

Nigeria schließt lesbische Spielerinnen aus

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Eucharia Uche, Trainerin von Deutschlands nächstem Gruppengegner Nigeria, hat lesbische Spielerinnen aus ihrem Team ausgeschlossen. Den Weltverband Fifa interessiert das jedoch nicht. Die Frauenfußball-WM hat ihren ersten Skandal.

Frankfurt/Main. 

Der Fußball-Weltverband Fifa schaut weg, das WM-OK hält sich bedeckt – doch der Ausschluss lesbischer Spielerinnen aus der Frauen-Nationalmannschaft von Deutschlands Gruppengegner Nigeria ist der erste echte Skandal der WM 2011. „Ja, die Lesben in unserer Mannschaft waren wirklich ein großes Problem. Aber seitdem ich Trainerin der Falcons bin, hat sich das erledigt. Es gibt keine lesbische Spielerin mehr in meinem Team. Ich kann diese dreckige Lebensweise nicht tolerieren“, sagte Nigerias Trainerin Eucharia Uche und sorgte damit allenthalben für Fassungslosigkeit.

Die deutschen Nationalspielerinnen halten sich mit Kommentaren zu der Verbannung homosexueller Spielerinnen aus Nigerias WM-Team zurück. Viel fällt einem dazu auch nicht ein, wenn man bedenkt, mit welchen Mitteln Uche versucht, ihre Spielerinnen zu einer heterosexuellen Lebensweise zu zwingen. Das fängt beim Voodoo-Zauber an und hört beim lieben Gott auf.

„Wir haben nun sehr viele Spielerinnen, die nach den Worten von Gott dürsten. Dadurch sind sie viel konzentrierter und wissen, dass der Fußball ihnen Ruhm, Glück und Spaß bringen kann. Homosexualität zerstört all diese Hoffnungen“, sagte Uche, die eigenen Angaben großen Erfolg mit ihrer „Hexerei“ hat: „Lesbische Spielerinnen sind in Nigeria ein Bild aus der Vergangenheit. Die Spielerinnen haben zu Gott gefunden.“

Fifa rührt sich nicht

Noch fast unglaublicher als die Aussagen von Nigerias Trainerin, die mit den Falcons am Donnerstag in Frankfurt auf die DFB-Frauen trifft, ist jedoch die Tatsache, dass die Fifa sich trotz dieser Aussagen nicht rührt. Denn es ist kaum vorstellbar, dass der Weltverband ebenso untätig bleiben würde, wenn Bundestrainerin Silvia Neid plötzlich auf die Idee käme, dass Spielerinnen mit Migrationshintergrund nicht mehr für Deutschland auflaufen dürften. Beim Thema Rassismus klingeln bei der Fifa mittlerweile die Alarmglocken, eine Ausgrenzung homosexueller Sportler tangiert den Weltverband aber offenbar nicht.

Für die frühere Bundesligaspielerin Tanja Walther-Ahrens, wie DFB-Keeperin Ursula Holl mit einer Frau verheiratet, ist der immer noch tabubehaftete Umgang mit lesbischen Spielerinnen „sehr schlimm. “ Jedoch weiß auch Walther-Ahrens, dass Uche eigentlich keine andere Wahl hat, als lesbische Spielerinnen aus dem Team auszugrenzen.

„Es gibt in Nigeria andere politische Verhältnisse, andere Wertevorstellungen. Wir leben glücklicherweise in einem Land, in dem ein anderer Umgang mit Homosexualität möglich ist. Nadine Angerer und Ursula Holl haben damit keine Berührungsängste. Sie gehen offen damit um. Das ist ein schöner Anfang“, sagte Walther-Ahrens der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung.

Angerer wünscht sich offeneren Umgang

Allerdings eben auch nicht mehr als ein schöner Anfang. Denn bislang sind aus der deutschen Frauen-Nationalmannschaft nur die bisexuelle Keeperin Nadine Angerer sowie Holl an die Öffentlichkeit gegangen. Bei den übrigen deutschen Nationalspielerinnen gewinnt man den Eindruck, dass sie immer zurückhaltender mit ihrer sexuellen Neigung umgehen. Mal abgesehen von Spielerinnen wie Fatmire Bajramaj oder Celia Okoyino da Mbabi, die sich gerne auch vom Boulevard mit ihren Freunden ablichten lassen. Deshalb wünscht sich Angerer einen generell offeneren Umgang. „Natürlich fände ich es toll, wenn generell Offenheit herrschen würde“, so Angerer.

Ex-Nationalspielerin Nia Künzer wünscht sich dagegen ein Outing auch bei den Männern, um es auch den homosexuellen Frauen einfacher zu machen. „Vielleicht sollten sich einfach mal ein paar Spieler zusammentun und an die Öffentlichkeit gehen, dann wäre das Thema mit einem Ruck vom Tisch“, sagte die 31-Jährige. Sie glaube nicht, dass es einen großen Aufruhr geben würde. „Zwei, drei Tage wäre das ein Thema, dann kommt schon das nächste“, sagte Künzer. (sid)