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Wie der Familienbetrieb Meyer auf Schalke funktioniert

Wie der Familienbetrieb Meyer auf Schalke funktioniert

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Gemeinsam auf Schalke: Vater Achim (l.) unterstützt Sohn Max Meyer (r.). Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Für den FC Schalke 04 geht es am Samstag im Spiel beim SC Freiburg um die erneute Teilnahme an der Champions League. Der 18-jährige Max Meyer gehört wohl erneut zur Startelf. Dass er so normal geblieben ist, liegt auch an seinem Elternhaus. Wir haben mit Max und Vater Achim Meyer gesprochen.

Gelsenkirchen. 

An der Tankstelle merkt man, dass Max Meyer tickt wie du und ich. Obwohl er als Profi bei Schalke 04 schon viel Geld verdient, sagt der 18-Jährige: “Es nervt mich, wenn ich da 80 oder 100 Euro ausgeben muss.” Dass Max Meyer so normal geblieben ist, liegt auch an seinem Elternhaus. Vater Achim Meyer (53), ein Polizist, der früher selbst Amateurfußballer und Trainer war, begleitet seinen Sohn zu fast allen Spielen. An diesem Samstag kämpft Schalke in Freiburg (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) um einen Platz in der Champions League. Vorher ein Gespräch mit Vater und Sohn.

Max, hat es Sie geprägt, dass Ihr Vater selbst früher ein guter Fußballer war?

Max Meyer: Ich war ja noch nicht geboren, als er selbst gespielt hat. Als kleiner Junge habe ich ihn später ab und zu noch in der Halle kicken sehen, aber da ist er mir nicht nachhaltig aufgefallen (lacht).

Achim Meyer: Aber die Pokale, die ich gewonnen habe, stehen alle bei Dir im Regal (lacht).

Max Meyer: Ich weiß aber, dass er einen guten linken Fuß hatte.

Herr Meyer, Sie haben unter anderem für Bayer Uerdingen und Rot-Weiß Oberhausen gespielt, danach waren Sie viele Jahre Trainer bei Arminia Klosterhardt in Oberhausen. Dort haben Sie auch aufgehört, weil Sie die sportliche Entwicklung Ihres Sohnes abwarten wollen. Wann war Ihnen klar, in welche Richtung das gehen könnte?

Achim Meyer: Mit 14, 15 konnte man schon erahnen, dass es was werden könnte. Als Max noch jünger war, ließ sich das in Klosterhardt noch ganz gut mit meiner Trainer-Tätigkeit vereinbaren. Da war er oft dabei, und als er vielleicht zwölf Jahre alt war, hat er dort auch schon mit den Erwachsenen trainiert. Nur kleine Spielchen wie Fünf gegen Zwei. Doch je älter er wurde, desto weniger Freizeit hatte er dafür. Und irgendwann war er bei Schalke und damit ja auch ganz gut aufgehoben.

Haben Sie damals in der Familie darüber gesprochen, dass Max Profi werden soll?

Max Meyer: Da mussten wir gar nicht groß drüber reden. Mir war schon zum meiner Zeit mit 13 Jahren beim MSV Duisburg klar, dass ich Profi werden will.

Achim Meyer: Und dabei haben wir ihn als Familie unterstützt: Die Mutter, die Großeltern – wir wohnen ja alle in einem Haus. Das war eine Art Familienbetrieb. Besonders für die Fahrten zum Training.

Worauf kommt es an, wenn man seinen Sohn auf eine große Karriere vorbereitet?

Achim Meyer: Das Gesamtpaket muss stimmen, Talent alleine reicht nicht. Man muss gesund bleiben, gute Trainer haben und zur richtigen Zeit seine Einsätze bekommen – das hängt auch vom Glück ab. Max ist ja nicht der einzige, der gut Fußball spielen kann. Es gab in seiner Altersstufe viele Spieler, die vielleicht sogar als besser angesehen wurden, weil sie einen Kopf größer waren als Max. Doch diese Jungs haben damals vielleicht nicht begriffen, dass sie mehr tun mussten, um aus ihren physischen Vorteilen etwas zu machen. Heute hört man von den meisten nichts mehr. Den unbedingten Willen und die Leidenschaft muss man mitbringen.

Können manche Jugendliche vielleicht auch mit dem, was einmal auf sie zukommt, nicht umgehen? Etwa mit Ruhm und Geld?

Achim Meyer: Ich kann mir zumindest vorstellen, dass das schwierig ist. Max hat damit zum Glück bislang kein Problem, weil er einfach nur Fußballspielen will – das ist das Entscheidende. Das Geld ist bei ihm im Moment noch ein schöner Nebeneffekt. Aber es ist natürlich auch wichtig für ihn, weil er keine andere Ausbildung gemacht hat.

Max hat die Schule nach der zehnten Klasse beendet. Als Felix Magath einst Julian Draxler zum Schulabbruch geraten hatte, weil man Fußballer kein Abitur brauchen würde, gab es eine große Diskussion…

Achim Meyer: Das hat Magath ein bisschen unsensibel ausgedrückt. Julian war damals schon weiter, er hatte nur noch ein Jahr bis zum Abi, und dann macht man das natürlich zu Ende. Für Max wäre es noch eine längere Zeit gewesen, und wir haben irgendwann eingesehen, dass es mit Fußball und Schule zu viel wurde – obwohl es trotzdem ärgerlich ist. Das Leben ist schließlich nach der Fußballkarriere ja nicht vorbei.

Hat es Ihr Sohn leichter als andere, weil er so gut Fußballspielen kann?

Achim Meyer: Das kann man nicht vergleichen. Max muss in seinem Beruf auch viel leisten, denn es ist natürlich ein Druck, vor 60000 Zuschauern zu spielen oder am nächsten Tag vielleicht in der Zeitung lesen zu müssen, was man für eine Pflaume ist. Das wird halt gut honoriert. Andere gehen in ihrem Beruf vielleicht acht Stunden arbeiten und kriegen dort auch einen auf den Deckel – allerdings für weniger Geld.

Max, wie läuft bei Ihnen eigentlich die Vermögensverwaltung?

Max Meyer: Das macht mein Vater gemeinsam mit meinem Management – ich mache es jedenfalls nicht.

Achim Meyer: Ja, das muss er noch lernen. Aber er kann mit Geld umgehen – er haut es nicht unnötig raus, das ist schon mal gut.

Max Meyer: Wenn ich alleine sehe, was das Tanken kostet: Ich fahre schon extra langsam, damit ich nicht alle drei, vier Tage zur Tankstelle muss. Das nervt mich schon, wenn ich da 80 oder 100 Euro ausgeben muss. Es kommt nicht oft vor, dass ich mir etwas Größeres leiste.

Ist das angenehm oder eher schwierig, dass man im Freundeskreis am meisten Geld zur Verfügung hat?

Max Meyer: Man muss ja nicht nur Sachen unternehmen, die viel Geld kosten. Aber klar: Für meine Freunde gebe ich auch mal einen aus. Aber umgekehrt ist das genauso.

Achim und Max Meyer über hoch dotierte Angebote für den Schalke-Star 

Was passiert eigentlich, wenn hoch dotierte Angebote für Sie kommen? Reden Sie darüber oder überlassen Sie dies Ihrem Berater Thorsten Weck?

Achim Meyer: Wenn da etwas kommen würde, würden wir das sicher in der Familie und mit Max‘ Berater besprechen. Max ist ja erwachsen. Aber das ist im Moment überhaupt kein Thema. Vielleicht kann Max ja eines Tages mit Schalke etwas Historisches schaffen. Bayern wird auf jeden Fall im nächsten Jahr nicht Deutscher Meister, das erzähle ich schon seit langer Zeit (lacht).

Max Meyer: Aber wir können trotzdem deswegen noch nicht von der Meisterschaft reden. Bayern und auch Dortmund sind schon noch ein Stück weiter als wir – das haben wir in dieser Saison gesehen.

Herr Meyer, sind Sie noch bei jedem Spiel dabei?

Achim Meyer: Eigentlich fast immer, sofern es beruflich geht. Zuletzt haben wir uns die Fahrt nach Stuttgart gespart – da war ja zu befürchten, wie es ausgeht…

Und meldet er sich dann vor den Spielen, Max?

Max Meyer: Ab und zu. Dann schickt er z.B. Nachrichten, dass wir endlich mal wieder gewinnen sollen, damit wir die Champions League sichern.

Max, als Sie mit 17 Jahren gegen Istanbul das erste Mal für Schalke in der Champions League gespielt haben, musste Horst Heldt Ihren Vater wegen des Jugend-Schutzes vorher um Erlaubnis fragen. Hatten Sie Angst, dass er nein sagt?

Achim Meyer (schaltet sich ein): Selbst wenn. Max hätte trotzdem gespielt…