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Deutsche Athleten sollten in London 28 Goldmedaillen holen

Deutsche Athleten sollten in London 28 Goldmedaillen holen

Nach einer Klage der WAZ-Mediengruppe musste nun die Bundesregierung die Zielvereinbarungen des Sportbundes, der Verbände und des Innenministeriums offenlegen. Demnach sollte die deutsche Olympiamannschaft insgesamt 86 Medaillen gewinnen – um so die millionenschwere Sportföderung zu rechtfertigen.

Essen. 

86 Medaillen sollen deutsche Athleten bei den Olympischen Spielen in London gewinnen, davon 28 in Gold. Diese Ziele hatten der Deutsche Olympische Sportbund und das Bundesinnenministerium vor vier Jahren in sogenannten Zielvereinbarungen mit den Sportverbänden festgelegt. Bisher hatten Ministerium und Dachverband die Ziele vor Politik und Öffentlichkeit streng geheim gehalten. Nach einer Klage der WAZ-Mediengruppe musste das Ministerium sie nun veröffentlichen.

240 Millionen Euro Fördergelder

Die Bundesregierung fördert den deutschen Sport jährlich mit 240 Millionen Euro, allein 130 Millionen Euro davon überweist jedes Jahr das Bundesinnenministerium. Dafür wollen die Verantwortlichen Medaillen sehen: Mit der Außenwirkung der deutschen Sportler rechtfertigt der Bund seine Millionensubventionen an den Sport.

Ein Steuerungsinstrument für diese Subventionen sind die Zielvereinbarungen. In Ihnen wird für jeden Verband festgelegt, wie viele Medaillen deutsche Sportler bei Olympischen Spielen gewinnen müssen. Der Deutsche Schwimm-Verband muss zum Beispiel ingesamt zwölf Medaillen gewinnen, die Leichtathleten acht und die Ruderer sechs. Gleichzeitig schreiben der Deutsche Olympische Sportbund und das Innenministerium in diesen Verträgen fest, für was die Verbände ihr Geld ausgeben dürfen: für Betreuer, Trainingslager oder Kooperationen mit Wissenschaftlern und Olympiastützpunkten.

Das beste deutsche Ergebnis lag bisher bei 82 Medaillen

Die Zielvereinbarungen waren bislang das große Geheimnis des deutschen Sports. Die WAZ-Mediengruppe hatte bereits im Mai 2011 Einsicht in die Vereinbarungen beantragt, war jedoch 14 Monate lang hingehalten worden. Erst durch eine Klage auf Grundlage des Presserechts musste das Innenministerium die Zahlen nun freigeben.

So viele Medaillen wie DOSB und Ministerium von den Sportlern in London fordern, hat eine gesamtdeutsche Olympiamannschaft noch nie gewonnen. Das beste deutsche Ergebnis nach der Wende waren 82 Medaillen bei den Sommerspielen 1992 Barcelona. In Peking holten die deutschen Sportler vor vier Jahren dagegen lediglich 41 Medaillen. In London sollten es nach dem Willen der Funktionäre und Beamten mit 86 Medaillen mehr als doppelt so viele sein. Die deutschen Athleten werden die Vorgaben der Funktionäre nur etwa zur Hälfte erfüllen.

Kritiker bezeichnen die Art der deutschen Sportförderung anhand von Medaillenerfolgen seit Jahren als rückständig und nicht umsetzbar. Die deutsche Sportförderung müsse an anderen Kriterien bemessen werden als an der reinen Medaillenzahl.

Minister und DOSB verteidigen Geheimhaltung der Zahlen

In einer Stellungnahme verteidigten Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes und Innenminister Friedrich ihre Geheimhaltungspolitik in Sachen Zielvereinbarung. Bach betonte, er sei dem Ministerium dankbar, dass es die frühzeitige Veröffentlichung und Turbulenzen in der Olympia-Mannschaft verhindert habe. Nach den olympischen Spielen hätte der DOSB die Zahlen im Rahmen einer Ergebnis-Analyse „ohnehin öffentlich gemacht“.

Friedrich selbst unterstrich, es sei seine „Aufgabe, mich für die schutzwürdigen Belange des Sports einzusetzen. Dazu gehörte, im Rahmen des presserechtlichen Auskunftsverfahrens die erbetenen Auskünfte nicht zu erteilen.“

Nach dem Ausgang der olympischen Spiele werde man „gemeinsam mit dem Sport nach einer sorgfältigen sportfachlichen Analyse die notwendigen Schlüsse für die zukünftige Sportförderung ziehen.“