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Darmstadts Tobias Kempe folgt seinem Vater in die Bundesliga

Darmstadts Tobias Kempe folgt seinem Vater in die Bundesliga

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SV Darmstadt 98 v FC St. Pauli - 2. Bundesliga Foto: getty
23 Jahre nach dem Karriereende von VfL-Bochum-Spieler Thomas Kempe ist die Fußballer-Familie mit Sohn Tobias zurück in der Bundesliga – mit dem Aufsteiger SV Darmstadt.

Voerde. 

Thomas Kempe telefoniert regelmäßig mit Hermann Gerland. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim VfL Bochum. Gerland trainierte den damaligen Fußball-Bundesligisten in den Achtzigern, Kempe war sein Libero. Beim letzten Telefonat ging es auch um Eintrittskarten. Kempe fragte seinen Ex-Coach, ob er zwei Tickets für die Partie FC Bayern gegen Darmstadt 98 besorgen könne. Gerland sitzt als Co-Trainer der Münchener an der Quelle und sagte seinem alten Spieler die Karten zu.

Siegtor gegen St. Pauli

Wenn alles glatt läuft, sind im nächsten Februar zwei Kempes in der Arena. Auf der Tribüne sitzt Vater Thomas. Auf dem Rasen steht Sohn Tobias im Darmstädter Trikot. 22 Jahre nach Thomas Kempes Karriereende ist die Familie zurück in der Bundesliga. Vater und Sohn starteten ihre Karriere einst beim TV Voerde, einem kleinen Verein am Rande des westlichen Ruhrgebietes.

Thomas Kempe war in der Stadt als Rabauke berüchtigt, aber auch als talentierter Fußballer: Der MSV Duisburg verpflichtete den 18-jährigen Thomas nach einem A-Jugendspiel gegen Schalke 04. „Am Sportplatz waren damals fünftausend Zuschauer. Die saßen zum Teil in den Baumkronen“, erzählt Vater Kempe. Später spielte er in den großen Stadien. Thomas Kempe kommt auf 391 Bundesliga-Spiele – und eine Meisterschaft mit dem VfB Stuttgart.

Von einem Titel ist Sohn Tobias noch weit entfernt. Er pendelte jahrelang zwischen Zweiter und Dritter Liga, bis er mit Darmstadt durchstartete. Die Hessen lieferten den Stoff für eine moderne Aschenputtel-Story. Ein Aufsteiger mischte mit Mini-Etat die 2. Liga auf und feierte am Ende den Durchmarsch. Der Mann des entscheidenden Treffers war: Tobias Kempe. Am letzten Spieltag zirkelte er gegen den FC St. Pauli einen Freistoß ins Tor und ließ sich später auf Schultern durchs Stadion tragen. „Tobias müssten sie in Darmstadt eigentlich ein Denkmal bauen“, sagt der Vater und lacht.

Der dritte Sohn im Anmarsch

Wenn er an ein anderes Spiel denkt, vergeht ihm das Lachen. Wenige Tage nach Darmstadts Aufstieg spielte ein weiteres Mitglied der Voerder Fußballfamilie um einen Bundesliga-Startplatz. Dennis Kempe war mit dem Karlsruher SC in der Relegation praktisch durch. Am Ende jubelte aber der Hamburger SV. Auf dem Platz litt Dennis Kempe. Auf der Tribüne Vater Thomas. Es hätte so schön sein können: Der dritte Kempe schafft es nach Lehrjahren beim TV Voerde in die Bundesliga. „Dann ist Dennis halt in der nächsten Saison dran“, sagt der Vater.

Das erzählt er auch bei den wöchentlichen Knobelrunden in Voerde. „Wenn ich mich mit meinen Leuten treffe, steht meistens der Fußball und weniger das Würfeln im Vordergrund“, sagt Thomas Kempe. Sie fragen nach der Form seiner Söhne.

Es geht manchmal auch um Fabrice Kempe. Das ist der jüngste Sohn des Ex-Profis. Fabrice Kempe geht zur Grundschule und kickt für die E 1 beim TV Voerde. Noch. Mit seinem Nachnamen und seinem Talent hat er größere Klubs auf sich aufmerksam gemacht. „Er soll sich hier aber noch entwickeln. Alles zu seiner Zeit“, sagt Thomas Kempe. Die Voraussetzungen für eine Karriere im Profibereich stimmen. Fabrice wäre nicht der erste Kempe, der von Voerde aus durchstartet.