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Neusiedler See im Burgenland lockt mit Wasserbüffel und Steppenrind

Eine Safari der anderen Art im Burgenland erleben

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Ganz im Osten Österreichs lockt das Burgenland mit einer Safari der ganz anderen Art: Im Nationalpark Neusiedler See lassen sich Wasserbüffel und Steppenrinder bestaunen und über 300 Arten Vögel beobachten. So wird beim Blick durchs Fernglas die Vielfalt der Natur im geschützten Naturraum deutlich.

Essen. 

Der Mann mit dem Stiftekopf und dem sonnigen, breiten Lachen hat bei Tomaten, Paprika, Kirschen oder Marillen den Dreh heraus, wenn es um Qualität und Geschmack geht. Auf der 33 Hektar großen Fläche in Frauenkirchen im Burgenland hegt und pflegt Erich Stekovics das edle Freilandobst und -gemüse. Doch damit nicht genug: Mit Engelsgeduld forscht und fahndet der studierte Theologe nach dem ursprünglichen Geschmack der Vitaminbomben.

Spitzenreiter sind dabei die Tomaten, von denen er inzwischen sage und schreibe 3200 verschiedene Sorten kultiviert hat. Ob als Tatar, Relish, Chutney oder kirschförmig rot oder gelb im Glas: Die seltenen Köstlichkeiten kann man in den internationalen Gourmetküchen und Feinkostregalen wieder finden. „Dazu zählt auch diese Erdbeermarmelade“, erwähnt Stekovics nicht ohne Stolz. „Diese schmeckt genau so wie sie Oskar Schindlers Ehefrau Mieze 1925 eingekocht hat. Das liegt an meiner Züchtung und dem wiederentdeckten Originalrezept.“ Sein außergewöhnliches Know-how verschweigt der Geschmacksfanatiker dezent. Ist die Erntezeit vorbei, begibt sich der so genannte „Tomatenkönig“, oder „Paradeiserkaiser“ wie die Burgenländer sagen, wieder in Klausur, um alte Obst- oder Gemüsesorten aufzuspüren und neu zu kreieren.

Eine Safari ganz anderer Art

Im Burgenland, ganz im Osten Österreichs, gibt es viel zu entdecken. Für eine Reise ganz anderer Art rüsten sich Ranger Manuel Böck und seine vier Begleiter. Ausgangspunkt für die Expedition ist der Nationalpark Neusiedler See, genauer gesagt die St. Martins Lodge im Seewinkel, wo ein Thermalbad, Spa und Saunalandschaft gesunde Entspannung bietet. Zudem enthält das Lodgeprogramm Entdeckersafaris und Star Gazing, geleitet von einer Astrophysikerin. Dass man hier die „Big five“ der Serengeti nicht vor die Linse bekommt, ist anzunehmen. Aber das ungarische Steppenrind, der Wasserbüffel, das Urwildpferd und Seeadler sind nicht nur seltene Exemplare, sondern auch sehenswert.

Auf der Tour mit dem Wiener Botaniker Manuel Böck geht es diesmal um Vögel. „Rund um den See“, erzählt Manuel, „der der westlichste Steppensee Europas ist, tummeln sich 330 verschiedene Arten.“ Nebenbei setzt er im richtigen Moment das Fernglas an und meldet Kiebitze. Eine Uferschnepfe und ein Kampfläufer stolzieren unerschrocken am seichten Uferrand umher. Da der Ranger die Einzelheiten über ihre Lebensräume und Eigenheiten genau erläutert, erkennt man die Unterschiede. So wird beim Blick durchs Fernglas die Vielfalt der Natur besonders im geschützten Naturraum deutlich.

Burgenländisch-Pannonische Küche seit drei Generationen

Nicht ganz so zart und grazil stapfen große und kleine Mangalitza-Schweine in ihrem Gehege durch Kies und Erde. Auf vier Hektar Wühlfläche, inklusive zahlreicher Schlammkuhlen, fühlen sich die 100 seltenen Wollschweine sauwohl. Besonders munter werden die behäbigen Gesellen, wenn Züchter Josef Waba mit einer Ladung Gerste, Kukuruz, Zuckerrüben und Grünklee anrückt. Zweieinhalb Kilogramm täglich verspeist davon jedes Borstenvieh. Aber er hält nichts von „Turbomast“ betont Waba, der sich seit 15 Jahren mit den Mangalitza-Schweinen befasst und dabei besonders die hohe Fleischqualität und den niedrigen Cholesteringehalt betont. „Die Salami, der Speck, die Grammeln und die Würste zergehen auf der Zunge und werden wie Delikatessen gehandelt.“

Im „Gasthaus zur Dankbarkeit“, ebenfalls in Podersdorf, weiß der Wirt Josef Lentsch genau wie man Steppenrind oder Mangalitza-Schwein zubereitet. In einer ehemaligen Zisterziensersakristei befindet sich heute das gutbürgerliche Speiselokal, ausgestattet mit Spitzenvorhängen an den Fenstern und einer tickenden Standuhr in der Ecke. „Seit drei Generationen pflegen wir hier die Burgenländisch-Pannonische Küche“, erklärt der Gastwirt. Und die handgeschriebene Speisekarte enthält Köstlichkeiten wie Bratwurst vom Mangalitza-Schwein mit Linsen oder Gekochtes vom grauen Steppenrind im Suppentopf mit Gemüse, Erdäpfeln und Semmelkren. „Aus der ursprünglichen Arme-Leute-Küche ist eine sinnesfreudige Küche geworden“, so Lentsch, der auch als Winzer seine eigenen Hausweine ausschenkt.