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Die schönsten E-Bike-Touren im Münsterland

Die schönsten E-Bike-Touren im Münsterland

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Essen. 

Ich will ein E-Bike“, sagt meine Frau in die Idylle des Bergsees hinein. Wir haben gerade die Hälfte unserer Radtour hinter uns gebracht, hocken am Ufer eines Bergsees, der vermutlich der nördlichste Deutschlands ist – und dann das. Nur weil es hier bei den Dammer Bergen mal ein paar Meter bergauf geht? Zugegeben, es ist angenehm, wenn man bei Gegenwind mal kurz auf den Knopf drückt und die Energie geradewegs in die Pedale wandert. Aber deshalb gleich ein E-Bike kaufen?

Doch der Reihe nach. Wir hatten die „3-Seen-Route“ gebucht, eine Radtour, die das Zwischenahner Meer mit der Thülsfelder Talsperre und dem Dümmer See verbindet und die mit einem Leih-E-Bike locker an vier Tagen absolviert werden kann, wenn man sich nicht allzu oft mit Klönschnack aufhält. Viel bedenken muss man nicht, denn das Arrangement beinhaltet die Übernachtung in Hotels, die zu den besten der Region zählen. Dazu jeden Abend ein Menü – und täglich ein Lunchpaket für unterwegs.

Also haben wir in Bad Zwischenahn, dem Ort, an dem wir gestartet sind, auch auf den berühmten Aal verzichtet, den man hier üblicherweise vertilgt. Dabei handelt es sich ja gewissermaßen um Bergsteigernahrung, und die brauchen wir in der Norddeutschen Tiefebene nicht. Die ist meist flach und geradezu prädestiniert für entspanntes Radeln. Und die Wege auf der „3-Seen-Route“ sind so, dass man fast immer bequem nebeneinander fahren kann und Autos selten stören.

Freundlichkeit ist üblich

Wir haben also viel Zeit, uns die Gegend anzuschauen. Dabei sind uns ein paar Dinge aufgefallen, die wir Nachahmern mit auf den Weg geben möchten. Wundern Sie sich zum Beispiel nicht, wenn die Leute freundlich grüßen, obwohl sie einen nicht kennen. Das ist hier so üblich, zumal auf dem Dorf. Selbst von Kindern kommt ein forsches „Moin“. Wundern Sie sich auch nicht über große Bauernhöfe unter hohen Eichen. Oder über Neubauten, die oft kleinen Palästen ähneln – mit Türmchen, Erkern und Zinnen. Angeblich können die Menschen im Oldenburger Münsterland keine kleinen Häuser bauen. Manche Garagen sind größer als eine Mietwohnung in der Stadt.

Wenn man so durch die Spargel- und Erdbeerfelder radelt, dann macht man sich unweigerlich Gedanken über die Landwirtschaft. Sie ist das eine, was allgegenwärtig ist im Oldenburger Münsterland. Das andere ist der Katholizismus. Jedenfalls sollten Sie sich auch nicht über die vielen Kruzifixe wundern, die, meist überdacht, an Hofeinfahrten und Weggabelungen stehen.

Die kinderreichste Region Deutschlands

Dass die katholische Lehre durchaus noch praktische Relevanz hat, sieht man vielleicht auch daran, dass der Laden mit der größten Fensterfront am Marktplatz von Damme der mit den Kinderwagen ist. Das Oldenburger Münsterland ist die kinderreichste Region Deutschlands. Direkt gegenüber liegt die Pfarrkirche St. Viktor, die mehr einem Dom gleicht, fast überdimensioniert für einen Ort wie Damme. Dieser Bau beeindruckt auch, wenn man sich über sonst nichts mehr wundert, vor allem abends bei Beleuchtung.

Eigentlich sind es aber weniger die Orte, die den Reiz dieser Route ausmachen. Nein, es sind vor allem die Landschaften. Die Thülsfelder Talsperre zum Beispiel, die seit 1938 unter Naturschutz steht. Hier radeln wir am Ostufer entlang, vorbei an Campingplätzen, Bänken unter hohen Bäumen und kleinen Badestränden. Oder die Dammer Berge. Da saust man eben noch im Energiesparmodus schnurstracks auf einer alten Bahntrasse entlang, und plötzlich beginnt er: der Anstieg. Aber wir haben ja einen „Power“-Knopf. So betrügt man zwar die Sinne, hat aber noch einen Blick für den Handorfer Mühlenbach, der links zu Tal plätschert.

Friedlicher Dümmer See

Oder der Dümmer See, der uns am frühen Morgen ausgesprochen friedlich empfängt. Wohnmobilisten haben eine kleine Wagenburg gebaut und den Frühstücktisch gedeckt, bei der Aalräucherei Hoffmann werden die Fenster geputzt. Und beim Strandhaus Schomaker die Tische eingedeckt, denn die ersten Freunde von Kaffee und Kuchen werden bald kommen.

Für uns beginnt hier der Rückweg. Auf dem Pickerweg, einer alten Pilgerroute, radeln wir gen Norden. Rechts reiht sich ein Moor an das andere, weit und breit ist kein Bauwerk zu sehen, höchstens mal ein Hochsitz vom Jäger. Am Ende spricht auch meine Frau nicht mehr vom E-Bike. Sondern nur noch davon, wie schön es war, mit den Gedanken mal ein paar Tage ganz woanders zu sein. Und dass es besser gewesen wäre, wenn wir die „6-Tage-Tour“ gebucht hätten. Weil wir mehr Zeit gehabt hätten für die Wellnessangebote der Hotels.

Und für die Gespräche am Wegesrand. Mit Paul Arlinghaus, einem Landwirt, der in Dinklage im Schatten der Schweger Mühle einen Garten mit alten Getreidesorten angelegt hat und seinen Gästen mit Leidenschaft näherbringt, wie aus dem Korn ein Brot wird. Und mit Schwester Johanna aus der Abtei der Benediktinerinnen in der Burg Dinklage, einem Ort voller Geschichte. Aber den sollten Sie wirklich selber entdecken. Allein schon wegen der Klostertorte.