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Bürger wollen den Teutoburger Wald nicht zum Nationalpark machen

Bürger wehren sich gegen den Nationalpark Teutoburger Wald

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Foto: Hans Blossey
Der Teutoburger Wald und das Eggegebirge sollen der zweite Nationalpark Nordrhein-Westfalens werden. Doch die Bewohner der umliegenden Dörfer können sich mit den Plänen nicht anfreunden. Sie fürchten die Einschränkungen, die ein Nationalpark mit sich bringt und haben eine Bürgerbewegung gegründet.

Detmold. 

Es soll der zweite Nationalpark in Nordrhein-Westfalen werden, doch die im Juni 2007 angestoßenen Planungen für den Nationalpark Teutoburger Wald/Eggegebirge kommen bislang nicht recht voran. Zu groß ist der Widerstand an der Basis. So ist etwa die Ablehnung unter den Bewohnern der Dorfgemeinschaft Veldrom-Kempen-Feldrom in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) stark.

„Es hat etwas von Asterix und Obelix. Wir sind das kleine gallische Dorf, umlagert von Feinden“, sagt Einwohner Marc Wüllner. Den Planungen des Kreises Lippe wolle man sich mit aller Macht widersetzen. 800 Personen leben in Veldrom-Kempen-Feldrom – über 80 Prozent haben sich an der Unterschriftenaktion der Bürgerbewegung „Unser Teutoburger Wald – Kein Nationalpark Teutoburger Wald/Egge“ beteiligt.

„Die Befürworter setzen auf steigenden Tourismus. Sie wollen Schulklassen in den Wald locken. Die Leute könnten jetzt schon kommen. Machen sie aber nicht“, meint Rentner Hans Wüllner. Veldrom-Kempen-Feldrom grenzt an zwei Naturschutzgebiete, die zum Projekt Natura 2000 der Europäischen Kommission zählen.

Bürgerbewegung wurde im März 2011 gegründet

„Früher hatten wir Kneipen und Gaststätten. Mittlerweile ist nichts mehr da. Es gibt nicht mal mehr einen Tante Emma-Laden“, sagt der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins, Ralf Tschertscher. Den schleichenden Rückgang konnten die Naturschutzgebiete nicht verhindern. „Ein Nationalpark mit all seinen Einschränkungen kann das erst recht nicht“, glaubt Landwirt Klaus Schäfer. Kommt der Nationalpark, werden feste Wege eingerichtet, die nicht mehr verlassen werden dürfen.

Ralph Gerdes und Jürgen Ruth haben die Bürgerbewegung gegen den Nationalpark im März 2011 gegründet. „Die Bürger wussten damals gar nicht, was ein Nationalpark ist“, sagt Gerdes. Seitdem haben sie bereits über 26.000 Stimmen gegen den Nationalpark gesammelt. Auch Stephan Prinz zur Lippe, dessen privater Waldbesitz in der geplanten Waldparkkulisse liegt, lehnt das Projekt ab.

Das derzeit angedachte Nationalparkgelände gleicht derzeit noch einem Flickenteppich. „Allmählich sollten die Befürworter einsehen, dass das Gelände nicht mehr reicht und die Pläne über Bord werfen“, fordert Jürgen Ruth. Der Kreis Lippe ist für die Planungen des rund 8.650 Hektar großen Parkes federführend. Zudem sind auch die Kreise Höxter und Paderborn von der Einrichtung betroffen.

Einigung ist nicht in Sicht

Landrat Friedel Heuwinkel ist einer der Antreiber des Projekts. Der CDU-Politiker setzt auf weitere Schlichtungsgespräche und Arbeitskreise: „Die Diskussion um den Nationalpark wird auf einer sehr emotionalen, leider oftmals auch sehr unsachlichen Ebene geführt. Letztendlich kann man nur ein abschließendes Urteil treffen, wenn man alle Aspekte – positive wie negative – beleuchtet hat.“ Fachleute hätten in Gutachten die Sinnhaftigkeit eines Nationalparks bestätigt. „Deshalb sehe ich keinen Anlass über ein Scheitern des Nationalparks zu sprechen oder dieses in Erwägung zu ziehen“, meint der Landrat.

Zur Vermittlung zwischen den Parteien ist der ehemalige Staatssekretär Günter Kozlowski als Schlichter engagiert worden. Eine Einigung ist derzeit aber offenbar nicht in Sicht. Zudem wird diskutiert, eine Bürgerbefragung für den Nationalpark durchzuführen. Das letzte Wort über die Ausweisung eines Nationalparks hätte dann aber der Düsseldorfer Landtag, der eine Nationalparkverordnung verabschieden müsste.

Bis wann dies umgesetzt werden kann, ist derzeit noch unklar. Aber vielleicht sorgt die Landtagswahl am kommenden Sonntag für neuen Rückenwind für das Projekt. So sprach sich Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) für die Errichtung des Nationalparks aus – wenn und sofern es dafür die Zustimmung vor Ort gibt. Die CDU äußerte sich ähnlich. (dapd)