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Tatverdächtige sollen Opfer der „Döner-Morde“ fotografiert haben

Verdächtige sollen Opfer der Döner-Morde fotografiert haben

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Bei den mutmaßlichen Tätern der sogenannten Dönerbuden-Morde haben die Ermittler laut Medienberichten Bilder der Opfer gefunden. Die Fotos zeigten mindestens drei Opfer der Taten. Der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl befürchtet derweil eine Verfassungsschutz-Affäre. Möglicherweise habe der Geheimdienst mehr über die Hintergründe der Taten gewusst, als bisher bekannt sei.

Berlin. 

Bei der Gruppe um die toten Bankräuber aus Zwickau hat die Polizei einem Medienbericht zufolge rechtsextremistische Propagandavideos gefunden, die auch Bilder von Opfern der „Döner-Morde“ enthalten. Die Bilder zeigten mindestens drei Opfer der Taten unmittelbar nach ihrer Ermordung, berichtete der SWR-Hörfunk am Samstag unter Berufung auf Ermittlungskreise. Es sei wahrscheinlich, dass die Bilder von den Tätern selbst gemacht worden seien. Die Propagandavideos seien nicht veröffentlicht worden, es seien aber voradressierte Umschläge an verschiedene Medien sowie islamische Vereine gefunden worden, die offenbar zum Versand der DVDs dienen sollten.

Bei den Dönerbuden-Morden waren zwischen 2000 und 2006 acht Türken und ein Grieche erschossen worden. Nach Ansicht der Bundesanwaltschaft, die am Freitag die Ermittlungen übernahm, könnten diese Taten auf das Konto des rechtsextremistischen Trios aus Zwickau gehen, das auch für den Mord an einer Heilbronner Polizistin 2007 verantwortlich sein soll.

„Rechten Terror entschlossen zurückweisen“

Vertreter von in Deutschland lebenden Ausländern rufen wegen der Morde an einer Polizistin in Heilbronn sowie an neun ausländischen Ladenbesitzern zum Kampf gegen rechtsextremistischen Terror auf. „Wir müssen den Hass und die Zwietracht, die der rechte Terror sät, als Demokraten entschlossener als bisher zurückweisen“, sagte der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Aiman Mazyek. Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, kündigte Protestaktionen gegen den „Rechtsterrorismus“ an.

„Wir dürfen Islam- und Fremdenfeindlichkeit nicht bagatellisieren in unserem Land. Das ist kein Angriff auf eine bestimmte Gruppe, sondern auf die Grundfesten unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft“, sagte Mazyek der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“.

Er fügte hinzu: „Das ist nicht der erste Fall dieser Art. Wir haben erst unlängst in Dresden einen rechtsextremistisch motivierten Mordanschlag erlebt.“ 2009 war eine 32-jährige Ägypterin in einem Dresdener Gerichtssaal aus rassistischen Motiven von einem Russlanddeutschen erstochen worden.

Türkische Gemeinden kündigen Protestaktionen an

Zuvor hatte bereits der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland, Kenan Kolat, der selben Zeitung erklärt: „Das ist Rechtsterrorismus.“ Kolat kündigte Protestaktionen an und fuhr fort: „Ich rufe die Deutschen auf, sich daran zu beteiligen und zu sagen: Das akzeptieren wir in unserem Land nicht.“

Er sei erschrocken darüber, dass in Deutschland Menschen wegen ihrer Herkunft getötet werden. „Ich erwarte schnellstmögliche Aufklärung.“ Kolat fügte hinzu, die Spitzen seiner Gemeinde wollten am Samstag über Protestaktionen beraten.

Uhl befürchtet Verfassungsschutz-Affäre nach Döner-Mordserie

Der CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl schließt nicht aus, dass den jüngsten Erkenntnissen über den Polizistinnen-Mord von Heilbronn und die Döner-Mordserie eine Verfassungsschutz-Affäre folgt. „Ich habe das Gefühl, das wird noch sehr interessant“, sagte der innenpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion der selben Zeitung. Möglicherweise habe der Geheimdienst mehr über die Hintergründe der Taten gewusst, als bisher bekannt sei.

Nach Einschätzung von Ermittlern gehen sowohl die Tötung einer Polizistin in Heilbronn im April 2007 als auch die sogenannten Döner-Morde, denen in den Jahren 2000 bis 2006 bundesweit acht Türken und ein Grieche zum Opfer fielen, auf das Konto einer rechtsextremistischen Gruppierung. (dapd)