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Schwimmen wie eine Meerjungfrau – in Wuppertal kann man das lernen

In Wuppertal kann man schwimmen lernen wie eine Meerjungfrau

Flossen hoch, wer Nixe werden will: Bei Melanie Seidel wird jeder zum feucht-fröhlichen Zwitterwesen. Die gelernte Visagistin und Maskenbildnerin führt Schwimmsport und Rollenspiele zu einem fantasievollen Vergnügen zusammen. Nicht nur für Mädchen: jede dritte Nixe ist ein Mann.

Wuppertal. 

Ein beige-braunes, in die Jahre gekommenes Hallenbad in einem Vorort von Wuppertal ist so ziemlich das letzte Gewässer, wo man eine Meerjungfrau erwartet – doch ausgerechnet hier taucht die Dame mit der blauen Flosse aus dem chlorgeschwängerten Wasser auf, lächelt charmant und fragt, ob man das auch mal probieren wolle, das nixnutzige Leben mit Flosse.

Ja, Meerjungfrau kann jeder werden. Auch jeder Mann. Vielleicht sollte er sich dann Poseidon taufen, das passende Zepter liegt griffbereit, ist aber auf den zwei abgesperrten Bahnen des Waldhallenbades Cronenberg problematisch: Man könnte leicht eine andere Meerjungfrau aufspießen, wenn man nicht auf Dreizack ist.

Wer Bauchtanz kann, ist klar im Vorteil

Denn das Wasser wird von einem halben Dutzend Nixen und einem Trio Meerjungmännern durchpflügt. Und wer gerade erst zum feucht-fröhlichen Zwitterwesen mutiert ist, der tut sich schwer mit der Flosse am Hinterteil. Allein der Versuch, sie gegen den Wasserdruck an die Oberfläche zu kriegen: Die Übung „Flossen hoch“ führt zu Bauchmuskelkater.

Zum Glück gibt’s Unterricht bei der Dame ohne Unterleib mit den aparten Muscheln und Fischnetz-Applikationen um die Hüfte: Melanie Seidel schafft’s, mit der Flosse zu wedeln wie sonst nur Delfine in Duisburg und sie bringt den frisch mutierten Zwitterwesen am Beckenrand bei, die Flosse züchtig an den Rand zu ziehen, für den Fall, dass mal ein flossenloser Schwimmer seine Bahn ziehen will.

Meerjungfrauen vermehren sich gerade massenweise, Disneys Arielle und der Liebe zu Fantasy-Rollenspielen sei dank, meint Melanie Seidel. Denn die gelernte Visagistin und Maskenbildnerin, die vor fünf Jahren aus München nach Erkrath kam, hat aus dem Meerjungfrauendasein so etwas wie ihren Beruf gemacht. Schon länger arbeitete sie mit Unterwassermodels zusammen, sorgte bei Fotoshootings dafür, dass diese auch unter der Oberfläche gut aussahen.

Die 34-Jährige liebt Fantasy und Rollenspiele

Gleichzeitig liebt die 34-Jährige Fantasy und Rollenspiele. Das Nixen-Projekt ist die Symbiose dieser beiden Welten. Ihre Töchter wollten unbedingt Meerjungfrau werden und so hat sie die Kostüme besorgt und Monoflossen. Daraus wurde immer mehr: Abenteuernixe Mel schwimmt auf einer Erfolgswelle, bietet Schminktipps, Schwimmtraining und Spiele im Paket an – ganz am Ende stehen die großen Atlanteanischen Spiele, auf die sie auch in Wuppertal einen kleinen Vorgeschmack gibt: Meerjungfrauen und -männer üben Ringe einsammeln, das Schwimmen in Bauch- und Rückenlage. „Wer Bauchtanz kann oder Schmetterlingsschwimmen, ist klar im Vorteil“, erklärt sie.

Im Idealfall macht der Körper von der Fingerspitze bis zum Schwanzende elegante Wellenbewegungen und bekommt richtig Tempo und bald gelingen elegante Drehungen und Schwimmbewegungen. Sehen kann das natürlich nur der, der ebenfalls untertaucht. Kein Wunder, dass Schwimmbrillen bei Meeresgöttern und Wassernixen zu häufigen Accessoires gehören. „Es ist eine schöne Mischung aus Fantasy und Sport“, sagt sie. Der Nixen-Mix sorgt dafür, dass auch Jungs sich in den Fischleib zwängen, der ein wenig wirkt wie ein enger Rock: Jede dritte Nixe ist ein Nixon, sagt sie.

Allerdings, warnt Melanie, müssen Zwitterwesen zwei Dinge beachten – nein, es geht nicht ums Anti-Schuppen-Shampoo: „Monoflossen und das Kostüm sind keine Schwimmhilfe, sondern eine Behinderung.“ Wer im Wasser nicht sicher ist, hat viel zu schlucken. Und viele Badeanstalten haben ein Flossenverbot erlassen. Deswegen: Vorher nachfragen, sonst wird das Nixendasein ein Schlag ins Wasser.